Orffs „Mond“ – glänzende Inszenierung: Blick auf Chor, Tanz-​AG und all die anderen, die an der Produktion „40 Jahre Scheffold-​Gymnasium“ teilhaben

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wie der „Mond“ an den Himmel kam, erzählt in der Fassung der Gebrüder Grimm ein bekanntes Märchen. Carl Orff arbeitete diese Geschichte zu einem Märchen um, und das Scheffold-​Gymnasium macht daraus im Jubiläumsjahr eine Inszenierung, wie es noch keine gab an dieser Schule.

Freitag, 15. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
159 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). „Auswendig, oh nein!“ – „Was ist, wenn wir dann über die Bühne stolpern?“ Über die Bühne stolpern? Das ist doch schon ein perfekter Ansatz für eine Szene, in der den glücklichen Bewohnern eines in der Nacht beleuchteten Landes das Mondlicht gestohlen wird. Je mehr Stolpern, desto besser! Die ersten Versuche, Orffs Mond zu inszenieren, haben Lehrende und Lernende des Scheffold-​Gymnasiums auf der Projektfreizeit auf dem Hesselberg unternommen. Nach einigen Monaten des lästigen, aber unerlässlichen Auswendiglernens war das eine echte Belohnung. Endlich richtig spielen! Die bis zu sechsstimmigen Chorsätze verlangen den Sängerinnen und Sängern höchste Konzentration ab. Gleichzeitig schauspielerische Höchstleistungen zu bringen, macht die Sache nicht einfacher. Doch Stück für Stück erlangte alles mehr Sicherheit, die Lust, auszuprobieren, wuchs. Großer Chor und Mittelstufenchor ergänzen sich prima zu einem großen Ensemble. In den Rollen der Kinder beider Märchenländer ist auch der Unterstufenchor mit von der Partie. Die wandelbare Rolle des Chores ist es, in allen Welten das Volk darzustellen – als Beobachter und zugleich immer mittendrin, begleitet von Verzweiflung, Wut, Freudentaumel, Ausgelassenheit und der Erkenntnis: „Ein guter Stolperer fällt nicht“. Höchstleitung auch der Tanz-​AG Gut ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler die Musik so schätzen: Durch seinen äußerst geschickten Umgang mit Violinen und Holzbläsern zeichnet Orff eine regelrecht silberne Helligkeit, die die Farbe des Mondlichts musikalisch nachempfindet. Demgegenüber stehen die tieferen Instrumente und die Effekte von Schlag– und Tasteninstrumenten, die die Dunkelheiten und emotionalen Extreme des Stücks spürbar machen. Lady Gaga, Rihanna, Hip-​Hop, diese Musik hat jeder Schüler auf dem Handy. Dazu tanzen? Kein Problem. Man muss sich nur das neuste Musikvideo von Jennifer Lopez anschauen! Doch wie tanzt man zu einer fast hundert Jahre alten Musik? Wie tanzt man zur Musik einer Oper? Wie übt man, wenn die Musik von einem Orchester gespielt wird, das nicht für jede Probe zur Verfügung steht? Mit diesen Fragen setzte sich die Tanz– und Choreografie-​AG unter der Leitung von Sonja Mergenthaler auseinander, gleich zweimal pro Woche, mittwochs und freitags. Die Tänze in „Der Mond“ finden jeweils an verschiedenen Orten statt und werden von verschiedenen Personengruppen zu verschiedenen Zwecken getanzt. Aufgabe und Herausforderung war es, diese drei Tänze in ihren unterschiedlichen Ausführungen zu gestalten. Auch Bühnenbild, Technik, Regie sowie Requisiten und Kostüme bedeuteten eine enorme Herausforderung. Woraus soll der geviertelte Mond bestehen? Steht der Mondbaum nun in der Mitte oder halbrechts oder doch besser links? Wie naturalistisch sollen Kostüme und Requisiten sein? Welcher Grad an Abstraktion und Verfremdung weckt die Fantasie der Zuschauer und harmoniert gleichzeitig mit der Musik? Wie entsteht Tragik und Komik auf der Bühne? Kann ein Chor gleichzeitig präzise singen und chaotisch durcheinander rennen? Bilden fünf, zehn oder fünfzehn Statisten das Volk? Welche Accessoires müssen ein Schultheiß, ein Bauer, ein Handwerker bei sich haben, wenn sie heiter-​ironisch wirken sollen? Welches Licht drückt Freude aus? Oder Heimlichkeit? Von welcher Seite aus kommen die Akteure in die Szene. Diese und buchstäblich hunderte andere Entscheidungen hat das Team des Scheffold-​Gymnasiums mit dem einen Wunsch getroffen – das Publikum bestmöglich zu unterhalten. Bereits während der Sommerferien 2010, nahezu ein Jahr vor der Aufführung, trafen sich die Verantwortlichen, sammelten Ideen, berieten über interpretatorische Aspekte des Stücks und die Ausgestaltung von Bühnenbild und Charakteren. Über die Musik hinaus sollten unterschiedliche Arbeitsgruppen eingebunden werden, um das Werk auf der Bühne auch zu einem visuellen Erlebnis werden zu lassen. Dazu war eine minuziös genaue Planung aller erforderlichen Arbeitsschritte notwendig. 250 Beteiligte widmen sich am 21. und 22. Juli jeweils ab 20 Uhr im Stadtgarten der Frage „Was ist das für ein Licht?“Platzkarten gibt es im i-​Punkt und im Sekretariat des Scheffold-​Gymnasiums