Lesen kann Gretel Hokema wegen des nachlassenden Augenlichts kaum noch — aber malen!

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Gelesen hat sie immer gerne – aber da machen die Augen nicht mehr mit. Doch Malen kann Gretel Hokema nach wie vor. Gestern wurde sie von der Volkshochschule für 25 Jahre als Teilnehmerin des Malkurses von Uwe Feuersänger geehrt.

Donnerstag, 24. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
82 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (ml). Eigentlich hätten sie sie gerne am 16. Juni ausgezeichnet. Denn an diesem Tag wird Gretel Hokema 90. Doch zum einen endete der Malkurs gestern für das Frühjahrssemester und wird erst im Oktober fortgesetzt. Und zum anderen ist die rüstige Seniorin an ihrem Jubeltag bei ihrer Tochter auf einer griechischen Insel.
Natur war und ist ein
wichtiger Teil ihres Lebens
Die Tage, an denen Gretel Hokema im vergangenen Vierteljahrhundert ihren Malkurs verpasst hat, könne man an den Fingern einer Hand abzählen, sagt Uwe Feuersänger. Ihr Engagement für die Malerei und das Lernen zeigten sich darin in besonderer Weise. Und VHS-​Leiterin Ingrid Hofmann, die eigens ins Kreativzentrum im Unipark gekommen war, sprach von einem „ganz außergewöhnlichen Ereignis“.
Die Pastellmalerei ist der 89-​Jährigen eine bevorzugte Möglichkeit geworden, Empfindungen, Erinnerungen und spontane Eindrücke als Kunstform auszudrücken. „In dieser Hinsicht hat sie viel zu sagen“, freut sich Uwe Feuersänger, denn über mehrere Jahrzehnte leitete Gretel Hokema mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann die bekannte Gmünder Gärtnerei Fehrle. Blumen, Pflanzen, Natur und Landschaft sind Motive, die sie nicht nur dekorativ abbildet: Sie waren und sind wichtiger Teil ihres Lebens.
Mit Kunst ist Gretel Hokema aufgewachsen. Ist sie doch die Nichte des berühmten Gmünder Bildhauers Jakob Wilhelm Fehrle.
Gemeinsam mit ihren Kurskolleginnen und –kollegen genoss die malende Seniorin einen kleinen Sektempfang, zu dem Ingrid Hofmann einlud. Dabei sprach die Mutter von sechs Kindern auch über die Gnade, wenn ein Mensch so viel aus seinem Leben habe machen dürfen, wie sie. Wie viele ihres Jahrgangs hätten diese Chance schon durch den Zweiten Weltkrieg nicht gehabt.
„Der Kurs geht weiter“, betonte die Volkshochschulleiterin. Und er müsse unbedingt mit Gretel Hokema weitergehen. Deshalb schenkte die VHS ihrer ältesten Teilnehmerin zum „silbernen“ Jubiläum ein Freisemester.