Liederkranz Weiler bringt den „Held vom Kalten Feld“ auf die Bühne — Dieses Mal wurde eine musikalische Komödie einstudiert

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Besinnlich, dramatisch, zu Herzen gehend – das waren in der Vergangenheit die überregional bekannten Weihnachtstheater-​Aufführungen des Liederkranzes Weiler. Dass sie auch ganz anders kann, beweist die musikalische Truppe unter Leitung von Kathrin Bechstein in diesem Jahr mit dem Stück „Der Held vom Kalten Feld“ aus der Feder von Brigitta Wanner.

Freitag, 28. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
137 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​WEILER.
Gewidmet hat der Liederkranz das Stück seinem vor zehn Tagen gestorbenen langjährigen Regisseur und Autor Stephan Kirchenbauer-​Arnold. Dabei markiert es durchaus eine Trendwende, wie schon der Untertitel „eine musikalische Komödie“ aufzeigt. Bei der Premiere am Mittwochabend wurde denn auch viel gelacht und es gab reichlich Beifall.
Gut konzipierte Charaktere waren schon immer die Stärke der Liederkranz-​Stücke. Das merkt man auch diesmal gleich am Anfang, als die Weilermer auf dem ersten Fernseher des Ortes – das Stück spielt vor über 50 Jahren – in der Dorfkneipe die Übertragung des olympischen Abfahrtslaufs verfolgen. Bei dem an die Rückwand der Bernhardushalle projizierten Bericht, der den Sieg des einheimischen Helden Siggi Michler (Michael Pick) zeigt, freuen sich die Zuschauer über Ernst Kittel, der als TV-​Reporter quasi einen „Heinz Maegerlein von der Ostalb“ gibt.
Ein weiterer Publikumsliebling wird gleich in der nächsten Szene geboren: Als Haustier der „Kräuterhexe“ Anna (Birgit Stahl) lugt „Susi das Schaf“ so vorwitzig aus dem Hüttenfenster, dass sich das Plüschwesen in der Pause garantiert zu Dutzenden an der Kasse verkaufen ließe.
Das unter der bewährten Leitung von Josef Stampfer und Roland Rupp entstandene Bühnenbild ist wohldurchdacht und weiß auch zu überraschen. Etwa, als bei Siggis Empfang in der Heimat auf die Beschwerde des Bürgermeisters (Andreas May), es sei nicht ausreichend geschmückt, automatisch Blumenkästen aus einer Hausfassade klappen oder eine Disco-​Kugel für Schneefall sorgt.
Siggi will in Weiler auf der Basis seines Ruhms eine Ski-​Arena errichten. Dafür kommen Sponsoren aus Amerika (herrlich schrill: Autorin Brigitta Wanner als Wilma). Allerdings gibt es Streit um ein Schlüsselgrundstück, das scheinbar dem Huber-​Bauern (Horst Linke) gehört, der es getreu dem Motto „Liebe vergeht, Hektar besteht“ nur verkaufen will, wenn Siggi dessen Tochter Eva (Heike Groll) heiratet. Wo doch beide jeweils schon andere Partner haben.
Dabei nehmen sich die Weilermer fröhlich selbst auf den Arm. Etwa, wenn niemand weiß, was ein Cocktail ist, die Sponsorin Betty (Toni Schleicher) lernt, dass „Wenn er’s no scho hätt“ angeblich mit „Er findet das prima“ übersetzt wird oder es statt einer Speisekarte nur „Krombiraspatza“ gibt.
Witzig auch der Wandel der Stubenmädchen-​Kandidatinnen, die zunächst bäuerlich beschürzt, später dann gut aufgebrezelt erscheinen. Am Ende stellt sich heraus, dass das Grundstück eigentlich jemand ganz anderem gehört, und so stehen plötzlich fünf glückliche Paare auf der Bühne. Siggi bekommt seine Gisi (Andrea Cox), Eva ihren Christian (Christopher Böhmler), die Wirtin (Barbara Sonnentag) ihren Kellner Toni (Georg Schleicher), Betty den Bürgermeister und Wilma war sich ohnehin immer mit ihrem Gatten Bert (Bertram Frisch) einig.
Viele schmissige Melodien, fast alle aus der Feder von Ralph Benatzky, machen die Handlung kurzweilig und zeigen das große Können des Liederkranzes und seiner Solisten. Kathrin Bechstein hat das Stück von Brigitta Wanner gekonnt inszeniert, Martin Thorwart liefert souverän am Flügel das musikalische Fundament. Für die Vorstellungen am heutigen Freitag und am Sonntag, 30. Dezember, gibt es ebenso noch Restkarten (Buchhandlung Stiegele oder ab 19 Uhr Abendkasse in der Bernhardushalle), wie für die Aufführungen am Mittwoch, 2., Donnerstag, 3., und Freitag, 4. Januar. M. Laduch