Wenn der Glaube stärker ist: Gerade Sportlern fällt es schwer, während des Ramadans die volle Leistung zu bringen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Kreislaufprobleme, Unterzucker, Unkonzentriertheit – wer den ganzen Tag nichts trinkt und isst, der bekommt dies ziemlich schnell zu spüren. Und doch gibt es Menschen, die derzeit darauf verzichten, zu jeder beliebigen Tageszeit zu trinken und zu essen. Aus Glaubensgründen. Für 4,2 Millionen Muslime in Deutschland begann am 1. August der Fastenmonat Ramadan.

Mittwoch, 10. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Das heißt unter anderem, dass sie von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. Davon ausgenommen sind Schwangere, Alte, Kinder, Kranke und Reisende. Fast den ganzen Tag ohne Trinken auszukommen, fällt gerade in den ersten Fastentagen schwer. Vielen hilft es, zu beten. Doch was ist mit jenen, die auch während des Ramadans bestimmten Verpflichtungen nachkommen müssen und auf Trinken und Essen eigentlich nicht verzichten können? Fußballer beispielsweise: Ob Amateure oder Profis – leicht ist es für keinen, den Essensrhythmus umzustellen und dennoch die geforderte Leistung zu bringen. „Wenn ich Fußball spiele, dann muss ich trinken“, meint Senel Kuloglu, Fußballer und Spielleiter beim DTKSV Heubach (Kreisliga B, Staffel II). Aus diesem Grund holt er die Fastenzeit nach dem Ramadan nach. Zehn Spieler im Verein halten sich jedoch strikt an die derzeitige Fastenzeit. „Sie trinken gar nichts“, so Kuloglu, der gegenüber dem Staffelleiter vor Beginn der Saison die Bitte geäußert hatte, dass sein Verein die ersten zwei Spieltage aussetzen darf. Doch alles Bitten half nichts und so müssen die Kicker des Kreisligisten den Spagat gehen zwischen Fußball und Ramadan und ein Leistungsabfall lässt sich oftmals nicht verhindern. Gerade nach einem Fußballspiel fällt es schwer auf die so wichtige Flüssigkeitsaufnahme zu verzichten. Ablenkung heißt dann die Devise, so Kuloglu. Computerspiele helfen bei den einen, schlafen bei den anderen. „Der erste Tag ist immer am schlimmsten. Dann gewöhnt sich der Körper daran“, meint Firat Yilmaz, Spielleiter beim Fußballverein Türkgücü Gmünd (Kreisliga B, Staffel I). Auch wenn er bis Sonnenaufgang Nahrung zu sich nehmen dürfte – er tut es nicht. „Ich kann frühmorgens nichts essen“, erklärt er. Und so trinkt er lediglich um 3.30 Uhr etwas Wasser und schläft danach weiter. Insgesamt gibt es bei dem Kreisligisten fünf Fußballer, die während des Ramadans auf Essen und Trinken verzichten. Auch wenn der Ball rollt. Dann wird höchstens mal der Gaumen mit Wasser befeuchtet, mehr nicht. Dass es Sportler gibt, die konsequent fasten, betrachtet Dr. Jürgen Wacker mit Sorge. Die Gefahren, so wird im Gespräch mit dem Mannschaftsarzt des FC Normannia klar, sind nicht unerheblich. Gerade bei Leistungssportlern könne schnell der Elektrolythaushalt durcheinandergeworfen werden. Bei jenen, die an ihre Grenzen gehen, könne es zu Kreislaufproblemen kommen. Die Außentemperatur spielt eine weitere wichtige Rolle. Ist sie sehr hoch, dann ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme natürlich umso wichtiger