Deutscher Orden traf sich in Gmünd

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Im Heiligkreuzmünster feierten Mitglieder des Deutschen Ordens mit der Gemeinde die Heilige Messe. Erkennbar ist der Orden an den langen schwarzen Mänteln mit dem aufgelegten Ordenswappen, dem schwarzen Kreuz auf weißem Grund.

Sonntag, 01. Juli 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
147 Sekunden Lesedauer


Von Dietrich Kossien
SCHWÄBISCH GMÜND. Wer mit offenen Augen über den Gmünder Marktplatz geht, dem mag vielleicht ein Torbogen mit einem prächtigen Wappen auffallen, und er wird sich gefragt haben, woher dieses fürstliche Wappen in eine ehemaligen Reichsstadt kam. Des Rätsels Lösung ist, dass der Torbogen den Rest des „Deutschen Hauses“ darstellt, das von 1603 bis 1657 im Besitz des Deutschen Ordens war
. Bis zum heutigen Tag besteht dieser Orden, und am Sonntag kamen die Mitglieder des Deutschen Ordens der Komturei „An Tauber, Neckar und Bodensee“ in Schwäbisch Gmünd zu einem Conveniat (auch Konvent) unter dem Zeichen des Kreuzes und der Ordenspatronin Maria zusammen.
Am Nachmittag machten sie sich zu einer Wallfahrt von der Marienkapelle in Wißgoldingen zur „Schönen Maria vom Rechberg“ auf, die sie mit einer Vesper in der Wallfahrtskirche beschlossen. Die Messe im Münster wurde vom Geistlichen Assistenten der Komturei zelebriert, der auch die Predigt hielt. Zu Beginn wurde betont, dass der Orden seit dem 12. Jahrhundert die Menschen begleite und auch heute keine verstaubte Organisation sei. Aber man suche Frauen und Männer, die sich dem Orden und seinen Idealen anschließen würden.
Nach Gebeten, Gesang und dem Evangelium nach Markus, in dem von der von Jesu vom Tode erweckten Tochters des Jairus berichtet wird, war der Prediger der Ansicht, dass das Unwetter in der nacht fast auch ein Symbol für die Kirche in der Zeit sei. Auch der Orden habe schon vieles erlebt, doch im Glauben habe man vieles überstanden. Die Menschen wären zu allen Zeiten von Sensationen offen gewesen. Doch bei der Tochter des Jairus sei alles zu spät gewesen. „Was willst du noch hier“, hätte man Jesu gefragt. Doch der habe gesagt, dass die Tochter nur schlafe. Als das Außergewöhnliche eingetreten sei, wären alle außer sich geraten. Doch von einem verstärkten Glauben habe man nichts gehört. „Sei ohne Furcht, Glaube nur“, habe Jesu dem Jairus gesagt, und, dass das Mädchen nur schlafe.
Diese Geschichte solle den Glauben wecken, so der Prediger, und Gott zeige durch außergewöhnliche Zeichen, dass er bei den Menschen angekommen sei. Gott sage: „Fürchte dich nicht, glaube nur, trau mir den Sieg über deinen Tod zu.“
Auch Teil der Gmünder Geschichte
Auch in Gmünd hat der Deutsche Orden Spuren hinterlassen, denen man zum Stadtfest nachgehen kann. Der Komtur der Kommende Kapfenburg, Johann Eustach von Westernach, hat das Fachwerkhaus in Gmünd von 1340 gekauft und zur Komturs-​Residenz in Gmünd gemacht. Später war das Gebäude der Gasthof „Drei Mohren“. Der mehr als 800 Jahre alte, katholische Deutsche Orden ist mit dem Malteserorden (und dessen evangelischem Zweig, den Johannitern) einer der letzten noch bestehenden Ritterorden, die zur Zeit der Kreuzzüge zur Hilfe und zum Schutz der Pilger ins Heilige Land gegründet wurden. Nach wechselvoller Geschichte ist vom jahrhundertelangen Besitz eines souveränen, großen Ordensstaates fast nichts mehr übriggeblieben.
Der „Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“ besteht aus den Zweigen der Brüder, der Schwestern und der Familiaren. Er untersteht dem Hochmeister in Wien. Er konzentriert sein Wirken jetzt, getreu seinem Motto “Helfen, wehren, heilen“, auf das Ideal des Ordens, hilfsbedürftigen Menschen um Christi willen in selbstloser Liebe zu dienen sowie den christlichen Glauben gegen die Feinde Christi zu schirmen.
Heute ist sein Einsatz für Christi Reich nicht mehr der Kampf mit dem Schwert, sondern Engagement in der geistigen Auseinandersetzung, dem Schutz der Wehrlosen, der Seelsorge und Hilfe am Menschen.