Verkauf und Versteigerung im Rahmen der KKK-​Aktion wird immer spannender /​Mittwochs und an den Samstagen weitere Verkaufstermine im Keplerhaus

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Viel Kunst, ein bisschen Kitsch und sicher kein Krempel wird versteigert. Bezauberndes geht zum Mindestgebot weg, bei eher Unscheinbarem kommt es vor, dass sich Profihändler schier überschlagen beim Versuch, sich den Zuschlag zu sichern: Die KKK-​Aktion wird immer spannender. Unter anderem hieß es jetzt: Tausche guten Hirten gegen Pferde in Öl.

Mittwoch, 14. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
252 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). So richtig zufrieden ist der Salvator-​Freundeskreis nicht: Die getreue Nachbildung des berühmten Honigschlecker-​Engels aus der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee etwa ging weit unter Wert weg. Gerade mal 180 Euro brachte der 82 Zentimeter große Feuchtmayer-​Putto mit dem Bienenkorb, der für die Redegewandtheit des Heiligen Bernhard von Clairvaux steht. Als Sammler am nächsten Tag davon erfuhren, gab’s ein Aufheulen: Hätten sie davon gewusst, sie hätten viel mehr ausgegeben. Aber auch das macht die Faszination der Kunst-​Kitsch-​Krempel-​Aktion aus: Die Chance auf ein echtes Schnäppchen ist ungemein reizvoll. Der 50 Zentimeter lange Marschallstab mit Silberknauf ging am Samstag für 300 Euro weg, und der sah nicht wirklich spektakulär aus: Mittlerweile aber hat sich auch in Händlerkreisen herumgesprochen, welche Schätze hier auf den Markt geworfen werden. Gut ist nur, dass immer Neues aus den zahlreichen Lagern kommt und die Profis nicht die ganze Zeit dabei sind. Vielfach ist kaum zu erkennen, was wertvoll ist und was nicht. Die Madonnen-​Glasmalerei brachte am Samstag gerade mal das Mindestgebot; bei einer rosafarbenen Silberporzellan-​Vase hingegen hatte Auktionator Werner K. Mayer alle Mühe, die hochschnellenden Hände zu zählen, 30 Euro, 80 Euro, 150 Euro. Für 230 Euro wechselte die „Gmünder Silberware“ schließlich den Besitzer. Anderes wurde zurückgezogen: Für die Barockflöte etwa, die neu über 400 Euro kostet, wurde einfach nicht genug geboten. Auch das Sarazenenschwert wanderte zurück ins Depot: Der Freundeskreis hatte es Alexander Groll für die Vorbereitung der Staufersaga ausgeliehen, der es kopieren ließ und dann mit der Versicherung zurückgab, er habe zumindest einen Interessenten, der bereit sei, 150 Euro liegen zu lassen. Für weniger wollte man es folgerichtig nicht weggeben. Gobelin mit Ratenzahlung Gobelins erfordern heutzutage Liebhaber, erläuterte Werner K. Mayer, der zu jedem Stück die passenden Worte fand und ungeahntes Auktionatortalent an den Tag legte. Gobelins wurden mit viel Mühe in Hunderten von Arbeitsstunden gefertigt, und auch wenn sie derzeit nicht modern sind, werden sie geschätzt. Es war daher gerechtfertigt, ein besonderes schönes Stück mit 200 Euro auszuzeichnen. Mit dem Sammler, der sich in das schöne Stück verguckt hatte, finanziell wohl aber nicht eben üppig ausgestattet ist, wurde Ratenzahlung vereinbart: „Wir sind sicher, dass der neue Eigentümer den Wandteppich nach seinen vier Monatsraten besonders schätzt“, so Mayer. Insgesamt kamen am Samstag wieder 4000 Euro zugunsten des Salvators und der Johanniskirche zusammen, zudem freuten sich die Organisatoren über sehr ansprechende neue Spenden und ein süßes Angebot. „Nemmet ihr au Marmeladegläser und Eindünstetes?