Jutta Kruczek wurde in der Brücke auf einen Thron gesetzt und feierlich verabschiedet

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Ein Thron stand am Sonntag im Saal des evangelischen Gemeindezentrums Brücke in der Gmünder Weststadt. Kein Wunder – galt es doch, eine echte Institution zu verabschieden. Kindergartenleiterin Jutta Kruczek trat nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand.

Montag, 23. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (ml). „Wir feiern heut ein Fest“ sangen die Kinder zum Auftakt des Gottesdienstes, ehe Pfarrer Karl-​Hermann Siegel die voll besetzten Reihen zu dem „bemerkenswerten, einmaligen Tag“ begrüßte. Besonders hieß er seinen Vorgänger Peter Pfitzenmaier willkommen, Kruczeks früheren Chef. Der begleitete die Gemeinde auf der Gitarre zum Lied „Morning has broken“ bzw. „Morgenlicht leuchtet“.
Pfarrer Siegel las aus dem 2. Buch Mose über Gott, der das Volk Israel auf seinem Weg bei Tag als Wolkensäule, bei Nacht als Feuersäule führte. Pfarrer Pfitzenmaier nahm das Bild des Regenbogens auf, das den Gemeindesaal schmückt: Jutta Kruczek habe Farbe ins Leben der Kinder gebracht und ein Herz für dieses Gemeindezentrum geschaffen. Sie sei für viele Kinder ein Segen gewesen.
Der Brücke-​Nachwuchs präsentierte seiner scheidenden Kindergartenleiterin einen zunächst leeren Koffer. Dort hinein gaben sie dann unter Anderem eine Kerze als Symbol von Licht und Wärme, einen Hut („Du sollst immer gut behütet sein“), ein Taschentuch für Freudentränen, eine Landkarte um immer wieder einmal den Weg in den Kindergarten zu finden, ein Buch, zu dem jedes Kind eine Seite beigesteuert hatte und ein Kreuz aus Ästen des Brücke-​Gartens.
Pfarrer Siegel nannte das Kofferpacken in seiner Predigt als wunderbares Bild für unser Leben: Manches nehme man mit, von manchem könne man sich schwer trennen. Jutta Kruczek, die vor 42 Jahren in den ganz neuen Brücke-​Kindergarten gekommen sei und diesen 37 Jahre geleitet habe, könne auf jeden Fall die Dankbarkeit der gesamten Gemeinde einpacken. Nach dem Gottesdienst errechnete Dekan Immanuel Nau in seinem Grußwort rund 2000 Kinder, die durch die Hände von Jutta Kruczek gegangen seien. Vieles habe sich in den vier Jahrzehnten im Kindergartenwesen geändert; eine immer höhere Qualifikation sei notwendig. Nau erntete viel Applaus für seine Forderung, Kindergärtnerinnen Lehrern auch in der Bezahlung gleichzustellen. Als Geschenk der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde übergab Kirchenpfleger Joachim Richter der leidenschaftlichen Gärtnerin eine Rosen– und Rebenschere.
Dass Kruczek den Ruhestand als Neubeginn betrachten solle, wünschte Bildungsamtsleiterin Karin Schüttler namens der Stadt. Elternbeiratsvorsitzende Ines Schulte übergab mit einem „ganz großen Dankeschön“ einen Trompetenbaum als Geschenk. „Intensiv, lebendig und erfüllend“ sei die Arbeit gewesen, erklärte Jutta Kruczek in ihren Dankesworten. Sie sei angesichts der vielen lieben Worte und Wünsche überwältigt und sprachlos.
Im Anschluss an den offiziellen Teil gab es noch ein Gemeindefest, das bis in den späten Nachmittag währte. Eine Elternband gestaltete es musikalisch. Dabei gab es noch eine große Dankeschön-​Torte für Jutta Kruczek und einen sehr emotionalen Moment, als ihr das Lied „My Way“ als Ständchen dargebracht wurde.