Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie feierte im Prediger sein 90-​jähriges Bestehe

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die Vielfalt der Ehrengäste spiegele die Vielfalt der Arbeitsgebiete wieder, hieß es. Am Donnerstag feierte das Gmünder Edelmetall-​Forschungsinstitut (fem) bei einem Festakt im Prediger sein 90-​jähriges Bestehen.

Donnerstag, 22. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
157 Sekunden Lesedauer


Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Knapp 200 Besucher waren gekommen, die Institutsleiter Dr. Andreas Zielonka willkommen hieß. Das fem verstehe sich als fester Bestandteil dieser Stadt und der Region der Talente und Patente, wandte sich Zielonka an den OB und den Landrat. Sein besonderer Gruß galt seinen beiden Vorgängern Dr. Hermann Jehn und Dr. Christoph Raub.
Über die Technologiepolitik des Landes sprach Rolf Schumacher, Ministerialdirigent im Finanz– und Wirtschaftsministerium. Der Doppelhaushalt 2013/​14 sei zwar von Konsolidierung geprägt, habe aber auch einen Schwerpunkt im Bereich Bildung und Innovation. Diese seien nämlich Grundlage für die führende Rolle der baden-​württembergischen Wirtschaft. Deren Ausgaben für Forschung und Entwicklung lägen bereits über den von vielen erst angestrebten drei Prozent.
Wichtig sei der Technologie-​Transfer aus der Forschung in die Praxis ganz besonders für den Mittelstand, der sich häufig keine eigenen Forschungsabteilungen leisten könne. Hier helfe die Innovationsallianz des Landes mit ihren elf Instituten, die jährlich 1800 Projekte durchführten – davon 1000 für Mittelständler. Viele der so genannten „Hidden Champions“ seien auf diese Arbeit angewiesen.
Das Gmünder Forschungsinstitut sei hierbei ein wichtiger und verlässlicher Partner, die 2009 für das neue Applikationstechnikum vom Land als Zuschuss gezahlten fünf Millionen Euro gut angelegtes Geld. Die Arbeit des fem entspreche genau der Zielsetzung des Landes. Und es gebe in den nächsten 90 Jahren noch viele Fragen zu beantworten.
Als „Perle in Gmünd mit Strahlkraft weit darüber hinaus“ bezeichnete Oberbürgermeister Richard Arnold das Forschungsinstitut. Arnold hob die enorme Kontinuität hervor: „Das fem hatte in 90 Jahren vier Leiter, in der gleichen Zeit hat die Stadt 15 Oberbürgermeister verschlissen.“ Auch in seiner Brüsseler Zeit sei er der Bedeutung des Instituts häufig begegnet, sagte Arnold und bedankte sich beim Land für die Unterstützung. Sein Dank gelte allen, die den Weg von der einstigen „Probieranstalt“ zum internationalen Forschungsinstitut geprägt hätten.
„Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsregion“, lobte Landrat Klaus Pavel die Arbeit des fem. Immerhin sei die Ostalb mit den Schwäbischen Hüttenwerken Standort des ältesten noch bestehenden deutschen Industrieunternehmens. Das Forschungsinstitut habe seine Tradition bewahrt und zu Innovationen fortgeschrieben. Neue Technologien profitierten davon maßgeblich. Dieser exzellenten Arbeit gelte seine Anerkennung.
Yvonne Proppert, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, dessen „Fast-​Gründungsmitglied“ das fem ist, sprach von „einem Goldstück des Verbandes“ und gleichzeitig vom geschätzten „goldigen Humor seines Leiters“. Die enorme Unterstützung, die das Institut von Stadt, Kreis und Land erfahre, könne vergleichbare Einrichtungen neidisch machen.
In seinem Vortrag über die Geschichte des fem gab Andreas Zielonka einen Einblick in die Vielfalt des Instituts, seiner Menschen und Themen. Er lobte den enormen Weitblick der Gründerväter, da deren Idee das Erfolgsgeheimnis des Forschungsinstituts sei.
Im Dezember starte ein neuer Bereich zur Batterieforschung. In Kürze werde das Institut die Grenze von 80 Mitarbeitern überschreiten. Sein Dank gelte allen 600 Menschen, die in den vergangenen 90 Jahren für das fem gearbeitet hätten.
Diplom-​Restauratorin Nicole Ebinger-​Rist hielt einen Vortrag über die Entdeckung und Erschließung des Grabes einer Keltenfürstin nahe der Heuneburg. Das Gmünder Institut habe mit seinen technischen Mitteln geholfen, Beispiele der sehr hohen Goldschmiedekunst von vor 2600 Jahren zu erforschen. Dessen Röntgen-​Computertomographie erlaube Forschern einen zerstörungsfreien Blick in Funde.
Abschließend verabschiedete Andreas Zielonka den zum Jahresende ausscheidenden Vorsitzenden des Trägervereins des Instituts und bedankte sich für dessen außerodentliches ehrenamtliches Engagement. Seit 1998 habe Kaiser den Verein geführt, schon davor dem Beirat angehört. Das rufe nach einem besonderen Geschenk, beschrieb Zielonka die Idee, ein Exponat aus dem Grab der Keltenfürstin zu kopieren. Man sei dazu nicht in die große Landesausstellung eingebrochen, versicherte der Institutsleiter.
Dass ihm so viel Aufwand fast peinlich sei, betonte Hasso Kaiser in seinen Dankesworten. In diese bezog er alle ein, die die Arbeit des Instituts mit trugen.