125 Jahre Briefmarkensammlerverein Gamundia

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Am 13. Januar 1886 wurde der Briefmarkensammlerverein Gamundia gegründet. Aus Anlass des 125-​jährigen Jubiläums findet noch bis Sonntag die Landesverbandsausstellung „Südwest 2011“ des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine statt.

Freitag, 16. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
163 Sekunden Lesedauer


Von Nicole Beuther
SCHWÄBISCH GMÜND. Wenn Max Jäger mit leuchtenden Augen davon erzählt, dass er in der ganzen Welt herumkommt, dann bekommt man nicht etwas ein Dutzend Urlaubsbilder zu sehen. Nein, wenn Jäger eine Reise unternimmt, dann blättert er durch sein Album, in dem sich Schiffs– und Polarpost befindet. Post, die im U-​Boot transportiert wurde, findet sich ebenso darunter wie Briefe von Forschungsschiffen oder Luxuslinern.
Mit seiner Sammlerleidenschaft steht Max Jäger nicht alleine da. Bei der gestrigen Eröffnung der „Südwest 2011“ war deutlich zu spüren, dass das Sammeln von Briefmarken und alten Dokumenten bei Alt und Jung in all den Jahren nicht an Faszination verloren hat. Da gibt es einen, der eine Leidenschaft für Briefmarken hat, auf denen Nadelbäume abgebildet sind, eine andere Sammlerin konzentriert sich auf Rosenmotive und Pekka Taitto sammelt Briefe aus Baden-​Württemberg, die den Zeitraum 1851 bis 1902 umfassen, was deshalb für Schmunzeln sorgt, weil Taitto aus Finnland kommt. Die Erklärung: Seine Tante wohnte einst in Stuttgart und entfachte in ihm die Sammlerleidenschaft für schwäbische Briefe.
Und auch die Redner und Nicht-​Philatelisten bei der gestrigen Eröffnungsveranstaltung erinnerten an ihr Briefmarkenalbum von einst. So Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, der, wie er erzählte, als kleiner Bub Briefmarken ausgeschnitten und sie in ein Album geklebt hat.
Und der Bundestagsabgeordnete Christian Lange legte seinen Schwerpunkt auf Briefmarken aus der DDR. Dort habe seine Familie einige Verwandte gehabt und immer wenn zu Weihnachten Post eintrudelte, machte er sich daran, die Briefmarken über dem Teekessel vom Brief zu entfernen.
Beide, Bläse und Lange, lobten die erfolgreiche Nachwuchsarbeit des Briefmarkensammlervereins Gamundia. Im Internetzeitalter sei es gut, so eine gute Jugendarbeit zu haben, so Lange. „Briefmarkensammeln hat Zukunft“, so Bläse, der auch den Waldstetter Bürgermeister Michael Rembold unter den Gästen begrüßen konnte und ihm schmunzelnd von der Munkelei berichtete, laut der er eine eigene Briefmarke erhalte, weil er so beliebt sei.
„Wir freuen uns, dass sich mit dem Gmünder Verein ein Verein gefunden hat, der die Mühe auf sich nimmt, um die Ausstellung auszurichten“, sagte Torsten Pelant, Vorsitzender des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine, der zur Deckung von einem Teil der Kosten einen Scheck mitgebracht hatte. Was Rosi Hof, die Vorsitzende des Briefmarkensammlervereins Gamundia 1886, und ihre Mitglieder im Vorfeld der Ausstellung geleistet hatten, ist beachtlich. 600 Ausstellungsrahmen wurden aufgebaut und noch am Tag vor der Eröffnung wurde von acht Uhr morgens bis um 22 Uhr eifrig gearbeitet. Es sei eine Mammutaufgabe, solch eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, meinte auch Dieter Klose, Vorsitzender des Thüringer Briefmarkensammlervereins Suhl 1927, der von einem Verein mit vielen engagierten Mitgliedern sprach.
Axel Schramek, der zum Organisationsteam der Ausstellung gehört, berichtete von 130 Ausstellern aus Finnland, Ungarn, Luxemburg, Holland und aus ganz Deutschland. Stolz ist man beim BSV Gamundia über den ältesten Brief – dabei handelt es sich um einen sogenannten Schmuggelbrief aus dem Jahr 1452, der einst in einem Gürtel oder in einem Kleidungsstück eingenäht war. Und auch ein Sammler aus Bayern sorgt für große Augen, hat er doch eine besondere Rarität mit nach Gmünd gebracht – Briefmarken, mit Stempel, die jeweils 2500 Euro wert sind und die ersten Marken sind, die es überhaupt in Deutschland gab. Auch ein Brief gehört zu der Sammlung. Dieser sei so teuer wie ein Auto, so Hermann Gröger, der Besitzer.
Groß war die Freude beim Salvatorfreundeskreis, der vom Gmünder Briefmarkensammlerverein einen Spendenbetrag in Höhe von 1000 Euro bekam. Werner K. Mayer bedankte sich im Namen aller Mitglieder des Salvatorfreundeskreises und sprach von einer besonderen Verbundenheit. Das, was Hada Tibor aus Gmünds Partnerstadt Székesfehérvár, Ungarn, verlauten ließen, gilt wohl für viele andere auch: „Das nächste Mal sind wir wieder dabei.“

Heute hat die Ausstellung von neun bis 17 Uhr und morgen von neun bis 16 geöffnet. Morgen finden Seminare statt; am Sonntag ist Großtauschtag.