„Herr Bello“ begeistert das Publikum beim Kindertheater im Stadtgarten

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Ob Paul Maar als gelernter Kunsterzieher wohl auch so viele Kinder begeistert hätte wie als Schriftsteller? Jedenfalls weiß er in seinen Büchern genau, worauf es ankommt. Ein ganz großes Thema ist immer wieder die Freundschaft. Und dann natürlich die Tiere.

Freitag, 28. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
123 Sekunden Lesedauer


Von Brigitte Düppe
SCHWÄBISCH GMÜND. Gemixt mit ein bisschen Zauberei und Magie versteht er es, Kinder für das Lesen zu begeistern, und in der guten und bewährten Zusammenarbeit mit der Landebühne Esslingen entstand nun nach „Herr Bello und das blaue Wunder“ von 2009 eine Fortsetzung der beliebten Kinderbuchreihe für die Bühne. Erst im November war Premiere gewesen und viele freuten sich im Gmünder Stadtgarten auf einen vergnüglichen Theaternachmittag.
Herr Bello, der auch von sich selbst in der dritten Person redet, ist eigentlich der Hund von Max, dem zwölfjährigen Apothekersohn. Durch einen blauen Zaubertrank war er in einen „Mönsch“ verwandelt worden, sehr zur Freude von Max, der mit ihm über alles reden konnte. Nur dumm, dass da noch die Colliehündin Adrienne ebenfalls in ein weibliches, etwas widerborstiges Wesen verwandelt worden war. Sie war jedoch diese neue Rolle recht bald leid, und schüttete absichtlich den Zaubertrank weg, den man zur Auffrischung immer wieder hätte trinken müssen. Und da begann sie nun, die Abenteuergeschichte, denn Herr Bello wollte unbedingt „Mönsch“ bleiben und Max und er machen sich auf die schwierige Suche nach dem Trank. Höhepunkt des Theaterstücks war sicher nach der Pause die Alchemie-​Küche von Melchior Lichtblau. Da brodelte und zischte es und der kauzige Lichtblau mit seinen verrutschten Strümpfen, seinem Schlurfgang und seinen Gedächtnisaussetzern war einfach hinreißend. Kinder spüren sehr gut die Qualität eines Stückes und gaben danach sogar spontan Szenenapplaus. Auch das Bühnenbild mit viel Alugeglitzer und ständig sich öffnenden Geheimtürchen für seltsame Tinkturen wie Mondwasser und Sanddornsaft, Schmetterlingsstaub und Belladonna war traumhaft.
Bereits unterwegs in einem Hotel hatte es zuvor bei Herrn Bello verdächtig zu „grübbeln“ angefangen, ein klares Vorzeichen für die Rückverwandlung zum bellenden Bernhardiner. Und jetzt versuchte der Zauberer mit spannenden Experimenten, das vergessene Rezept wieder aus dem Gedächtnis hervorzuholen. Doch, oh je, der gute Herr Bello wurde grün und schrecklich lange Ohren zottelten plötzlich vor seiner Nase. Schließlich half alles nichts, Herr Bello blieb ein Hund, aber doch ein Hund, der wenigstens wieder sprechen konnte, womit auch Max zufrieden war. Endlich hörte er es wieder: das „Putenfleisch mit feinen Löberstöckchen, schmöckt das löcker!“ Auch bei den jugendlichen Zuschauern war zu spüren, dass sie mit diesem drolligen Wuschelwesen auf der Bühne eigentlich viel mehr anfangen konnten als mit dem „mönschlichen“ Herrn Bello im ersten Teil des Stücks. Wieder zu Hause zurückgekommen, blieben Bello der Freund von Max und Max der Freund von Bello.
Raffiniert beendeten unter der Musik von „Who let the dogs out“ Standbilder auf der Drehbühne zwei Stunden gutes Kindertheater, ein Höhepunkt in der Kindertheaterreihe des Kulturbüros. Tilo Esches Schauspielfassung wurde überzeugend verwirklicht von Martin Frolowitz (Herr Bello), Hanif Jeremy Idris (Max), Annegret Taube (Adrienne), Franziska Theiner (Verena) und Tobias Strobel (Apotheker und Melchior Lichtblau).