Nach dem Erfolg in Indien geht Nicole Mtawa ein Afrika-​Projekt an – RRC Petticoat hilft mit einem Indoor Cycling Marathon

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seit sechs Jahren, und damit von Anfang an, erzählt die Rems-​Zeitung davon, wie sich Nicole Mtawa für Kinder einsetzt, um die sich niemand sonst kümmert. Ihr Kinderheim in Indien trägt sich mittlerweile selbst, um das Kinderdorf-​Projekt in Afrika zu unterstützen, organisiert der RRC Petticoat Straßdorf am 9. November ein Indoor Cycling Marathon.

Montag, 21. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
200 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Nicole Mtawa ist in Gmünd aufgewachsen, war am Scheffold-​Gymnasium und hat in der Stadt-​Jugendkapelle gespielt. Ihr Lebensweg war ihr nicht in die Wiege gelegt und ist mit dem Wunsch gewachsen, etwas für notleidende Kinder zu tun – Kinder, wie ihr Mann Juma eines war. Schritt für Schritt, Baustein für Baustein ist ein bemerkenswertes Hilfswerk entstanden. Nach der Veröffentlichung der Geschichte ihrer ersten 30 Lebensjahre in „Sternendiebe. Mein Leben in Afrika“ 2009 gründete sie den Verein Human Dreams, um in Indien, an Delhis Stadtrand, ein Kinderpflegeheim errichten zu können. Im Mai 2011 zog der erste kleine Schützling ein, der zehnjährige Milap, der ohne diese Hilfe ebenso sicher gestorben wäre wie die meisten der vollpflegebedürftigen Kleinen, die dort aufgenommen wurden und werden. Von der Arbeit dort und von den Kindern, die nicht selten völlig verwahrlost und schwerkrank in Heimen oder gar auf der Straße aufgefunden werden, erzählt ein zweites Buch „Sonnenkinder. Mein Leben für die Armen in Indien“. Die Verwaltungskosten für das Hilfswerk werden von Nicole Mtawa auf „unter 200 Euro“ beziffert, Geld vor allem für Porto und Kopien. Geld, das im Übrigen die Gründungsmiglieder aufbringen: „Jeder Cent der Mitgliedsbeiträge und Spenden kommt bei den Kindern an“, verspricht sie.
Davon wollten sich die Schwestern Elke Peischl (RRC Petticoat) und Gerlinde Maier selbst überzeugen. Das Geld, das im Vorjahr bei einem Benefiz-​Cycling in den „Five“-Räumen des TV Wetzgau durch Radfahren oder Zusatzspenden für das indische Kinderheim zusammenkam, wurde von Gerlinde Maier persönlich überbracht – die dort auch mitarbeitete und sich zutiefst berührt um Kinder kümmerte, die von der Familie nicht versorgt werden können oder die in ohnehin überfüllten Heimen aufgrund ihrer Krankheit oder Behinderung vollkommen untergehen – um Kinder also, deren Überleben auf dem Spiel steht. Mit die schwierigste Aufgabe ist wohl die Auswahl derjenigen, denen dort ein Zuhause und die Betreuung durch Fachkräfte geschenkt wird. Die Auswahlkriterien lassen verlassene, verstoßene und vernachlässigte Kinder zu, unterernährte und bettlägrige vor allem aber schwerkranke und mehrfachbehinderte; recht viele der kleinen Bewohner leiden an auf frühkindliche Hirnschädigungen zurückzuführenden Bewegungsstörungen (Zerebralparese).
Das indische Heim „Human Dreams India“ wird mittlerweile vollständig von 150 Fördermitgliedern getragen. Dort arbeiten einheimische Fachkräfte – Pflegerinnen, Sozialarbeiterin, Physiotherapeutin und ein Ergotherapeut – sowie Ehrenamtliche; immer wieder finden sich etwa junge Frauen aus einem sozialen Beruf, die ein Jahr Auszeit nehmen um in diesem Heim zu arbeiten bzw. es zu leiten.
Jetzt arbeitet Nicole Mtawa an der Verwirklichung eines weiteren Traums – an einem Kinderdorf für ebenfalls vollpflegebedürftige Kinder in Tansania; der RZ stellte sie gestern die Pläne vor. Sie sprach von den in Sonnenform angeordneten fünf kleinen Häusern für je vier Kinder und zwei Pflegerinnen, von Räume für Physio– und Ergotherapie, für Volontäre und Praktikanten sowie für Schulbildung, soweit diese möglich ist. Ein ehrgeiziges Vorhaben. „Wir haben mit 5300 Euro in Indien angefangen“, ist Nicole Mtawa zuversichtlich; auch der Afrika-​Traum werde wahr.
Ihr Mann arbeitet, sie selbst organisiert und verwaltet ihre Hilfsprojekte und verdient an Lesereisen und am Verkauf ihrer Bücher. „Sternendiebe“ etwa erscheint im Knaur-​, Weltbild– und Bertelsmannverlag und wird jetzt auch ins Tschechische übersetzt. Nicht wenig Unterstützung kommt aus dem Gmünder Raum. Sitz des Vereins Human Dreams ist in der Gmünder Schwarzwaldstraße, noch immer erarbeitet sich die junge Frau also von hier aus, was vor sechs Jahren in den Sternen stand.

Informationen über den gemeinnützigen Verein Human Dreams, das Kinderpflegeheim in Delhi und das geplante Kinderdorf bei Dar es Salaam gibt es im Internet unter www​.human​dreams​.org. „humandreams“ findet sich auch auf Facebook.
Alle zwei Monate wird in Newslettern über die jüngsten Entwicklungen informiert – und natürlich über die Kinder und diejenigen, die vor Ort helfen.

Der RRC Petticoat Straßdorf organisiert am Samstag, 9. November, von 13 bis 22 Uhr den 9. Indoor Cycling Marathon, bereits im zweiten Jahr zu Gunsten von Human Dreams. In diesem Jahr wird das neue Afrikaprojekt unterstützt.
Gefahren wird im Autohaus Schramel in der Ziegelwaldstraße 26 in Lorch.
Geleitet werden die Stunden von erfahrenen Trainerinnen und Trainern.
Pro Stunde sind acht Euro zu zahlen, die ebenso dem Kinderdorf in Tansania zu Gute kommen wie der Verkauf von Kaffee und Kuchen.
Es kann einzeln oder in Gruppen gefahren werden, eine oder mehrere Stunden. Um 13 Uhr sind Anfänger willkommen.
Die Feuerwehren Gmünd und Herlikofen, die Polizei und der TV Wetzgau sind mit einer Gruppe angemeldet. Weitere Gruppen können sich noch anmelden.
Anmeldung und Informationen bei Elke Peischl, Telefon 0 71 71 4 20 53, die selbst in Wetzgau (Five) und in der Straßdorfer Gemeindehalle Indoor Cycling Kurse gibt.