Schreibaby-​Ambulanz in Schwäbisch Gmünd hilft verzweifelten Eltern

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wenn Babys zu viel schreien, wenn sie immer dann wieder anfangen, sobald man sie ins Bettchen legt oder wenn es Probleme beim Essen gibt, dann sind die jungen Eltern oft überfordert. Es kommt zu falschen, manchmal auch dramatischen Reaktionen.

Samstag, 23. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
109 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). In Schwäbisch Gmünd gibt es jetzt eine Schreibaby-​Ambulanz. Sie steht im Rahmen des Kinderschutz-​Zentrums Ostalb allen Eltern kostenlos zur Verfügung.
Das süße Baby kann schnell zum Terrorfaktor werden, wenn es keine Ruhe gibt. Die Eltern stehen ihrem schreienden Kind oft hilflos gegenüber. Aus Hilflosigkeit wird Verzweiflung und diese endet nicht selten in aggressivem Verhalten gegenüber dem Baby. Immer wieder sind Anschreien oder gar heftiges Schütteln die schlimmen Folgen dieser Überforderungssituationen.
Ein Teufelskreis beginnt. Damit es nicht soweit kommt, rät Dipl.-Psychologe Markus Hirsch, Leiter der Canisius-​Beratungsstellen, sich rechtzeitig Rat zu holen. Diesen gibt es nun auch für den Ostalbkreis wohnortnah, nämlich beim Kinderschutz-​Zentrum Ostalb in Schwäbisch Gmünd, Heugenstraße 1. Mit dem Angebot wurde eine Versorgungslücke zwischen Ulm und Stuttgart geschlossen.
Das übermäßige Schreien wir häufig „Dreimonatskolik“ genannt — ein irreführender Begriff, denn nur selten liegen tatsächlich Verdauungsstörungen vor. „Wir reden vom sogenannten unstillbaren Schreien, wenn Kinder mindestens drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreien. Es kann aber auch sein, dass Kinder im Bettchen einfach nicht zur Ruhe kommen und die Eltern Tag und Nacht wachhalten. Dann ist dringend Hilfe für Eltern und Kind nötig“, erklärt Hirsch.
Und die sieht so aus: Zunächst sollte der Kinderarzt medizinische Ursachen ausschließen. Die Eltern melden sich dann bei der Schreibaby-​Ambulanz und erhalten zügig einen Termin zu einem Gespräch. Die weitere Beratung kann dann auch bei der Familie zuhause stattfinden. „Dabei haben wir die Möglichkeit die jeweiligen Situationen zu filmen und anschließend die Reaktion der Mutter oder des Vaters auf die Signale des Kindes zu betrachten und zu analysieren.“
Als nächsten Schritt sehen sich Berater und Eltern gemeinsam vor allem die positiven Reaktionen an und sensibilisieren so die Eltern für richtiges Verhalten. „Aus dem Teufelskreis wird ein Engelskreis. Denn genervte Erwachsene können nicht mehr gelassen reagieren und das Kind nimmt die Stimmung auf“, sagt der Psychologe.
Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Dipl.-Heilpädagogen Roland Ploner, gehen sie so auch Essstörungen an, die als Interaktionsstörungen beim Füttern auftreten. Schließlich kann ein Baby seine Bedürfnisse noch nicht differenziert mitteilen. Die Schreibaby-​Ambulanz hilft also Ursachen zu klären, das Kind besser zu verstehen und letztlich selbst wieder mehr Selbstvertrauen und Ruhe zu finden.
Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0 71 71/​18 08 19, Montag bis Donnerstag 9 — 12 und 14 — 16 Uhr, Freitag nur vormittags entgegengenommen. Alternativ kann man sich per E-​Mail unter der Adresse kinderschutzzentrum-​ostalb@​franzvonassisi.​de melden.