Schwerlast-​Rettungswagen des MHD leistet wertvolle Dienste

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seit März letzten Jahres ist im Ostalbkreis ein spezieller Rettungswagen für schwergewichtige Patienten im Einsatz. Der Malteser Hilfsdienst bemüht sich, die Möglichkeiten und Vorteile dieses Fahrzeugs noch stärker ins Bewusstsein vor allem bei Ärzten und Hilfsorganisationen zu bringen.

Montag, 19. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Es geht bei diesem Spezialfahrzeug um schnelle notfallmedizinische Hilfe, aber auch um Menschenwürde. Simon Frebel, Leiter der MHD-​Rettungswache Schwäbisch Gmünd, erinnert sich mit Bedauern, ja mit Schrecken an Rettungseinsätze und Krankenfahrten für schwergewichtige Patienten vor Indienststellung des „Schwerlast-​RTW“: In einer Ostalb-​Gemeinde musste eine 250 Kilo schwere Frau ins Krankenhaus eingeliefert werden. Es blieb den verzweifelten Rettern keine andere Möglichkeit als von der Feuerwehr einen Lastwagen anzufordern, auf dessen Ladefläche die Frau notdürftig regelrecht vertaut wurde.
Auch im Sinne des Gesundheitsschutzes für die Rettungsdienstmitarbeiter wird der Umgang mit schwergewichtigen Patienten immer mehr ein Thema. Die Lösung stellt nun die Präsenz des „Schwerlast-​RTW“ dar. Er wurde vom Malteser Hilfsdienst für Einätze im gesamten Ostalbkreis beschafft. Doch die Verantwortlichen spüren, dass es immer noch gewisse Unkenntnis oder vielleicht sogar Hemmschwellen gibt, dieses Fahrzeug anzufordern. Im Prinzip, so erklärt MHD-​Stadtbeauftragter Andreas Pfeiffer, könne jeder Bürger bereits im Notruf die Rettungsleitstelle darauf hinweisen, dass es sich bei dem Verunglückten oder akut Erkrankten um einen stark übergewichtigen Menschen handle. Ebenso hilfreich seien natürlich auch Hinweise des Arztes oder auch der anderen Hilfsorganisationen. So könne der Disponent der Rettungsleitstelle sogleich dieses Sonderfahrzeug alarmieren. Damit werde vermieden, dass eine vielleicht sogar lebensrettende Zeitspanne verloren gehe, wenn zunächst nur ein regulärer Rettungswagen eintreffe, dessen Besatzung dann überfordert sei und nachalarmieren müsse. Allein schon, wenn ein Mensch um die 150 Kilo wiege, sei eine patientengerechte Rettung oder auch nur ein Krankentransport sehr schwierig. Es gehe hierbei nicht nur um das Tragegewicht und um die Sicherheit von Patient und Helfern, sondern vor allem auch um die zur Verfügung stehende notfallmedizinische Ausrüstung: Angefangen vom Blutdruckmessgerät mit entsprechend dimensionierten Manschetten bis hin zu den Tragen und Vakuummatratzen für eine gute Stabilisierung des Körpers während der Fahrt. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal des Sonderrettungswagens ist deshalb allein schon dessen Größe sowie eine übergroße Liege auf einem stabilen Fahrgestell mit starken Rollen. Am Heck hat der RTW einen Lift. Die Liege wird auf Schienen gerollt und der Lift hebt dann den Partienten an, so dass er dann auf der Liege ins Fahrzeug gerollt werden kann, wo er dann zwecks besserer Gewichtsverteilung und Behandlungsmöglichkeiten sehr tief gelagert ist. Übrigens kann der Wagen im Bedarfsfall schnell zu einem normalen RTW umgerüstet werden. Doch die Regel ist die, dass dieses Fahrzeug mit der Sonderausrüstung startbereit in der Garage steht. Aufgrund der personellen Einteilung der haupt– und ehrenamtlichen Rettungsdienstmitarbeiter ist der Spezial-​RTW von Freitag bis Montag in der Gmünder Rettungswache stationiert, die restliche Woche über in Aalen. Im vergangenen Jahr wurde er zu 35 Schwergewichtsnotfällen gerufen, in diesem Jahr bereits zu 60. Bei Adipositas (umgangssprachlich Fettleibigkeit) handelt es sich um ein zunehmendes Problem. Es ist eine Ernährungs– und Stoffwechselkrankheit mit oft genetischen Ursachen, die in Europa auf dem Vormarsch ist. Tragisch: Die Erkrankten treten meist überhaupt nicht mehr in Erscheinung, weil sich das Leben der 200 bis 300 Kilo schweren Menschen nur noch in den eigenen vier Wänden abspielt. Und dann spielten sich bislang — ehe nun das neue Fahrzeug zur Verfügung stand — dramatische bis unwürdige Szenen ab, wenn diese Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Malteser fühlen sich mit ihrer Fürsorge auch für diese Menschen als Vorreiter im Land, kämpfen auch für mehr Anerkennung seitens der Krankenkassen, wie MHD-​Bezirksgeschäftsführerin Sabine Würth andeutet.