Patrozinium im Heilig-​Kreuz-​Münster

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Den Festgottesdienst zum Patrozinium feierte die Münstergemeinde am Sonntag gemeinsam mit der Italienischen Gemeinde San Giovanni Bosco. Im Rahmen des festlichen Gottesdienstes wurde Pfarrer Charles Unaeze als Seelsorger für die Italienische Gemeinde durch Münsterpfarrer Robert Kloker eingeführt

Sonntag, 16. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst mit der Messe in C-​Dur für gemischten Chor, Orchester und Orgel von Anton Bruckner. Es musizierten der Münsterchor und das Münsterorchester sowie Susanne Rott an der Orgel unter der Leitung von Münsterchordirektor Stephan Beck. Zur Gabenbereitung sang der Chor der italienischen Gemeinde, geleitet von Gianpiero Cortese, den Chorsatz „Come Maria“. Das Patrozinium beging man gemeinsam mit der Italienischen Gemeinde San Giovanni Bosco. Im Rahmen des festlichen Gottesdienstes wurde auch Pfarrer Charles Unaeze in sein Amt als Seelsorger der Italienischen Gemeinde eingeführt.
Die Festpredigt hielt Münsterpfarrer Robert Kloker. Er nahm darin vor dem Hintergrund schlimmer Ausschreitungen, die die Welt neuerlich in Atem halten und durch ein Schmäh-​Video über den Propheten Mohammed hervorgerufen wurden, vehement Stellung.
Diese hätten, so der Münsterpfarrer, Reaktionen schlimmsten Ausmaßes in der islamischen Welt, aber nicht nur dort, hervorgerufen. Selbst die deutsche Botschaft in Karthum sei Ziel von Anschlägen geworden. Religiös oder fanatisch geprägte Schmähung und Verletzung religiöser Gefühle Andersgläubiger hätten gewaltsame Gegenreaktionen hervorgerufen.
Doch Gewalt dürfe nie Mittel der geistigen Auseinandersetzung werden, schon gar nicht in Namen der Religion! Leider sei dies in diesen Tagen immer wieder zu erleben. Beides aber, so Pfarrer Kloker, sei aufs Schärfste zu verurteilen, das Zündeln durch entsprechende Provokationen, aber ebenso die durch nichts zu rechtfertigenden Reaktionen des Hasses, die durch Verbrennen von Fahnen, das Zerstören von menschlichen Antlitzen auf Bildern ein hochgradig zerstörerisches Potenzial entladen würden. Ein Zerrbild der Religionen werde hier gezeigt. Wieder sehe es so aus, „als würden die Recht behalten, die meinen, dass Religionen für das Entstehen von Gewalt und Kriegen Verantwortung tragen. Der Eindruck in diesen Tagen scheint dies ja zu bestätigen.“
Wenn man vor diesem gewaltgeprägten Hintergrund das Patrozinium feiern würde, „so sollten wir uns daran erinnern, dass der Ursprung unseres Festes mit kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Religionen zu tun hatte“. Er erinnerte an den Stauferkönig Konrad III., dessen Kreuzzug zu einem militärischen Fiasko geworden sei, auch wenn man diesem Unternehmen die Heilig-​Kreuz-​Reliquie zu verdanken habe, die dem Gmünder Münster den Namen gegeben habe und die die Passionsfrömmigkeit in unserer Stadt durch Jahrhunderte nachhaltig geprägt habe.
Es habe dann noch ein knappes Jahrhundert gedauert, bis ein anderer Staufer, nämlich Friedrich II., auf friedlichem Wege den Zugang zu den christlichen Stätten im Heiligen Land erreicht hätte und damit ein frühes Beispiel für Toleranz und friedliche Koexistenz zwischen den Religionen gegeben habe.
Der Münsterpfarrer stellte die aktuelle Frage, ob man davon nicht lernen könne und ob nicht dieses Stück Holz der Reliquie vom Kreuz Christi diese Botschaft geben würde? Da würden die Menschen zu dem aufschauen, der die Schmach des Kreuzes auf sich genommen hätte, um die Spirale von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Doch vom scheinbar ehernen Gesetz, das Gewalt mit Gegengewalt beantworte, seien heute wie damals die religiösen Fanatiker in den verschiedenen Religionen bestimmt. Sie aber könnten sich „nicht auf Jesus berufen und schon gar nicht auf einen Gott, der ein Freund des Friedens und der Gegner von Gewalt ist.“ Das Kreuz Jesu Christi sei das von Gott gesetzte Versöhnungszeichen. Religion und Gewalt sei eine unheilige Allianz! „Religion und Gewalt – das geht nicht zusammen.“ Diese kraftvolle Botschaft sollte vom Patrozinium in die Welt hinausgehen, in der religiös motivierte Gewalt wieder um sich greife, so zum Schluss seiner beeindruckenden Predigt des Münsterpfarrers.