OB Arnold besuchte die 175 Flüchtlinge der Staatlichen Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Gmünder Oberbürgermeister die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber auf dem Hardt besuchte – sagte gestern zumindest der Kreisdezernenten für Migration und Integration, Hans-​Michael Betz. Die Bewohner zeigten, wie sehr sie diese Geste schätzten. Unter anderem ging Arnold auf Belegung einiger Zimmer mit bis zu sieben Personen ein, sowie auf das belastende Arbeitsverbot.

Mittwoch, 07. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (mk). OB Richard Arnold hatte die Aufführung einer Tanzgruppe von Flüchtlingen aus dem Punjab beim Sommerfest der Lebenshilfe erlebt und sich entschlossen, vor Ort etwas mehr über die Lebensbedingungen der 175 Bewohner auf dem Hardtkasernengelände zu erfahren. Als der Oberbürgermeister das Gelände betrat versammelte sich sofort eine Menge der vielen „Gesichter aus aller Herren Länder“ um ihn, als hätten sie schon immer auf einen solchen Besuch gewartet. Unter Führung der Leiterin der Unterkunft, Marcella Bolsinger, und des Kreisdezernenten für Migration und Integration, Hans-​Michael Betz, und in Begleitung des langjährigen ehrenamtlichen Betreuers Dr. Manfred Köhnlein ging OB Arnold in der ehemaligen US-​Kaserne von Stockwerk zu Stockwerk und ließ sich die Zimmer, die sanitären Anlagen, die Gemeinschaftsräume und die Kleiderkammer zeigen. Der Oberbürgermeister zeigte sich einerseits beeindruckt von den Bemühungen des Sozialdienstes über persönliche Beratungen, Wettbewerbe, Gesprächskreis und Festefeiern Abwechslung in das eintönige Kasernenleben der Flüchtlinge zu bringen. Er schlug aber auch vor, die gehäufte Belegung einiger Zimmer mit bis zu sieben Personen zu mindern, ein Krankenzimmer einzurichten und ein kleines als interreligiöses Andachts vorgesehenes Zimmer leicht zugänglich zu machen. OB Arnold unterstützte auch die Forderung der Sprecher, in den offenen Mehrpersonenduschen wenigstens Plastikzwischenvorhänge zur Wahrung der persönlichen Würde anzubringen. Das so wichtige Gefühl, nützlich zu sein. Vor allem zeigte sich der Oberbürgermeister erfreut, dass für einige ausgewählte Asylbewerber so genannte gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten bereitgestellt wurden. Die Asylbewerber stehen ja während ihres unabgeschlossenen Asylprozesses unter einem generellen Verbot ordentlicher Erwerbsarbeit, dürfen aber in gesellschaftlichen Einrichtungen als zusätzliche Helferinnen und Helfer mit monatlich bis zu 100 Stunden bei einer „Aufwandsentschädigung“ von einem Euro pro Stunde eingesetzt werden. So arbeiten zum Beispiel zur Zeit vier Asylbewerber in den Betreuungsdiensten der Lebenshilfe in deren Kindergärten und im Wohnheim mit, teilweise auch als Ersatz für die neuerdings ausfallenden Zivildienstleistenden. Andere Flüchtlinge betätigen sich in der Kaserne selbst als Hausmeisterhelfer, Wäscher, Reparaturhelfer. Über diese „kleinen“ Arbeiten haben sie das Gefühl, der deutschen Gesellschaft auch ein wenig nützlich zu sein und einem einigermaßen geregelten Tagesablauf zu erhalten. Nach dem Rundgang setzte sich OB Arnold noch über eineinhalb Stunden lang mit einigen Sprechern der Flüchtlinge zusammen. Er diskutierte mit ihnen in Englisch seine Eindrücke und hörte sich auch geduldig die Klagen der Bewohner über das „Arbeitsverbot“ und so genannte Residenzgebot an, dass den Flüchtlingen bislang auf Jahre hinaus nicht erlaubt, den Bereich des Ostalbkreises unerlaubt zu verlassen, es sei denn, sie wollten auswärts Verwandte direkten Grades, einen Rechtsanwalt, Arzt oder Gottesdienst besuchen. Für alles bräuchten sie einen amtlichen Genehmigungsschein. Bei heimlichem Kreisgrenzenübertritt drohte ihnen bislang eine mit Zusatzgebühren belastete Ordnungsstrafe von bis zu 93 Euro. Arnold betonte, dass er gesetzliche Vorschriften, die in der Hoheit des Bundes bzw. der Länder stünden, nicht ändern könne, wohl aber wollten er und seine Mitarbeiter sich bemühen, den Flüchtlingen einen breiteren Zugang zu den Einrichtungen und kulturellen Veranstaltungen der Stadt zu verschaffen. So könnten Musik– und Tanzgruppen beim Herbstfest der Stadt auftreten, und vor allem seien bereits Bürgergruppen in der Vorbereitung des 850-​jährigen Stadtjubiläums 2012 tätig, Gewänder zu schneidern, Karren zu bauen, Musik einzuüben. Er halte eine Integration einiger Flüchtlinge in solche Gruppen, wie auch deren Teilnahme an den örtlichen Sportvereinen für eine gute Möglichkeit, Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu finden und Talente einzubringen, die die Flüchtlinge sichtbar und geschätzt sein ließen in der Stadt. Auf die Frage eines Sprechers der Flüchtlinge, ob der Oberbürgermeister sie tatsächlich als Mitglieder der Gmünder „community“ betrachte, antwortete Oberbürgermeister Richard Arnold mit einem klaren „Ja“. Die Flüchtlinge aus verschiedenen Erdteilen waren überaus beeindruckt von der verständnisbereiten Freundlichkeit und sozialen Aufgeschlossenheit „ihres“ Oberbürgermeisters, so ihre Sprecher Deepak Ajeet Singh Bawa aus dem Punjab und Charles Enaruwa aus Nigeria.