Jugendintegrationskurs des Kolping-​Bildungswerks in Gmünd

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Herzlich willkommen“ heißt es, in sieben verschiedenen Sprachen. Herzlich willkommen zum ersten Jugendintegrationskurs in Ostwürttemberg. Dorothea Ewers vom Kolping-​Bildungswerk und ihre Mitstreiterinnen stellten das Projekt gestern vor und begrüßten die jungen Teilnehmer.

Dienstag, 07. Februar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
126 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Jung sind sie alle, und sie planen ein Leben in Deutschland. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Der 18-​Jährige, der bislang in der Schule war, führt ein ganz anderes Leben und hat ganz andere Interessen als die 27-​jährige Ehefrau und Mutter, die bereits einen Ausbildungsberuf hat. Die eine spricht ein paar Brocken Deutsch, der andere versteht kein Wort, was den Unterricht sehr schwer macht: „Mein Name ist Filimoh“ kann eine Herausforderung sein. Die zehn jungen Leute, die gestern im ersten Jugendintegrationskurs der Region im „Kolping-​Bildungszentrum Arbeitsmarkt & Dienstleistungen“ begrüßt wurden, kommen zudem aus sieben verschiedenen Nationen: Rumänien, Somalia, Tunesien, Mexiko, Polen, Ukraine und Thailand.
In diesem Kurs werden junge Erwachsene bis 27 Jahre auf die B1-​Prüfung vorbereitet, damit sie das Zertifikat „Deutsch für Zuwanderer“ erhalten. Dieses Zertifikat bescheinigt den Teilnehmenden ausreichende Deutschkenntnisse und wichtige Grundkenntnisse über die deutsche Gesellschaft. Außerdem erleichtert es die Einbürgerung: Das Staatsangehörigkeitsgesetz legt fest, dass man damit die deutsche Staatsbürgerschaft schon nach sieben Jahren rechtmäßigen Aufenthalts in Deutschland beantragen kann – normal sind acht Jahre.
Anders als in allgemeinen Integrationskursen treffen die Jugendlichen hier auf Gleichaltrige. Demzufolge werden auch Themen behandelt, die ihnen unter den Nägeln brennen und wichtig sind für ihre Zukunft – schwerpunktmäßig geht es um Schule und Ausbildung und Arbeiten und Beruf. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ein Praktikum absolvieren oder in einer deutschsprachigen Einrichtung hospitieren – das ist ein ganz zentraler Aspekt dieses Kurses. Dadurch bekommen sie einen Einblick in die Arbeitswelt und können wichtige Kontakte knüpfen, die für die weitere Ausbildungs– und Arbeitsplatzsuche nützlich sind. Dieser praktische Teil wird vom Jugendmigrationsdienst Schwäbisch Gmünd übernommen und von der Sozialpädagogin Hanna Rudi betreut, die zudem drei Stunden in der Woche Besichtigungen und Exkursionen organisiert, die in erster Linde der Berufsorientierung dienen.
Die jungen Leute, die vielfach aus Krisengebieten kommen und nicht selten alles verloren haben, finden sich montags bis freitags jeden Vormittag im Bildungswerk ein; abgeschlossen wird der 945 Stunden umfassende Kurs am 14. Dezember; Prüfungstermin ist der 15. Dezember. Bis dahin soll „ein gutes sprachliches Fundament“ gelegt werden.
Dass dieser spezielle Kurs grundsätzlich notwendig und wichtig ist, darüber waren sich bereits vor einem Jahr alle einig – die Schulen, die Arbeitsagentur, das Job-​Center, die Stadt Schwäbisch Gmünd und natürlich das Bundesamt als Auftraggeber. Trotzdem war es schwierig die Mindestteilnehmerzahl von zehn Jugendlichen zusammen zu bekommen – der Start musste bereits zweimal verschoben werden. Dass es nun doch noch geklappt hat liegt zum einen an der hervorragenden Vernetzung in Schwäbisch Gmünd, auf das Karin Rieber, die Integrations-​Expertin des Kolping-​Bildungswerks, aufbauen konnte, und an der langjährigen Zusammenarbeit des Kolping-​Bildungswerkes mit Angelika Grimmbacher vom Jugendmigrationsdienst Schwäbisch Gmünd. Nicht zuletzt ermöglichte die gute Beratung der Regionalkoordinatorin für Integration des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Carmen Niehues, diesen Kurs-​Start. Sie alle gaben den Teilnehmern gestern das Gefühl, willkommen zu sein.