CDU-​Sprecher beanstandet beim Deyhle-​Projekt Abschied vom Wettbewerbsentwurf /​Verwaltung und andere Fraktionen sehen dagegen Verbesserungen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Höchste Konzentration und mathematisches Denken waren notwendig, um den Diskussionsbeiträgen in der jüngsten Sitzung des Bau– und Umweltausschusses zur geplanten Wohnbebauung auf der Gewerbebrache Deyhle am Königsturm folgen zu können.

Freitag, 23. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Wie bereits in unserer gestrigen Ausgabe kurz berichtet, gab es zwar querbeet durch alle Fraktionen freudige Zustimmung zur Investitionsbereitschaft der Scholz projektbau GmbH aus Schorndorf. Sie will auf dem Gelände der ehemaligen Silberwarenfabrik Deyhle eine attraktive innerstädtische Wohnanlage realisieren. Doch leidenschaftlich trug Stadtrat Celestino Piazza seine Bedenken und Kritik dagegen vor, dass sich die Scholz-​Architekten nun zu weit von ihrem ursprünglichen Entwurf entfernt hätten. Die Crux an der Angelegenheit: Mit diesem ursprünglichen Entwurf hatte Scholz den Planungswettbewerb fürs Deyhle-​Areal für sich entschieden. Damals beinhaltete dieser 26 Wohnungen – und nun seien daraus plötzlich 55 entstanden. Eine solche dichte Bebauung sei, so Piazza, nicht gewollt gewesen. Er stehe zwar nach wie vor voll hinter dem Investor, doch bat er die Architekten, sowohl die Zahl der Wohnungen als auch die Gebäudehöhen, wo praktisch eine zusätzliche Etage draufgesetzt worden sei, wieder zu reduzieren.
Oberbürgermeister Richard Arnold und Baubürgermeister Julius Mihm sahen keinerlei Anlass, die zwischenzeitlich als Bauantrag eingereichte Fortschreibung der Planung in Frage zu stellen. Ganz im Gegenteil: Der Investor und Projektentwickler habe die von Anliegern in einer „Bürgerwerkstatt“ vorgebrachten Einwände und Vorschläge aufgegriffen und in die Überarbeitung des Entwurfs eingearbeitet. Die Baukörper an der Rosenstraße seien nur minimal höher geworden, die Höhe des Mehrfamilienkomplexes an der Imhofstraße der Dimension des daneben stehenden Woha-​Modehauses angepasst worden. Dafür sei aber dieser ursprünglich als L-​förmiger Baukörper geplante Komplex in der Mitte nun durchbrochen und aufgespaltet, somit die Bebauung aufgelockert worden. Die Steigerung bei der Anzahl der Wohnungen wurde damit begründet, dass ursprünglich als Gewerbeflächen vorgesehene Bereich nun doch Wohnungen werden und auch Umbau und Sanierung der denkmalgeschützten Rechberg’schen Scheuer, die das Anwesen krönen soll, in diese neue Gesamtzahl hinein gerechnet worden seien. Architekt und Stadtverwaltung rechneten Stadtrat Piazza auch vor, dass sich in der Gesamtsumme Nutzfläche und Kubatur nicht vergrößert hätten. Die Kubatur sei sogar etwas geschrumpft.
Piazza beharrte jedoch auf seiner Feststellung: Der Bauantrag sei nicht mehr deckungsgleich mit dem ursprünglichen Geist des Wettbewerbsentwurfs.
Alle anderen Fraktionssprecher reagierten teils sehr erstaunt über Celestino Piazzas Kritik. „Das ist doch gewiss kein neues Phänomen, dass sich die Realität von einem Wettbewerbsentwurf unterscheidet“, versuchte FW/​FDP-​Fraktionschef Ullrich Dombrowski den CDU-​Sprecher zu beruhigen. Bei genauer Betrachtung sei doch durch die Überarbeitung genau das nun erreicht worden, was Piazza vermeintlich beanstande: „Es wirkt doch nun alles viel, viel luftiger.“ Auch für die SPD betonte Stadträtin Irmgard Boxriker: „Ich kann die plötzlichen Einwände nicht nachvollziehen.“ Sie halte den fortgeschriebenen Entwurf für äußerst gelungen und den besten Vorschlag. Richtig attraktiv wirke nun im Zusammspiel mit dem Königsturm die Bebauung an der Rosenstraße. Stadträtin Susanne Lutz (Bündnis90/​Die Grünen) meinte: Sie habe die Planungen zunächst sehr kritisch betrachtet, doch nun sei sie vom Gegenteil überzeugt. Die Häuserzeile an der Rosenstraße hätte als reizvoller Kontrast zum Königsturm durchaus noch moderner gestaltet werden können, so wie zunächst im Wettbewerbsentwurf aufgezeigt. Sie forderte auch eine sofortige Einbeziehung der Sanierung der denkmalgeschützten Rechberg’schen Scheuer in die Neubebauung. Ihr Fraktionskollege und Architekt fügte die Bitte an Stadtrat Celestino Piazza hinzu: Er möge diese wichtige Sache nicht zerreden. Das Geländebrache am teils steilen Hang dort sei sehr schwierig zu bebauen, so dass die Stadt froh sein müsse, überhaupt einen Investor gefunden zu haben. Die Architekten der Scholz projektbau GmbH erklärten sich spontan bereit, in eine Fraktionssitzung der CDU zu kommen, um die strittigen Rechen-​Fragen zu klären bzw. die letzten Zweifel auszuräumen. Piazza unterstrich wiederholt: Er habe nichts gegen das Projekt, wolle aber andererseits auch dafür Sorge tragen, dass wegen eines vorliegenden Nachbarschaftseinspruchs eines Anliegers sich die Realisierung nicht verzögere. Auch er habe doch für den Scholz-​Entwurf gestimmt, sehe aber nun gravierende Abweichungen.
OB Arnold wurde im Verlauf der Debatte sichtlich ungeduldig mit dem CDU-​Sprecher und sprach zum Schluss fast schon so etwas wie ein Machtwort: „Wir alle wollen auf jeden Fall dieses Projekt!