Nicht immer gleich zur Säge greifen: Totholz bietet Lebensraum für viele Tierarten

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Knorrige Gestalten, Höhlen im Stamm, tote Äste – während viele Menschen die ursprüngliche Schönheit alter Bäume schätzen, gehen sie manchem ordnungsliebenden Gütlesbesitzer gegen den Strich. Der NABU plädiert dafür, Gehölze, die ihre besten Tage gesehen haben, auch mal stehen zu lassen.

Samstag, 29. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (pm). „In Schwäbisch Gmünd und anderen Städten haben alte Bäume mit Hohlräumen als Versteck und Nistplatz für Vögel, Insekten und Fledermäuse mittlerweile Seltenheitswert“, sagt Walter Beck, ehrenamtlicher Sachverständiger für den Fledermausschutz und Vorstandsmitglied der Gmünder NABU-​Gruppe.
Einer der Gründe sei eine oft sehr restriktive Auslegung des Haftungsrechts durch die Gerichte. Um auch noch das geringste Unfallrisiko auszuschließen, ließen die Kommunen sowie private Grundstücksbesitzer alte Bäume heute im Zweifel viel schneller beseitigen als man dies früher getan habe.
Für die Tierwelt der Stadt und ihrer Randbereiche sei dies jedoch ein schwer zu ersetzender Verlust, bedauert der Naturschützer. „Das Aufhängen von Nistkästen als Ersatz ist zwar zu begrüßen, gleicht den Verlust aber nur zum Teil aus“, sagt Beck. „Denn die Ersatzquartiere werden nicht von allen Tieren angenommen und nützen zum Beispiel den holzbewohnenden Insekten nichts.“ Die Krabbeltiere seien aber wichtig, zum Beispiel als Hauptnahrung für viele Vogelarten.
„Besonders als privater Grundstückseigentümer sollten Sie es sich gut überlegen, ob von einem alten Baum wirklich eine Gefahr ausgeht, und ihn, wenn möglich, lieber stehen lassen“, rät Beck. Zu viele knorrige Bäume würden von Gütlebesitzern lediglich aus ästhetischen Gründen abgeholzt, obwohl sie weitab von Wegen oder Nachbars Auto stehen. „Im Interesse der Natur ist weniger Ordnungsliebe manchmal mehr“, so der Naturschützer.