Lust auf mehr, Lust auf gute Musik: Stipendiaten und ehemalige Schüler der Musikschule beflügelten im Schwörhaus ihr Publikum

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Von Paganini bis Piazzolla, von Bach bis (Irving) Berlin, von Salzigem zu Süßem, –genug der Köstlichkeiten und Überraschungen, von denen sich die zahlreichen Gäste im Schwörhaus doch gern drei Stunden verwöhnen ließen.

Sonntag, 20. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
132 Sekunden Lesedauer


Von Brigitte Düppe
SCHWÄBISCH GMÜND. Robert Abzieher, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Städtischen Musikschule, konnte beim diesjährigen Benefizkonzert stolz sein. In den zwanzig Jahren seit der Vereinsgründung sei viel bewegt worden. Allein 84 000 Euro flossen in die Anschaffung hochwertiger Instrumente, so Abzieher. Vor zehn Jahren war es der Steinway-​Flügel, der in der ersten „beflügelten Nacht“ seine Anschubfinanzierung erhalten hätte und dieses Jahr sei eine Konzertharfe das Wunschobjekt, nachdem die kleineren Hakenharfen bereits für eine begehrte Harfenklasse gesorgt hätten. Auch Stipendiaten würden vielseitig unterstützt.
Dass dies Früchte trägt, bewiesen die diesjährigen Träger im ersten Teil des Konzertes. Dominik Tobias eröffnete den musikalischen Teil mit Bachs Präludium und Courante aus der 1. Suite für Violoncello solo. Respekt für seinen Mut, ein so bekanntes Werk vorzustellen. Wer sein Cello wie er zum Freund hat und eine gute Technik zum Assistenten, der schafft auch diese schwierige „solo“- Herausforderung. Lara Brecht konnte sich bei ihrem Vortrag von Friedrich Kuhlaus Flötensonate auch noch zusätzlich auf ihren Begleiter Leos Kayhan verlassen. Ihr harmonisches Zusammenspiel ehrte den etwas in Vergessenheit geratenen Komponisten, welcher der Leipziger Völkerschlacht vor hundert Jahren durch sein rechtzeitiges Auswandern nach Kopenhagen gerade noch entkommen war. Sechzehn Jahre nach Kuhlaus Tod mag Franz Liszts Etüde „Un sospiro“ (Ein Seufzer) entstanden sein. Auch für eine so große Begabung wie Eva Abzieher wird die Einstudierung dieses virtuosen Werkes manchen Seufzer ausgelöst haben. Als vielseitige Begleiterin von Cellist Heiko Nonaka zeigte sie sich zusätzlich als absolut „Stipendiaten würdig“.
Im zweiten Teil bezauberten Natasha Schnur, Sopran, und Friederike Sieber, Klavier, mit Liedern von Felix Mendelssohn-​Bartholdy und Richard Strauss. Jemand, der die Höhen so mühelos beherrscht und die tieferen Lagen so kraftvoll zum Klingen bringt wie Natasha Schnur, sollte gute Jahre vor sich haben. Gleiches gilt für ihre bezaubernde Begleiterin an diesem Abend. Von derart virtuosen „Hexen“ (Hexenlied) ließ man sich doch gern entführen.
Stolz konnte auch Friedemann Gramm sein, der Leiter der Musikschule. So viele Talente im Lauf der Jahre verwiesen neben guten Rahmenbedingungen natürlich auch auf hervorragende Lehrkräfte, bei denen er sich herzlichst bedankte. Und zwei weitere Höhepunkte sollten erst noch folgen. Heiko Nonaka am Cello und Markus Ehrlich am Saxophon. Nonakas satte Cellotöne erfüllten mit ihrer Wärme und Intensität den großen Raum bis in die letzte Ritze. Mit Paganini, Summer und Piazolla hatte er ein Programm zusammengestellt, in dem er die ganze Bandbreite seines Könnens aufzeigen konnte. Zusammen mit seinem Partner Benjamin Attiche an der Gitarre verströmte Markus Ehrlich schließlich kurz vor Mitternacht noch einen Hauch amerikanischer Jazz-​Improvisationen in der alten Schmalzgrube. Alle jungen „Ehemaligen“ waren in ihrer Heimatmusikschule ohne Honorar aufgetreten. Inzwischen sind sie mit ihrer Begabung und ihrem Fleiß zu Botschaftern ihrer Stadt geworden, aber auch Vorbilder für die Jüngeren, welche vielleicht noch am Überlegen sind, ob sie ihre musikalische Leidenschaft zum Beruf machen sollten.
Ein besonderer Dank ging an Susanne Wessel, der Ehrenvorsitzenden des Fördervereins, welche zusammen mit ihrem Team diesen Abend organisatorisch und kulinarisch vorbereitet hatte. Was bleibt, ist die Lust auf mehr!