Einladung zum Fastenbrechen in der Ditib-​Moschee /​OB: Begegnung ist wichtig

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Gmünds Muslime fasten von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Zum Fastenbrechen aber feierten sie gestern Abend im Ditib-​Gemeindezentrum ein Fest, zu dem Gäste herzlich begrüßt und großzügig bewirtet wurden.

Samstag, 13. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt).
Im Namen des verhinderten Ditib-​Vorsitzenden Ismail Öztürk begrüßte Bilal Dincel Münsterpfarrer Kloker, praktisch die gesamte Stadtspitze, Vertreterinnen und Vertreter mehrer Ämter, Mitglieder des Gemeinderats und andere mehr, die sich der Gemeinde verbunden fühlen — etwa einen christlichen Freund, der an diesem Tag mit ihm gefastet hatte.
Fasten, so Dincel, sei keine Strafe und in jedem Fall frei von Heuchelei. Im Ramadan müsse man nicht „heimlich im Keller“ etwas zu sich nehmen und sei niemandem zur Rechenschaft verpflichtet. Wer aber faste, reinige Körper und Seele, dränge Gelüste in den Hintergrund und werde sich des Wertes eines Stück Brotes oder eines Schluck Wassers wieder bewusst. In diesem Jahr sei man mit den Gedanken bei all den Hungernden in Afrika: „Millionen dürfen nicht aufs Essen nach Sonnenuntergang hoffen.“ Dincel erklärte auch, im Fastenmonat halte man sich generell zurück; das vorbereitete Festmahl für die Gäste sei absolute Ausnahme — das habe sich unter anderem seine Frau nicht nehmen lassen. Bevor Brautsuppe serviert wurde, gefüllte Auberginen, gefüllte Weizenbällchen, Käseröllchen, Fleisch und Reis und all die Süßspeisen, meinte OB Richard Arnold, um Gemeinschaft leben zu können, müsse man sich kennen, und dazu müsse man sich begegnen, was die Moschee schon jetzt möglich mache. Das sei ihm großes Anliegen und dafür sei er sehr dankbar. Mit dieser Offenheit, so Arnold, sei ihm vor der Zukunft nicht bange. Vor allem sei regelmäßige Begegnung gut und wichtig; das müsse unbedingt beibehalten werden, erläuterte er, warum sich die Stadtverwaltung dafür so viel (freie) Zeit nimmt.
Bürgermeister Dr. Joachim Bläse fühlte sich vom Fastenthema an den Abschlussgottesdienst der Europäischen Kirchenmusik erinnert, bei dem von Zufriedenheit die Rede war, von Genügsamkeit, davon, in der Religion Kraft zu finden, ja, auch eigene Werte, die eigene Religion als Chance zu begreifen. Wie andere Gäste freute sich Bläse darauf, dass nach Fertigstellung des Gemeindehauses „alle gemeinsam in einem Raum beisammen sein können“. Mit Blick auf die gemeinschaftlich auf den Weg gebrachten Projekte meinte er, er sei stolz darauf, was schon jetzt erreicht wurde. Und er dankte „für den gemeinsamen Weg den wir gehen“.
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Er endet in diesem Jahr am 29. August – wie jedes Jahr mit dem großen Zuckerfest.