Hauptvisitation in der evangelischen Martin-​Luther-​Gemeinde auf dem Rehnenhof: Zurück zur alten Stärke finden

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Im Abstand von acht Jahren finden in den evangelischen Kirchengemeinden Hauptvisitationen durch Dekan und Schuldekan statt, die mit einem öffentlichen Auftakt — dem Gemeindeforum — beginnen. Dabei stellen sich die Gruppen und Kreise der Gemeinde vor — so wie gestern auf dem Rehnenhof.

Samstag, 27. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
178 Sekunden Lesedauer


Von dorothee Wörner
GMÜND-​REHNENHOF. Auch für die evangelische Martin-​Luther-​Gemeinde steht diese Hauptvisitation an. Sie wird in den kommenden Wochen von Dekan Immanuel J.A.Nau und dem neuen evangelischen Schuldekan Dr. Harry Jungbauer durchgeführt. Dabei werden die Leitung der Gemeinde und die Führung des Pfarramts betrachtet und geprüft.
Auf allen Stühlen waren gestern zum Auftakt Süßigkeiten verteilt im Luthersaal des evangelischen Gemeindezentrums Rehnenhof. „Ich setze mich zum Bounty“, sagte einer der evangelischen Pfarrer und Kollegen von Pfarrer Konrad von Streit, die als interessierte Zuhörer zum Gemeindeforum auf den Rehnenhof gekommen waren. Ebenso kamen Gemeindemitglieder, die über ihren Beitrag zum Gemeindeleben berichteten und einige Gäste. Pfarrerin Dr. Viola Schrenk aus Lorch-​Waldhausen führte als Moderatorin durch den Abend und stellte klar, dass sich an diesem Abend der Gemeindepfarrer Konrad von Streit herausnehmen muss, um als Zuhörer die Wünsche und Vorstellungen der kirchlichen Gruppen zu erfahren und die Außenwahrnehmung kennen zu lernen. Dekan Immanuel Nau verfolgte die einzelnen Beiträge sehr konzentriert und machte sich Notizen.
Zu Beginn berichtete Renate Wahl von der Spitalmühle über die Einrichtung eines Generationenbüros, als einer neutralen Stelle für die Anliegen der Bürger aller Altersgruppen. Dann nannte sie die Zahlen der Gmünder Altersstatistik, bei der die Stadtteile Rehnenhof und Wetzgau Spitzenreiter beim Anteil der älteren Mitbürger seien. Genau dieses spiegelte sich auch bei der Vorstellung der Gruppen wieder. Viele kirchliche Angebote richten sich an Senioren. Wie kreativ diese auf dem Rehnenhof sind, zeigten ihre Wortbeiträge und wie sie ihre Arbeit symbolisch mittels einer Topfpflanze vorstellten. Der Martin-​Luther-​Treff, begegnet sich seit 2001 beim Seniorennachmittag. Es gibt auch einen Strick– und einen Tanzkreis. Die W.i.R Frauengruppe fühlt sich als „Feuerwehr“ innerhalb der Kirchengemeinde.
In weiblicher Hand ist auch die Unterstützung des evangelischen Gottesdienstes, den Pfarrer von Streit im Seniorenzentrum „Wetzgauer Berg“ hält. Die Betreuungsgruppe gibt für viele Gehbehinderte Hilfe und Betreuung auf dem Weg zum Gottesdienst.
Aus der Kindertagesstätte „Kinderinsel Rehnenhof“ berichteten die Erzieherinnen von einem umfassenden Betreuungsangebot, das sehr stark nachgefragt werde. 47 Kinder stünden derzeit auf der Warteliste, so Leiterin Karin Moor. Der Kindergarten wünsche sich von der Kirchengemeinde als Träger allerdings etwas mehr Raum für Bewegungsspiele.
Wünsche hat auch der Organist der Gemeinde, Arnold Hertfelder: „Ich wünsche mir mehr Gottesdienstbesucher, bin aber ansonsten zufrieden“, berichtete er über seine Arbeit. Auch die Mesnerin und die Pfarramtssekretärin stellten ihre Arbeit vor. Ein kirchenmusikalisches Highlight der Gemeinde ist der Gospelchor mit 31 Sängerinnen und Sängern, die nicht nur Gospels sondern auch Taizè-​Gesänge und zeitgenössische Lieder singen und ein Benefizkonzert planen. Seit wenigen Wochen, gibt es auch wieder einen Jugendraum, der zur Zeit von einigen Jugendlichen besucht wird, die wieder „frischen Wind reinbringen wollen“, wie sie sagten.
Im Anschluss an die Betrachtung von Innen stand die Betrachtung der Kirchengemeinde von Außen. Hierbei machte der 2. Vorsitzende des Bezirksbeirat, Johannes Weiß, den Anfang. Er sieht die Martin-​Luther-​Kirchengemeinde als eine wichtige Blume im Strauß des Stadtteils. „Menschen, die in einer Gemeinschaft tätig sind, muss man wie eine Blume pflegen“, sagte er und bezog sich auf veröffentlichte Leserbriefe: „Ich betrachte mit Sorge, dass es innerhalb der Gemeinde Unruhe gibt und würde mir wünschen, dass es möglich ist, Gespräche in gegenseitigem Respekt zu führen.“
Pfarrer Markus Schönfeldt von der katholischen Seelsorgeeinheit Limeshöhe sagte „unsere Beziehungen sind ausbaufähig“ und bekam Applaus für seine Anmerkung „nicht fragen was uns trennt, sondern was uns eint“. Als Rektorin der Friedensschule hat Daniela Maschka-​Dengler ein offenes Ohr für alle Konfessionen; in ganz besonderer Weise hob sie aber die gute Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde und insbesondere mit dem Kindergarten hervor. „Sie sind meine Sterne“ rief sie den Erzieherinnen zu. Auch für sie ist es wichtig, dass sich kirchliches Engagement nicht zerstückelt, sondern die Martin-​Luther-​Gemeinde wieder zu ihrer alten Stärke zurückfindet. „Ich wünsche ihnen Offenheit, Zuversicht und Kraft für einen gemeinsamen Weg“.
Nach einer Pause gab es Gruppengespräche mit dem Ziel in einer anschließenden Diskussion das Gemeindeleben kritisch und konstruktiv zu bewerten. Dekan Nau, der das Schlusswort sprach wird nach Abschluss der Hauptvisitation gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat eine Auswertung vornehmen und nach Möglichkeiten der Umsetzung im künftigen Gemeindeleben suchen.