Das Geheimnis der „Schanze“ auf dem Gügling

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Schon in der Oberamtsbeschreibung von 1870 ist eine „Verschanzung“ auf dem Gügling erwähnt. In den vergangenen Jahren versuchten Archäologen, das Geheimnis dieser viereckigen Struktur zu lüften – bislang vergebens.

Donnerstag, 03. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Einstweilen muss es wohl beim Arbeitstitel „Schwedenschanze“ bleiben, wie er in Bettringen seit Jahrhunderten genannt wird. Eine andere Herkunft der 40 mal 40 Meter großen archäologischen Struktur konnte auch in den jüngsten Grabungen nicht nachgewiesen werden.
Lokalisiert wurde die „Bodenanomalie“ bei einer Befliegung durch den bekannten Luftbild-​Archäologen Otto Braasch, bevor der Gügling als Industriegebiet ausgewiesen wurde. Die Struktur führte dazu, dass die entsprechende Fläche auf Betreiben der Denkmalschützer aus dem Bebauungsplan ausgegliedert wurde.
Ende 2010 fragte dann eine benachbarte Firma an, ob er die Fläche für den Betriebssport als Fußballfeld nutzen könne. „Nicht ohne vorherige Untersuchung“, machte das Landesdenkmalamt deutlich. In der Folge begann der Gmünder Arbeitskreis Archäologie mit seiner Suche. Treibende Kraft war dabei der frühere Degussa-​Chef Hasso Kaiser, der einst schon die Befliegung veranlasst hatte.
Kaiser gab gestern in einem Pressegespräch gemeinsam mit Dr. Andreas Thiel vom Landesdenkmalamt und dem städtischen Denkmalbeauftragten Walther Munk einen Einblick. „Der Gügling war schon immer spannend“, erklärte Kaiser im Hinblick auf Streufunde, die schon in der Jungsteinzeit beginnen.
Dass es eine nicht genau datierbare Anlage gebe, habe schon in der Oberamtsbeschreibung 1870 gestanden. Als nächstes habe man dann eine geophysikalische Untersuchung vorgenommen, die Anomalien im Magnetfeld aufzeichnet. Diese seien so stark gewesen, dass alle Experten von Mauerresten im Untergrund überzeugt gewesen seien.
Sondierungsgrabungen seien allerdings enttäuschend verlaufen. Statt Mauerwerk habe man ausschließlich verkohlte Holzreste gefunden. Das habe aber immerhin dazu geführt, dass die Geophysiker neue Erkenntnisse über die Empfindlichkeit ihrer Geräte gewonnen hätten.
Weitere Funde – wie zum Beispiel Metallreste oder Keramik – seien nicht gemacht worden. Schließlich habe man die Grabungen wieder eingestellt. Näheres könnte nur eine professionelle archäologische Untersuchung ergeben. Einstweilen wahre der Gügling sein Geheimnis.
Dass die Bettringer Überlieferung allerdings von einer „Schwedenschanze“ spreche, deute auf eine Entstehung der mit Eichenbalken umfriedeten Fläche in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges hin. Ein ganz ähnlicher Fund aus Nordhessen ist durch schriftliche Überlieferungen besser belegt. Dort heißt es, die Anlage habe in der wirren Kriegszeit dem Schutz reisender Kaufleute gedient, sei also eine Art „Karawanserei“ gewesen.
Für Bettringen gibt es solche Überlieferungen, nach denen Stadtarchivar Klaus Jürgen Herrmann lange gesucht hat, nicht.
Andreas Thiel setzt eine gewisse Hoffnung in die „Graswurzelarchäologie“. „Der Grundriss ist so markant, dass ich hoffe, dass jemand sie auf unseren Veröffentlichungen erkennt und uns weiterführende Hinweise geben kann.“