60 Jahre Eheglück

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Vor 60 Jahren haben Irmgard und Paul Rieger in München-​Nymphenburg geheiratet. Gemeinsame Interessen und die Liebe zur Natur waren der Grund, weshalb sie zusammenfanden. Gekrönt wurde das gemeinsame Glück von sechs Kindern.

Donnerstag, 08. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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GMÜND-​HERLIKOFEN. Ins Ausland gehen, einen Beruf ausüben, den man mag, studieren, was einen interessiert, wohnen, wo man wohnen möchte – davon konnten die Menschen in der Nachkriegszeit nur träumen. Auch für den Aalener Paul Rieger verlief in den 50er-​Jahren sein Leben zunächst anders, als er es sich erhofft hatte. Gerne hätte er nach dem Abitur im Jahr 1940 eine Laufbahn als kaufmännischer Angestellter eingeschlagen.
Ein Praktikum bei den Schwäbischen Hüttenwerken schien der erste Schritt in die richtige Richtung zu sein. Der Zweite Weltkrieg machte dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Vier Jahre, von 1941 bis 1945, war Paul Rieger im Kriegsdienst in Russland. Danach war nichts mehr wie zuvor. In vielerlei Hinsicht. Der junge Mann wollte zurück zum Hüttenwerk, wollte einfach nur dort anknüpfen, wo er aufgehört hatte. Doch die Zeiten waren keine einfachen, der junge Mann musste praktisch denken und entschied sich, in der Landwirtschaft tätig zu werden. So wollte er ein wenig der Nahrungsknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg entgehen.
Nach dem Studium, es war im Jahr 1949, fuhr der frischgebackene Diplom-​Landwirt nach Rothenburg ob der Tauber, wo eine Tagung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft stattfand. Hier traf der damals 27-​Jährige auf die 29-​jährige Irmgard Volkert aus Oberfranken. Sie war als Lehrerin der ländlichen Hauswirtschaft an der Landwirtschaftsschule in Rothenburg tätig. Die Tagung dauerte nur einen Tag, viel zu kurz, um sich kennen zu lernen. So wurden die Adressen ausgetauscht und die Beiden schrieben sich regelmäßig. Schnell war klar: „Wir gehören zusammen.“ Grund waren vor allem dieselben Interessen und die gleichen Lebensvorstellungen. Die Liebe habe sich allmählich entwickelt, sagt Irmgard Rieger zurückblickend.
Geheiratet wurde dann am 8. September in der Stephanuskirche in München-​Nymphenburg, wo sich das Elternhaus von Irmgard Riegers Eltern befand.
Bis zur Heirat hatte Paul Rieger in einem Institut bei Göttingen und später bei Südzucker in Heilbronn gearbeitet. Später dann war er zusammen mit seiner Ehefrau 13 Jahre lang als Gutsverwalter bei Wolfram Graf Adelmann in Abtsgmünd-​Hohenstadt tätig.
Die Liebe der Beiden wurde nicht nur durch den Glauben an eine gemeinsame Zukunft und dieselben Interessen gestärkt, sondern auch durch die sechs Kinder, von denen fünf in Hohenstadt das Licht der Welt erblickten; eines später in Gmünd. „Jedes der Kinder hat uns bereichert“, so Irmgard Rieger. Und: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man von vielen Kindern nicht arm wird, sondern reich!“ Bescheiden und rücksichtsvoll seien sie gewesen, sagt die Mutter über ihre drei Söhne und die drei Töchter, die samt den zwölf Enkelkindern zwischenzeitlich in ganz Deutschland verstreut sind. Als Gutsverwalter hatte das Ehepaar jede Menge Arbeit zu bewältigen. Paul Rieger bildete zusätzlich noch Landwirtschaftslehrlinge aus; seine Frau Hauswirtschaftslehrlinge. 1964 dann fing Paul Rieger an, als Angestellter zu arbeiten. Zunächst in Gaildorf in einer Außenstelle der landwirtschaftlichen Beratungsstelle. Von 1965 bis 1985 war er dann beim Landwirtschaftsamt in Gmünd als Referent der Agrar– und Landschaftsplanung tätig. Die Wohnungssuche gestaltete sich nicht gerade einfach, auch wegen der fünf Kinder. So beschlossen die Riegers, sich in Herlikofen ein Eigenheim zu bauen. Von Anfang an seien sie dort sehr glücklich gewesen. Irmgard Rieger: „Wir kommen mit allen gut aus.“ Neben all der Arbeit nahmen sich die Beiden auch stets Zeit, aktiv am Geschehen in dem Gmünder Stadtteil mitzuwirken. So war Paul Rieger zwölf Jahre lang als Kirchengemeinderat in der Evangelischen Kirche tätig. Zudem sang er 25 Jahre im Liederkranz in Herlikofen. Irmgard Rieger gehörte 1978 zu den Gründungsmitgliedern der Herlikofer Kleingärtner und auch ihr Mann wirkte mit viel Freude und Engagement dort mit. Bis vor einem Jahr hatten die Beiden einen Kleingarten in der Anlage. Die Kinder, die wissen, wie sehr die Eltern den Garten und überhaupt die Natur lieben, haben Irmgard Rieger zu ihrem 90. Geburtstag Anfang dieses Jahres einen Kräutergarten im heimischen Garten angelegt. Dieser, so sagt sie, bedeute ihr nach wie vor sehr viel.
Gefeiert wird heute im kleinen Familienkreis. Diamantene Hochzeit, findet Paul Rieger, sei der falsche Ausdruck für diesen Tag. Reich seien sie schließlich nicht, meint er und denkt dabei an das Finanzielle. Reich an Liebe, auch für die Mitmenschen, sind sie dafür umso mehr.