Bunte Außerirdische

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Es war einmal ein Planet, irgendwo ganz weit weg, der Stares hieß und auf dem die Staresten lebten. Die Herliköferin Hildegunde Mandl hat Manuskripte geschrieben, in denen sie von diesem seltsamen Völkchen berichtet. In der Galerie im Zunfthaus sind die Staresten noch bis zum Mittwoch ausgestellt.

Samstag, 18. Februar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
97 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rz). Die 74-​jährige gelernte Apothekerin kommt ursprünglich aus Salzburg, zog als „Gastarbeiterin“ nach Neckarsulm und lebt jetzt seit 42 Jahren in Herlikofen, wo sie mit großem Aufwand die Geschichte der alten Häuser erarbeitet und dokumentiert. So ganz nebenbei lebt sie die Liebe zu den Enkelkindern aus, mit viel Fantasie und noch mehr Freude daran, das Erzählen zur Familientradition zu machen. Auf dass sich irgendwann andere Großmütter und –väter Geschichten ausdenken: „Es war einmal“. Früher hat Hildegunde Mandl von Max erzählt, einem selbstgehäkelten Lausbub mit bunten Haaren, oder auch vom Schneidermeister Nadel, und daraus hat sie ebenso „Bücher“ gemacht, wie aus einer Kindergesellschaft an Karneval, die nachts, im Traum, in der jeweils gewählten Verkleidung zu leben beginnt – also Cowboy-​Abenteuer erlebt, zum Hexlein wird oder zum Pirat.
Als die Enkel noch kleiner waren, hat sie zwei Fantasievögel auf Erkundungsreise geschickt, um die einzelnen Familienmitglieder vorstellen zu können, und das war ebenfalls etwas, dass diese nächste Generation wohl ein ganzes Leben lang begleiten wird. Jetzt begleitet sie die Staresten auf Ausflüge, zunächst die 23 „Mädchen“, dann die „Jungs“. Das darf man so sagen; die Bewohner des Planeten sehen Menschen ähnlich, sind freilich am ganzen Körper bunt. Sie haben zwar einen Kopf, aber keine Augen, keine Ohren, keinen Mund und keine Nase. Ihre Umwelt nehmen sie dennoch wahr: Ihre Sinnesorgane tragen sie in einem Loch im Bauch. Eine Antenne auf dem Kopf hilft ihnen, sich zu orientieren. Ihre Häuser sind sehr klein, oft passt gerade mal ein Starest rein. Die Buben gehen nackig, die Mädla tragen kurze Röckchen und ein Halsband. Die Gewohnheiten sind vergleichbar, und wie auf der Erde muss der Nachwuchs eine Schule besuchen. Als es in den großen Ferien langweilig wird, in einem dieser Sommer, die kein Ende nehmen wollen, gehen Mädchen und Jungs voneinander getrennt auf Ausflüge. Was sie dort erlebten, unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem, was Menschenkindern so widerfährt. Aber es gibt einer Großmutter die Möglichkeit, mehr weiterzugeben als eine gute Geschichte und Ideen für sinnvolle Freizeitgestaltung: Wie man miteinander umgeht, etwa.