Baubürgermeister i.R. Hans Frieser im Alter von 64 Jahren verstorben

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Im Alter von nur 64 Jahren ist gestern Morgen in Ulm der ehemalige Baubürgermeister und Erster Beigeordnete der Stadt Schwäbisch Gmünd, Hans Frieser, nach langer Krankheit und dennoch mitten aus quirliger Schaffenskraft heraus überraschend verstorben.

Mittwoch, 18. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
126 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Hans Frieser prägte als Architekt des großen Stadtumbaus und als weitsichtiger Gestalter der Gmünder Zukunft ein wichtiges Jahrzehnt der Weichenstellungen und des städtebaulichen Umbruchs in Schwäbisch Gmünd. Besonders die Planungen für Landesgartenschau und das Gamundia-​Projekt tragen seine Handschrift, ebenso viele weitere große Projekte und Baugebiete in Stadt und Land. Vielerorts hat er bleibende Spuren hinterlassen.
Es sind Fügungen, die einen nachdenklich stimmen, als wir gestern unsere Zeitung zeitgleich mit aktuellen Bildern und Berichten von den derzeitigen Gmünder Großbaustellen gestalteten, als die Nachricht vom allzu frühen Tod dieses markanten Stadtplaners eintraf. Ihm ist nicht mehr vergönnt, die Realisierung der Jahrhundertprojekte dieser Stadt erleben zu dürfen. Aus einer langen und schweren Krankheit, gegen die er tapfer kämpfte, machte er während seines Hierseins nie einen Hehl. Mit regelrechter Arbeitswut, so schien es oft, ging er gegen das Kranksein an. Der „Hansdampf in allen Gmünder Gassen“, wie er gerne betitelt wurde, erkannte seit seinem Gmünder Amtsantritt (im Jahr 2000) die Chancen der Innenstadt-​Sanierung in Verbindung mit der damals aufkeimenden Vision der Landesgartenschau im Zusammenhang mit dem Gamundia-​Projekt. Er kämpfte sogar um die Realisierung der ursprünglichen Gmünder Gartenschauplanung bereits 2012, um „keine Zeit mehr zu verplempern“, wie er seinerzeit im Gespräch mit der Rems-​Zeitung gegen OB Leidigs Ansinnen des Terminverschiebens auf 2014 warb. Genau so war Hans Frieser: Zielgerichtet, anpackend, oft auch sehr bayrisch-​dickköpfig — was oft gut, manchmal auch recht unpassend war. Man konnte sich mit ihm heftig streiten, ohne das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass er hernach nachtragend war. Er schätzte das offene Wort, auch, um immer und immer wieder an den gemeinsamen Bürgersinn in Gmünd zu appellieren. Vielleicht war manch ehrlich gemeinte Wortgewalt dieses Bürgermeisters zu ungewohnt für einige Versammlungen und Besprechungen. Als 2008 die Gartenschau– und Gamundia-​Planung wegen des umstrittenen Investorenwettbewerbs und auch wegen Fragen des Denkmalschutzes in die große Krise geriet, da verspürte Hans Frieser auch tiefe menschliche Enttäuschungen. „Zuviel Negativstress“, so urteilte er anlässlich seines überraschenden Rücktritts und Abzugs aus Schwäbisch Gmünd im Frühjahr 2009. Schwer zu schaffen machte ihm auch seine schwere Wiederwahl im Gemeinderat kurz zuvor. Ihn zog es zurück zu seiner Familie nach Ulm, wo er sich bis zuletzt in neue Aufgaben stürzte. Er fühlte sich noch viel zu jung und schaffig, um sich bereits auf den Ruhestand zuzubewegen.
So umstritten Hans Frieser in seiner Gmünder Zeit gewesen sein mag, so deutlich sind aber auch seine Verdienste als Pionier, Weichensteller und Planer für die Stadt deren gute Zukunft sich nun immer klarer abzeichnet. Sein markantes „No, so macha m’r dös!“ war geschätzt und gefürchtet, sorgte für stadtplanerische „Husarenritte“ (auch Originalzitat Frieser), so etwa beim rekordverdächtig schnellen Umbau der Bismarckkaserne ins Hochbegabtengymnasium. Der dreifache Familienvater hatte sein Handwerk in München erlernt, vom Bauzeichner bis zum Architektur-​/​Ingenieurstudium. Über die Bayerische Staatsbauverwaltung reichte die Karriere an die Spitze der Stadtplanungsämter in Regensburg und Ulm.