Hotel über den Wipfeln am Schönblick

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Ein einmaliges Projekt in Deutschland“, sagt Schönblick-​Geschäftsführer Martin Scheuermann überdas geplante Panorama-​Baumhotel an der Hangkante des ChristlichenErholungsheims. Noch aber muss die Finanzierung festgezurrt werden.

Freitag, 23. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Zusammen mit OB Richard Arnold, Landrat Klaus Pavel und LGS-​Geschäftsführer Karl-​Eugen Ebertshäuser stellte Martin Scheuermann das Aufsehen erregende Projekt gestern vor. Die Anwohner waren schon am Vorabend informiert worden.
Stadt, Landkreis und Landesgartenschau-​Gesellschaft unterstützen das von den Gmünder Architekten Klaiber und Oettle geplante Hotelprojekt, dessen acht Module, auf Stahlstützen stehend, in Baumwipfelhöhe über die Hangkante des Schönblick-​Areals westlich von Schlossbau und Heimleiterhaus ragen soll. Für die Gartenschau 2014, so Scheuermann, werde das in enger Abstimmung mit Stadt und Landkreis angeschobene Baumhaus-​Hotel „ein Highlight und Eyecatcher“ — exakt 100 Jahre, nachdem die altpietistischen Schönblick-​Gründer mit den Plänen für den „Schlossbau“ ins Gmünder Rathaus kamen. Im selben Geist des „Glaubenswagnisses“ wolle man heute vorgehen. Dabei sei der LGS-​Geschäftsführer Ideengeber gewesen, „macht doch einen Waldkindergarten und ein Baumhotel“, habe dieser vorgeschlagen. Den Waldkindergarten gibt es inzwischen schon. Und das Baumhotel mit phänomenalem Blick auf die Stadt und das Albpanorama soll zur Gartenschau in Betrieb gehen. Ebertshäuser spielt auf das Laga-​Motto „Zwischen Himmel und Erde“ an: Mit dem Hotel sei man „im Wetzgauer Himmelgarten dem Himmel noch näher.“
Für den Schönblick ist das Hotel mit 16 Zimmern ein zusätzlicher Beitrag zur Landesgartenschau. Über einen Weg ist der Schönblick mit dem Landschaftspark in Wetzgau verbunden und zeigt seine eigenen Gärten.
Das Projekt werde dem Tourismus in Gmünd gut tun, ist sich Martin Scheuermann sicher. Bislang zählt man in dem Erholungsheim 66000 Übernachtungen pro Jahr, das Schönblick-​Forum hat sich als deutschlandweiter Tagungsort einen Namen gemacht. Als Zielgruppen nennt Scheuermann Behinderte, Familien, Jugendliche, aber auch Unternehmensvorstände, die ein „inspirierendes Ambiente“ suchen.
Entsprechend flexibel ist das Hotel ausgelegt: Die acht Module mit je zwei Zimmern reihen sich entlang eines stählernen, 160 Meter langen Baumwipfelstegs in 15 Meter Höhe, den man über einen Treppenturm oder gläsernen Aufzugsschacht von einem Terrassenhaus am Fuß der Anlage erreicht. Das Terrassenhaus ragt über den Hang hinaus, es ist Treffpunkt und Gruppenhaus in einem, hier wird auch der Service für die Hotelzimmer organisiert. Die Hotelzimmer (mit Dusche und WC) sind flexibel nutzbar – vom Einzel– bis zum Familienzimmer für sechs Personen. Die auskragenden Stahlstützen sollen sich filigran ausnehmen, sie gründen auf festem Fels.
Das Projekt habe die Vorprüfung von Natur– und Landschaftsschutz passiert, versichert Landrat Klaus Pavel. Auch der Forst, so Architekt Martin Oettle, sehe es positiv: Die Module werden nicht an die Bäume gebaut, es müssten nur vier gefällt werden, die aber ersetzt werden. So faszinierend die Aussicht aus dem Hotel sein soll, so bemerkenswert auch der Anblick der Modulkette von der anderen Balkon-​Seite Gmünds aus, vom Straßdorfer Berg.
Der Ostalbkreis werde das Projekt „mit aller Kraft“ unterstützen, versichert der Landrat. Er spricht gar von „hoher Architekturkunst“, die im Tal mit dem Forum Gold und Silber und auf der Höhe mit dem Hotel entstehen könnte, „das werden Denkmale sein, die über mehrere Generationen Bestand haben.“
Nächste Woche wird das Baugesuch eingereicht. Allerdings: Die Finanzierung steht noch nicht, und die Schönblick-​Gesellschafterversammlung muss noch ihr Plazet geben und braucht dafür finanzielle Zusagen. „Wir brauchen noch Geldgeber“, sagt OB Arnold. In Stuttgarter Ministerien hat der Gmünder Wirtschaftsbeauftragte Alexander Groll schon vorgefühlt, der Landrat ist sich sicher, dass Mittel aus dem ELR-​Programm fließen, der Antrag ist schon gestellt. Aber bei 2,6 Mio. Euro Baukosten braucht es noch erheblich mehr. Soll das Hotel zur Gartenschau in Betrieb gehen, muss der Baubeschluss Mitte Februar gefasst sein.