Schmiedgassen: Zweifel am Verkehrskonzept wachsen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die Zielsetzung der Stadtverwaltung ist redlich und ehrenhaft: Alle sollen sich zum Schluss über eine Qualitätssteigerung im Wohn– und Handelsquartier östliche Altstadt freuen. Doch das Problem, das sich gestern beim Quartiersgespräch mit den Betroffenen Bürgern zeigte: Alle sind skeptisch, ob diese Qualitätssteigerung mit dem vorgelegten Verkehrskonzept funktioniert.

Montag, 17. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Ganz im Gegenteil: Viele Anlieger befürchten gar noch schlimmere Verkehrsverhältnisse, insbesondere im Bereich Bürgerstraße, Kalter Markt und Rosenstraße, dazu auch noch eine Abkapselung der Handelsstrukturen in den beiden Schmiedgassen sowie des Einkaufszentrums Citycenter, das zukünftig in starker Konkurrenz zum Einzelhandelsstandort Ledergasse stehen wird.
Es geht um die Neuordnung des Verkehrs, die Sanierung des Stadtviertels mit Neubau einer großen Wohnanlage im bereich der Stadtmauer am Schmiedturm. Dies alles vor dem Hintergrund der Verkehrsfreigabe des Tunnels Mitte nächsten Jahres. Stadtverwaltung und das Planungsbüro Kölz haben auf der Grundlage der Entlastung durch den Tunnel ein Konzept entwickelt, wonach auf der Baldungkreuzung mittels eines Turbokreisels und an der Pfitzerkreuzung weiterhin mit einer Ampelanlage der innerstädtische Verkehr optimal bewältigt werden solle. Sie können sich sogar eine Schließung der Zufahrt Hintere Schmiedgasse vorstellen. In die Vordere Schmiedgasse könnten die Verkehrsteilnehmer zwar weiterhin in die Altstadt hineinfahren. Die Ausfahrt, so das Konzept weiter, wollen die Planer jedoch zwecks Verkehrsberuhigung und Vergrößerung der Wohnqualität im östlichen Altstadtviertel weitgehend nur noch über die Bürgerstraße und den Kalten Markt abgewickelt sehen. Die Wege für den Autofahrer würden dadurch allenfalls 150 Meter länger, so wurde argumentiert. Baubürgermeister Julius Mihm lud die knapp 100 Bewohner und Geschäftsleute gestern Abend ein, sich an thematisch geordneten Tischgesprächen zu beteiligen, um Ideen zu erarbeiten und auch Wünsche zu formulieren. Andreas Weber vom Büro Kölz betonte wiederholt: Es gehe darum, das Leben und Wohnen in der Stadt angenehmer zu gestalten, gleichzeitig aber auch für einen möglichst flüssigen Verkehr zu sorgen. Um die Ziele zu erreichen, seien Kompromisse notwendig. Bürgermeister Julius Mihm drängte auf Ergebnisse, die er aus diesem Abend unmittelbar an den Gemeinderat weitergeben möchte, um alsbald zu Entscheidungen zu kommen.
Der Thementisch „Verkehrsfluss“ fand den stärksten Zuspruch. Dort wurden auch die stärksten Zweifel laut. Nicht nur an einzelnen Punkten des Konzeptes. Vielmehr wurde auch der Ruf nach einem kompletten Ausstieg aus diesem Verfahren laut. Völlig unrealistisch, so war von Bürgern und Geschäftsleuten zu hören, sei die Idee, den Kalten Markt und die nur fünf Meter breite Bürgerstraße mit täglich tausenden Autos zusätzlich zu belasten. Ebenso abwegig sei die Überlegung, die Einbahnstraße Vordere Schmiedgasse für Gegenverkehr zu öffnen. Schon heute reiche ein schräg geparkter Lieferwagen am hinteren Eingang des CityCenter aus, um den Verkehr dort einschließlich des ÖPNV zusammenbrechen zu lassen. Die Forderung nach einem „Plan B“ war immer wieder zu hören. Ebenso der warnende Hinweis: Man möge im Bereich der Kernstadt nicht zu viel vom Tunnel erwarten. Und wenn dieser wegen Unfall, Panne oder Wartungsarbeiten gesperrt sei, müsse doch weiterhin eine leistungsfähige Verkehrsachse durch die Innenstadt vorhanden bleiben.