Investorenvertrag für das Gamundia-​Projekt im Rahmen des Landesgartenschaukonzepts wurde im Rathaus unterzeichnet

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die gestrige Gemeinderatssitzung darf getrost als historisch eingestuft werden. Denn nach gut drei Jahren des Planens, Verhandelns und vor allem auch des Bangens wurde der oft kritisierte Investorenwettbewerb für den großen Stadtumbau Ledergasse/​Bahnhofsviertel/​Gartenschauareal (kurz Gamundia-​Projekt) mit einer Vertragsunterzeichnung endgültig abgeschlossen.

Donnerstag, 05. Mai 2011
Andreas Krapohl
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Das Gamundia-​Projekt soll einen noch nie dagewesenen Impuls für eine zukunftsträchtige ökonomische, ökologische und auch soziale Stadtentwicklung liefern. Ein privates Investitionskapital von rund 50 Millionen Euro wird zusätzlich zu den öffentlichen Geldern für die Landesgartenschau losgetreten.
Der Unterzeichnung ging noch eine eilends vorgeschobene, von der SPD und von den Grünen gewünschte nichtöffentliche Sitzung voraus. Hintergrund war der seitens der misstrauisch gewordenen Fraktionen gewonnene Eindruck, dass Oberbürgermeister Richard Arnold in den allerletzten Verhandlungsrunden gegenüber der Projektentwickler– und Investorengemeinschaft HBB/​SEPA noch wichtige Dinge ausgehandelt haben könnte, von denen der Gemeinderat noch nichts wusste (wir berichteten).
So kam es auch vor der gestrigen Vertragsunterzeichnung in der sodann wieder öffentlich deklarierten Sitzung noch zu einem kurzen Geplänkel. Stadtrat Elmar Hägele von den Grünen ging heftig auf Oberbürgermeister Richard Arnold los. Zwar sei er, Elmar Hägele, dankbar, dass nun doch noch eine ratsinterne Informationsrunde zustande gekommen sei, doch er bat den Oberbürgermeister: „So auf Dauer bitte nicht mit dem Gemeinderat umzugehen!“ Es dürfe auch nicht der Brauch werden, dass den Stadträten erst am Vorabend der Unterzeichnung eines so wichtigen Vertragswerkes die Unterlagen übermittelt werden. Die Gemeindeordnung „schreibt eine Woche vor, nicht einen halben Tag!“
Der umfangreiche Investorenvertrag für die Umsetzung des Gamundia-​Projekts (Einkaufszentrum, Einhorn-​Bau, Hotelprojekt usw.) umfasst rund 120 Seiten. Bereits am Morgen, so verlautete am Rande der Gemeinderatssitzung, seien die Beteiligten mit dem Notar beieinander gesessen, der ordnungsgemäß zwei Stunden lang die Texte vorgelesen und damit zur Unterschriftsreife gebracht hatte. OB Arnold verkündete in der öffentlichen Ratssitzung, dass die gewählten Bürgervertreter bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen den Vereinbarungen zugestimmt hätten. Rasch ging dann der seit drei Jahren von der Kommunalpolitik herbeigesehnte Akt der Besiegelung über die Bühne. Es gab noch Unsicherheiten, wer den „historischen Kugelschreiber“ nun einstecken dürfe. Schmunzelnd wurde beschlossen, die drei Schreibwerkzeuge, welche diesen gewaltigen Schritt in die Gmünder Zukunft besiegelt hatten, sorgsam in das Stadtarchiv zu überführen.
Thomas Weinig, Geschäftsführer der in Stuttgart beheimateten Projektentwickler-​Gesellschaft SEPA, stellte Seite an Seite mit Florian Preissler vom Investoren-​Partner HBB das Projekt nun nochmals kurz vor, wobei er sich zunächst nur auf das unmittelbar anstehende Einkaufszentrum in der Ledergasse bezog. Bereits zum Weihnachtsgeschäft 2012 soll dieses ja die Pforten öffnen. Auch wurde umgehend der Bauantrag abgeliefert. Denn es gelte, so Weinig, jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Noch in diesem Monat sollen die Abbrucharbeiten eingeleitet werden (siehe Bericht unten). Die Verhandlungen über die zukünftigen „Kundenmagneten“ (Weinig sprach von einem Vollsortimenter und einem großen Textil-​anbieter) seien aktuell ebenso erfreulich wie das Interesse von etlichen Einzelhandelsfirmen, die sich auch für die kleineren Ladenflächen interessieren. Er gehe also auf Anhieb von einer Vollvermietung aus. Weinig beschrieb erneut die städtebauliche und moderne Ausrichtung der zweigeschossigen Neubaukörper und einer großen Laden– und Schaufensterpassage als Bindeglied zwischen Innenstadt und Landesgartenschaugelände/​Bahnhof. 170 Stellplätze sind auf dem Parkdeck vorgesehen, das nach oben hin und seitlich reichlich mit „langlebigem Grün“ aufgelockert werden soll. Was die farbliche Gestaltung der Ziegelfassaden anbelangt, will SEPA und HBB noch in enger Kooperation mit dem Gemeinderat eine Bemusterung durchführen.
SPD-​Fraktionsvorsitzender Max Fuchs redete den Projektentwicklern und Investoren deutlich ins Gewissen: Das Ganze dürfe nicht „nach Plastik aussehen“, sondern es müssten schon echte Ziegel sein. Dringend warnte er auch vor einer Wiederholung der Negativ-​Optik des offenen Parkdecks auf dem Dach des CityCenter. Thomas Weinig gelobte dies.
Unter Beifall gestaltete Oberbürgermeister Richard Arnold den Abgesang zu diesem denkwürdigen Tagesordnungspunkt. Feierlich erhob er sich vom Chefsessel und zitierte Hermann Hesse: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“