Deutsch-​ukrainisches Begegnungs-​Seminar an der Pädagogischen Hochschule

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Fit für die Fußballeuropameisterschaft – das war die Ukraine im Sommer dieses Jahres. Ist das osteuropäische Land aber auch fit für Europa? Daran hat zuletzt die Verurteilung der früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko erhebliche Zweifel gesät.

Montag, 15. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
97 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (ph). Wie schätzen junge Ukrainerinnen die Situation der Demokratie in ihrem Heimatland ein? Antwort darauf gaben Ende September Anastasiia, Nataliia und Maryna. Sie und zehn weitere Studentinnen aus Kiew waren Gäste eines einwöchigen Begegnungsseminars an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert wurde.
Die Philosophie dieser Veranstaltung erläutert der Seminarleiter Prof. Dr. Helmar Schöne: „Auch in Deutschland hat es mehrere Generationen gebraucht, bis sich nach dem zweiten Weltkrieg eine stabile Demokratie entwickelt hat. Indem wir Studierenden aus der Ukraine die Möglichkeit bieten, unser Gemeinwesen zu erleben und das politische System kennenzulernen, fördern wir den Dialog über demokratische Werte in der noch jungen Demokratie. Im Idealfall leisten wir damit einen kleinen Beitrag zur Stärkung gesellschaftlichen Engagements.“
Um dieses Ziel zu erreichen standen neben Seminareinheiten zu Themen wie „Was ist Demokratie?“ oder „Was sind Bürgerrechte?“ vor allem Exkursionen auf dem Programm der Begegnungswoche. Gemeinsam erkundet wurden solche Orte, an denen sich erleben lässt, wie Demokratie funktioniert: Im Stuttgarter Landtag wurde eine Plenardebatte besucht und mit den beiden Gmünder Landtagsabgeordneten Klaus Maier und Stefan Scheffold diskutiert.
Besonders angetan waren Maryna und ihre Kommilitoninnen von der Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung. Von einer überparteilichen Bildungseinrichtung, die Politik praktisch und lebensnah vermittelt, hatten sie zuvor noch nicht gehört. Weil die Pressefreiheit ein wichtiger Bestandteil demokratischer Gesellschaften ist, durfte auch der Besuch einer Zeitungsredaktion nicht im Seminarprogramm fehlen.
Dass die Idee des Begegnungsseminars erfolgreich war, zeigte sich nicht zuletzt an den Abenden und am Wochenende: Auch nach Seminarende verbrachten deutsche und ukrainische Studierende ihre Freizeit miteinander, bis in den späten Abend debattierend Erfahrungen austauschend – und feiernd; schließlich gehören auch Spätzle und der Wasen zu einem Kulturaustausch.
Gemeinsam mit Professor Schöne freute sich Dr. Monika Becker, die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der PH, über die positive Resonanz: „Persönliche Begegnungen sind ein kleiner, aber wichtiger Baustein der europäischen Verständigung.
Durch den Studierendenaustausch wird nicht nur inhaltlich Neues gelernt, es entstehen persönliche Beziehungen, die das wechselseitige Verständnis zwischen beiden Ländern befördern.“ Und Dr. Schöne ergänzt: „Dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gebührt ein großer Dank, dass er für solche Projekte Fördermittel zur Verfügung stellt.“