Stadt Schwäbisch Gmünd will Straße nach Hans Eisele benennen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

GMÜND-​STRASSDORF. Hans Eisele ist zwar schon vor 55 Jahren gestorben. Unterm Rechberg erinnert man sich jedoch noch an den bedeutenden Journalisten, Diplomaten und Schriftsteller, der am 3. März 1876 als erstes Kind des Zimmermeisters Xaver Franz Eisele und dessen Frau Mathilde, geb. Blessing, in Metlangen geboren wurde, dort aufwuchs und die Volksschule in Straßdorf besuchte. Wenn der Gemeinderat zustimmt, soll demnächst eine Straße nach Hans Eisele benannt werden.

Mittwoch, 25. Januar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
180 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch

Trostvoll beglückend“ in schwerer Zeit waren den Lesern vor vielen, vielen Jahren die Heimatromane Hans Eiseles. Wer durch das Schriftgutarchiv Reiner Wielands in Lautern stöbert, erkennt jedoch sehr schnell, dass der Mann in erster Linie nicht Romanautor war, sondern Journalist mit Leib und Seele. Einer, der für seine Überzeugung einstand und diese auch noch zu formulieren wusste.
In Straßdorf nannte man ihn „das kleine Pfarrerle“ – am Gymnasium den „Blättlingsschreiber“
Eisele kam aus kleinen Verhältnissen – dass er einmal studieren, promovieren, international beachtete Leitartikel schreiben würde, hätte in Metlangen niemand gedacht. Der Bub selbst am allerwenigsten. Aber er war ganz versessen auf Gedrucktes, und die Bauern nannten das gelehrige und sehr früh schon gelehrte Kind alsbald „das kleine Pfarrerle“ – so will zumindest eine Quelle in Wielands Archiv wissen.
Eiseles Laufbahn schien programmiert. Doch auf dem Gymnasium hieß man ihn seiner Aufsätze wegen den „Blättlingsschreiber“, und so gaben ihm seine Lehrer den Rat, Journalist zu werden. So geschah es – der frischgebackene Doktor begann seine Presselaufbahn gleich als Chefredakteur der Offenburger Zeitung, Organ der badischen Zentrumspartei. In dieser Zeit heiratete er die Fabrikantentochter Maria Theresia Lichtel aus München.
„Er ist mir eine
ganze Division wert“
Weil den jungen Mann das Fernweh packte, wurde er dann Repräsentant der Kölnischen Volkszeitung in Berlin, später in Wien; mit anderen führenden Journalisten reiste er durch halb Europa. Schweden hat er gesehen, Portugal, Italien, Algier sogar. Wo immer im Ausland ein Kongress stattfand, der Deutschlands Interessen berührte, war Eisele Berichterstatter.
Vermutlich ist der Metlanger der einzige katholische Journalist, der mit dem preußischen Kronenorden ausgezeichnet wurde. Als der dem Generalstab wohlgefällige, weil seinem Glauben und traditionellen Werten verpflichte Pressemensch 1914 eingezogen werden sollte, erklärte Erich Ludendorff: „Dr. Eisele bleibt in Berlin, er ist mir eine ganze Division wert.“
Mit dem späteren Papst
Pius XII. befreundet
1919 wurde Eisele Chefredakteur der Allgemeinen Rundschau in München, dann Leiter der Bayerischen amtlichen Pressestelle im Rang eines Oberregierungsrates. In dieser Position diente er fünf bayerischen Ministerpräsidenten. Dem Botschafter Roms in Deutschland, Nuntius Eugenio Pacelli – nachmals Papst Pius XII. – war er Sprachlehrer und Freund.
In Anerkennung seiner bei Abschluss des bayerischen Konkordats geleisteten Dienste als Publizist verlieh ihm der Papst das Ritterkreuz des Gregoriusodens, eine der höchsten Auszeichnungen, die der Vatikan an Laien vergibt.
Das erste Jahr der Machtergreifung brachte noch einige Höhepunkte im journalistischen Schaffen. Halsbrecherische Aktionen in Hitlers direktem Umfeld adelten ihn als Journalist – zeigten sie doch, dass er bereit war, für seine Überzeugungen einzustehen. Doch seine Karriere war abrupt beendet; am 1. Juli 1933 demolierte die SA sein Haus.
Eisele schrieb dazu: „Als zweihundert SA-​Helden mein Haus verwüstete hatten, bezahlte der bayerische Staat den materiellen Schaden, auch als sie den Angriff wiederholten. Aber ich konnte diese Nervenmühle nicht mehr länger ertragen. Ich war Tag und Nacht nicht mehr des Lebens sicher. Meine Kinder verloren ihre Stellungen oder wurden strafversetzt.“
Er wurde immer wieder bedroht, worauf die ganze Familie nach Saulgau flüchtete. Dort schrieb Eisele trotz weiterer Gestapobesuch und Briefkontrolle zehn Romane und mehrere Erzählungen schrieb, die zum großen Teil in Lautern archiviert sind.
So findet sich hier „Wenn Heilige wandern“, ein „historischer Heimatroman aus Schwäbisch Gmünd und von der Wallfahrt auf dem Bernhardusberg im Anfang des 19. Jahrhunderts“, die Geschichte einer „opferstarken Liebe“ und der Zerstörung der Wallfahrtskirche auf dem Bernhardus.
Franzosen ernannten ihn
zum Saulgauer Landrat
Nach dem Krieg ernannte die französische Besatzungsmacht den von den Nazis verfolgten Metlanger in Saulgau zum Landrat. Im April 1947 – inzwischen 71 Jahre alt – übergab er das Amt seinem Nachfolger. Nun konnte er sich ganz dem Schreiben zuwenden.
Hans Eisele starb am 19. März 1957 in Saulgau.
Die Stadt Schwäbisch Gmünd will nun eine Straße im Straßdorfer Neubaugebiet nach Hans Eisele benennen. Den Beschluss soll der Gemeinderat demnächst fassen. Die Stiftung Literaturforschung Ostwürttemberg hat sich bereits dazu bereiterklärt, die Kosten für ein Zusatzschild zu übernehmen, das erläutert, wessen Namen die Straße trägt.