Gießerei Gatter stellt Insolvenz-​Antrag

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wieder eine Hiobsbotschaft für die Wirtschaft im Altkreis Gmünd: Am Freitag hat die traditionsreiche Gmünder Gießerei Gatter an der Mutlanger Straße Insolvenzantrag gestellt. Etwa 100 Beschäftigte bangen um die Zukunft.

Montag, 21. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (ml). Mit dem Grauguss hatte 1881 alles angefangen. Er bildet mit bis zu 750 Tonnen im Monat nach wie vor das Haupt-​Betätigungsfeld der gemeinsam von der vierten und fünften Generation, Eugen und Moritz Gatter, gefährten Firma. 1966 kam der Stahlguss hinzu.
Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen rund 2,5 Millionen Euro in eine neue mechanisierte Formerei investiert. Es sei ein langer Weg gewesen, das Projekt zu konzipieren und zu finanzieren, hatte Eugen Gatter bei der Einweihung erläutert. Durch die neue Formerei konnte man auf zwei nicht kombinierbare Sandsysteme verzichten und gewann mehr Platz für große Formen.
Platz ist bei der Firma Gatter schon lange ein Thema: Zwar verfügt man über etwas mehr als einen Hektar Produktionsfläche. Platz für Erweiterungen gibt es jedoch nicht, und das Firmengelände weist zwischen Mutlanger Straße und Becherlehenstraße einen gewaltigen Höhenunterschied auf. Zudem ist die Einfahrt für große Lkw von der vielbefahrenen B 298 her ein schwieriges Manöver.
Die Firma Gatter hat für das Verfahren eine besondere Form des Insolvenzrechts beantragt, die Eigenverwaltung. Danach will der Unternehmer selbst versuchen, eine Sanierung zu erreichen. Das Amtsgericht stellt ihm dazu einen „vorläufigen Sachwalter“ an die Seite, der vor allem darauf zu achten hat, dass keine aussichts– oder sinnlosen Sanierungsschritte unternommen werden.
Parallel dazu wird ein vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt, der im vorliegenden Fall aus einem Vertreter der Volksbank Gmünd, der Kreditversicherung Euler Hermes und einem Rechtsanwalt aus Reutlingen besteht.
Vorläufiger Sachwalter bei Gatter ist der Stuttgarter Rechtsanwalt Martin Mucha, der gestern gemeinsam mit den Eigentümern eine Belegschaftsversammlung durchführte. Mit ihm sprach die Rems-​Zeitung über die Aussichten für das Unternehmen und die möglichen Ursachen der aktuellen Schieflage.
„Ich bin erst seit Freitag im Amt und arbeite mich gerade durch die Unterlagen. Deshalb weiß ich noch zu wenig, um eine Einschätzung über die Zukunft der Firma Gatter abzugeben“, betonte Martin Mucha. Allerdings hätten die Gatters sich schon jemanden an die Seite geholt, der den Restrukturierungsprozess unterstütze. Außerdem seien die Bezüge der Belegschaft für drei Monate über das Insolvenzausfallgeld abgesichert.
Was die Ursachen des Problems angeht, hat der Rechtsanwalt aus Erfahrung eine klare Vorstellung. Er habe schon mehrere Gießereien in Insolvenzverfahren begleitet. Fast immer habe die drohende Zahlungsunfähigkeit mit hohem Konkurrenzdruck zu tun, der bei Aufträgen nur sehr geringe Überschüsse zulasse.