„Stauferland“ wird als Erlebnismarke etabliert

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die Geschichte der Staufer wird — wenn man sie richtig präsentiert — für den Raum Gmünd — Lorch — Göppingen ein Publikumsmagnet sein. Darauf machte Staatssekretär Dr. Stefan Scheffold aufmerksam, als er die letzten Schrauben einer neuen Informationstafel im Kloster Lorch anzog.

Mittwoch, 04. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
172 Sekunden Lesedauer

Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND/​LORCH. „Die Staufer sollen als bedeutendes baden-​württembergisches Herrschergeschlecht, das rund 200 Jahre lang Europa regiert hat, noch stärker in den den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden“, postulierte Scheffold, bevor er zum Schraubenschlüssel griff. Der Landtagsabgeordnete erinnerte daran, dass sich die Staufer nicht umsonst auch im Landeswappen niedergeschlagen haben. „Wenn wir schon die Initiative ergreifen und die Staufergeschichte stärker herausstellen, dann am Besten an der Wiege der Staufer“, so der Staatssekretär im Landesfinanzministerium, der in diesem Zusammenhang die historischen Stauferstätten in Gmünd, Lorch, Wäschenbeuren und Göppingen auflistete. „Auch wenn es andernorts sehr repräsentative Baudenkmäler aus der Stauferzeit gibt — das Stammland ist eben hier bei uns!“
„Das Land verbessert die touristische Beschilderung im Stauferland, um die Kulturdenkmale zu stärken und dem Stauferland eine Plattform zu geben. So wird ein Ergebnis der von mir geleiteten Arbeitstagung „Stauferland“ im Dezember letzten Jahres umgesetzt“, sagte Finanzstaatssekretär Dr. Stefan Scheffold anlässlich der Aufstellung des Schildes „Willkommen im Stauferland“ beim Kloster Lorch am gestrigen Dienstag. Auch an der B 29 werden seit ein paar Wochen Autofahrer sowie Radtouristen auf die historisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht.
Das neue Schild in Lorch stellt die drei dem Land Baden-​Württemberg gehörenden Kulturdenkmale Kloster Lorch, das Wäscherschloss und den Hohenstaufen mit Fotos und einer gemeinsamen Kartenskizze vor. Die erläuternden Texte sind in deutscher, englischer und italienischer Sprache verfasst. Das Schild soll ebenfalls am Wäscherschloss und auf dem Hohenstaufen angebracht werden.
„Damit wird den Besuchern die Vernetzung der drei Kulturdenkmale verdeutlicht und ihre Zusammengehörigkeit im Stauferland herausgestellt“, so Dr. Scheffold. Dass erst kürzlich das Wäscherschloss neu verpachtet wurde und nun mit neuer Konzeption wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist, trifft sich besonders gut.
„Als ich 1996 Lorcher Bürgermeister wurde, lag das Kloster in touristischer Hinsicht völlig brach“, machte Karl Bühler deutlich, wie viel sich in wenigen Jahren dort verändert habe. Der damals neue (inzwischen pensionierte) Leiter des Seniorenheims der Evangelischen Heimstiftung habe Schritt für Schritt mit Aktionen Publikum ins Kloster geholt und damit das Erbe der Staufer zugänglich gemacht. „Es ist wichtig, dass wir die Geschichte der Staufer auch jungen Menschen vermittelt — allerdings reicht es dafür nicht aus, dass man herkommt und sich ein paar alte Gemäuer anschaut“, sagte der Lorcher Schultes. Es sei vielmehr erforderlich, dass zum Beispiel Lehrer im Rahmen von Klassenfahrten oder Wandertagen das Thema anschaulich aufbereiten. Dankbar zeigte sich Karl Bühler, dass das Land die finanzielle Last für den Erhalt des Lorcher Klosters trägt.
Michael Hörrmann, Geschäftsführer des Bereichs „Staatliche Schlösser und Gärten“ in Baden-​Württemberg griff Bühlers Verweis auf und betonte, dass sein Haus darauf achte, die Führungen für Schulklassen auf die jeweiligen Lehrpläne abzustimmen. „Was wir bieten, sind keine Freizeit-​Führungen, sondern die Plattform für einen Unterricht vor historischer Kulisse“. Hörrmann würdigte die Initiative des Gmünder Staatssekretärs. „Ich bin sehr dankbar für Dr. Scheffolds Initiative — dies hat eine Riesenchance eröffnet, um durch eine Vernetzung des Angebots viele Besucher zu gewinnen.
Die erste Landesbeamtin im Ostalbkreis, Gabriele Seefried, pflichtete stellvertretend für Landrat Klaus Pavel ihnen Vorrednern voll und ganz bei. Sie freute sich darüber , dass durch Scheffolds Initiative die „Straße der Staufer“ wieder mit neuem Leben erfüllt werde. Sie könne sich noch gut erinnern, dass während ihrer Schulzeit eigentlich jeder Schüler irgendwann einmal einen Ausflug zum Kloster Lorch gemacht habe.
Markus Herrmann, Geschäftsführer der Touristikgemeinschaft Stauferland, hob die keineswegs selbstverständliche kreisübergreifende Kooperation hervor. „Es geht darum, die Staufer als Erlebnismarke im Ländle zu etablieren. Alles, was man aus Ritterfilmen kennt, hat sich vor langer Zeit hier bei uns so abgespielt“. Dieses Potential gelte es nachhaltig zu nutzen. Gerade durch die Vernetzung werde aus mehreren Einzelattraktionen ein umfassendes Tourismusangebot für längere Aufenthalte.
Alle Redner waren sich einig, dass durch ein regelmäßiges und abwechslungsreiches Programm Anreize geschaffen werden sollen, damit die Besucher mehr als einmal kommen und auch unterschiedliche Interessengruppen angesprochen werden. Eine gute Bewirtung und unterhaltsame Veranstaltungen können zum Beispiel bei den Menschen als „Türöffner“ für die tiefer gehende Beschäftigung mit historischen Themen wirken.