“, erhielt Rolf Crummenauer dieser Tage ein etwas anderes Angebot. „Mir sind natürlich alles Schlecker und mögat so ebbes au, es passt aber net in onser Verkaufsstrategie“, so Crummenauers Entscheidung, die er später überdachte: „Eigentlich schade, dass wir nicht darauf eingegangen sind, denn unser Gönner, der Salvatorbäcker Thomas Schmid, hätte uns sicher das Schwarzbrot oder Kranzbrot gestiftet und wir hätten den Interessenten ein Gsälzbrot anbieten können.“ Eine der jüngsten Spenden ist mit einer netten Begebenheit verbunden. Eine ältere Dame verliebte sich im „Buch und Kunst – Kepplerhaus“ in ein großes, länglich-​rechteckiges Bild, das den guten Hirten mit seinen Schafen zeigt – ein einst sehr beliebtes, aber in keiner Weise außergewöhnliches Motiv. „Das ist doch mein Konfirmationsspruch, der mich mein ganzes Leben begleitet hat“, so die aus Dresden stammende Dame begeistert, die diesen Spruch auch gleich zitierte. Dieses Bild wollte sie haben. Doch da sie im Schönblick eine recht kleine Wohnung bezogen hat, war ihr auch klar, dass sie für das neue Bild keinen Platz haben würde. Ob der Salvator-​Freundeskreis im Tausch gegen den Hirten ihr „Ölbild mit Pferden“ nehmen und ihr vielleicht sogar beim Aufhängen helfen würde, so die mit leicht sächsischem Akzent vorgetragene Bitte. Werner K. Mayer: „Hier haben wir die einzige Ausnahme gemacht und getauscht. Der Tausch hat sich für beide Seiten gelohnt.“ Natürlich hat er der Dame das Bild aufgehängt und auch gleich einen Stuhl geleimt. Etwas Besonderes ist die Spende einer anderen Gmünderin, ein Bild, das den Weg auf den Hornberg zeigt, samt Bargauer Horn, Bernhardus und der unverwechselbaren Pappelallee, die sich heute nur noch erahnen lässt. Was dieses Bild auszeichnet, ist auch die Künstlerin: Gemalt wurde der „Weg auf den Hornberg“ von der Jüdin Isabell Schlenker im Dezember 1937, und bereits beim Erstverkauf brachte er 200 Reichsmark. Telefonsammlung im Tausch Tauschgeschäfte hätte man zur genüge abschließen können. Ein Anrufer wollte die Standuhr bei Schirm-​Hack gegen seine umfangreiche Telefonsammlung mit Telefonen ab 1920 tauschen. Sollte jemand Interesse an einer Sammlung Telefone haben, so wende er oder sie sich an den Freundeskreis. Gegen eine Vermittlungsgebühr wird auch diese Transaktion möglich. Im Übrigen wird im Kepplerhaus ein schickes Onyx-​Telefon mit Messinggabel bereits ab 35 Euro angeboten. Im Namen des Freundeskreises freut sich Werner K.Mayer: „Wer hätte gedacht, dass die Bevölkerung so viele Sachspenden beizutragen hat“. Trotz guter Verkäufe seien die Lager noch immer gefüllt. Daher geht der Verkauf, besser der „Schnäppchenmarkt“ im Kepplerhaus am Münsterplatz weiter. Vieles ist begehrt. Schmuck wird ganz besonders nachgefragt, ebenso Münzen und Bilder lokaler Künstler. Aber es gibt auch Ladenhüter: „Bitte kein weiteres Zinn, Steingut und gewöhnliches Porzellan.“ Auch das wird der Freundeskreis am Ende freilich unterbringen Verkauf, Versteigerung und weitere Abgabetermine Jeweils an den Markttagen, also am Mittwoch und Samstag, ist das Kepplerhaus von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet. Manches Schnäppchen wartet auf aufmerksame Käufer. Bis auf 50 der wertvollsten Stücke wird jetzt alles gezielt angeboten. Die „50 Besten“ sind mit einem grünen Etikett versehen und werden am 22. Oktober von OB Arnold im Rathaus versteigert; schon heute ist sicher, dass diese letzte Versteigerung eine unterhaltsame Veranstaltung werden wird. Viele warten auch noch auf die Annahme im Bürgerbüro des Rathauses. An den nächsten beiden Samstagen, 17. und 24. September, kann ab 10 bis 11.30 Uhr im Bürgerbüro gute Ware abgegeben werden. Dies deshalb, um etwas größere Gegenstände nicht weit tragen zu müssen. Alles andere wird auch direkt im Kepplerhaus angenommen.