Zum Bernhardusberg — Wallfahrer trugen einiges auf dem Herzen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wallfahrer gehen unbeschwert, weitgehend ohne Gepäck. Aber sie tragen einiges auf dem Herzen. Am Samstag wanderten wieder Tausende auf den Bernhardus, wobei Mitglieder der Gmünder Stadtverwaltung bereits beim Fußmarsch auf den Berg Gelegenheit hatten, Anliegen vorzubringen.

Montag, 22. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Der Festprediger, Erzabt und Präses Jeremias Schröder OSB von der Erzabtei St. Ottilien, hatte zur Wallfahrt, zum Glaubensverständnis des Mittelalters und der Neuzeit sowie zum Anspruch, den die Kirche in seinen Augen gerecht werden muss, einiges zu sagen (Seite 15). Er war „schwer beeindruckt von den großen Pilgermassen“. Und angesichts der Tausenden, die sich versammelt hatten, meinte er, was er predige und woran er aus ganzem Herzen glaube, werde auf diesem Berg, an diesem Tag, augenfällig: „Die Glaubenden sind das Herz der Kirche.“
Auch der Weg ist das Ziel: Gmünder Amtsleiterinnen und Amtsleiter, Ortsvorsteherin Brigitte Weiß und neue Mitglieder der Stadtverwaltung zogen nach einem kleinen, frühen Frühstück beim Oberbürgermeister von Herdtlinsweiler aus auf den Berg und nutzten dabei die Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen und Dinge zu besprechen, für die in der Alltagshektik keine Zeit ist.
Dass der Andrang noch größer war als sonst, mag dem schönen Wetter geschuldet sein, der Tatsache, dass der 20. August heuer auf einen arbeitsfreien Samstag fiel, vermutlich aber auch auf eine Gmünder Initiative: Münsterpfarrer Robert Kloker, OB Arnold und Unternehmer Albert Abt hatten die seit Menschengedenken bestehende Verbundenheit zum Berg und zur Wallfahrt aufgezeigt und nach Kräften wiederbelebt. Vier zusätzliche Busse setzte Stadtbus Schwäbisch Gmünd ein, um Wallfahrer direkt auf den Bernhardus zu bringen; der Linienbus wurde zum Gelenkbus umfunktioniert, gab das Unternehmen bekannt, und konnte den Andrang eben so bewältigen. Auch Pkw waren deutlich mehr als sonst unterm Bernhardus geparkt.
Amedeus Tarimo ALCP OSS (Apostolische Lebensgemeinschaft von Priestern), Pfarrvikar in Lauterstein-​Nenningen, leitete den Gottesdienst, der von der Stadtkapelle Weißenstein gestaltet wurde. Die Bernhardussänger setzen sich aus Mitgliedern des Liederkranz Weißenstein zusammen, aber auch aus sangesfreudigen Weilermern. Die Feuerwehr Weißenstein wurde nicht benötigt, machte sich aber um die kleinsten Wallfahrer verdient. Als rund zwei Dutzend Steppkes die Messe gar so lang erschien, improvisierten die freiwilligen Feuerbekämpfer mit Hilfe ihres für Kinder ungemein faszinierenden Einsatzwagens eine Kinderbetreuung. Sehr viel ernster war das Tätigkeitsfeld des DRK Degenfeld. Einsatzleiter Josef Barth berichtete bereits nach der ersten Dreiviertelstunde von fünf Kreislaufzusammenbrüchen. Sieben waren’s insgesamt, drei davon so ernst, dass Rettungswagen auf den Berg gerufen werden mussten, um die Betroffenen ins Krankenhaus zu bringen. Der Weg auf den Bernhardus ist eben gerade für Ältere oder Kranke lang und beschwerlich, vor allem weil im Anschluss daran der Gottesdienst für die meisten – die sich nicht mit Klappstuhl im Hintergrund halten – stehend verfolgt wird. Das macht das Gmünder Bus-​Angebot um so schätzenswerter. „Im nächsten Jahr wieder, bitte“, war vielfach zu hören.