Ein Besuch auf der etwas anderen Gmünder Tunnelbaustelle

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Auch die etwas andere Tunnelbaustelle in Gmünd strebt in diesen Tagen ihrer Fertigstellung entgegen. Und das sogar dank ehrenamtlichen Einsatzes und Materialspenden zum Nulltarif. Die bergmännisch erstellte WC-​Anlage nahe der Wallfahrtsstätte St. Salvator kann sich schon jetzt sehen lassen.

Dienstag, 22. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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Das Holzschild mit Namen „Salvator-​Tunnel“ hing während der gesamten Bauzeit stolz am „Tunnelportal“ hinter der Salvatorklause, jenem einst baufälligen Häuschen am Nepperberg, das nun der Salvator-​Freundeskreis mit unendlicher Liebe und Mühe als zukünftiges „Bergwirtschäftle“ für Gartenschaubesucher und Pilger hergerichtet hat. Auch nach dem „Schau-​Jahr 2014“ wird es allen Bürgern und anderen Freunden der einzigartigen Wallfahrtsstätte St. Salvator zur Verfügung stehen. Allerdings nicht mit einem ständigen Bewirtungsbetrieb wie an allen Tagen der Landesgartenschau: Mit bis zu acht freiwilligen Helfern wird der Salvator-​Freundeskreis von April bis Oktober 2014 für Außenbewirtschaftung und Gastfreundschaft an diesem zauberhaften Platz über den Dächern Gmünd sorgen. Und die zwangsläufige Toilettenfrage dazu? Freundeskreis-​Sprecher Werner K. Mayer schmunzelt: „Manche Gmünder meinen ja immer noch, dass wir und die Gäste das G’schäftle in irgendeiner Ecke erledigen.“ Dem sei aber nicht so. Mit Stolz und Dank an alle Helfer und Materialspender verwies Mayer in der jüngsten Vollversammlung der Salvatorfreunde „auf ein Klo wie kein anderes in Schwäbisch Gmünd“, das am Nepperberg Gestalt annehme. Nicht nur die am Nepperberg bekanntlich althergebrachte Stollen-​Bautechnik (Felsenkapellen, Kultstätten, Brauereikeller usw.) ist heutzutage einzigartig, sondern auch die moderne Inneneinrichtung werde, so Werner K. Mayer, „sogar richtig vornehm“. Vor allem die Damenwelt, so prophezeit Mayer, werde angesichts einer Spiegelwand begeistert sein.
In der kleinen Salvatorklause selbst sei keine Möglichkeit vorhanden gewesen, eine Gästetoilette einzurichten. Dazu sei auch der Wunsch vorgebracht worden, dass am Wallfahrtsberg endlich auch ein behindertengerechtes WC zur Verfügung stehen möge. Folglich hatte sich vor knapp zwei Jahren die abenteuerliche Idee entwickelt, getreu historischer Vorbilder einen Stollen in den mächtigen Sandsteinfelsen zu schlagen. Gedacht, gesagt, getan: Eine Gruppe von ehrenamtlichen Mineuren begann damit, ein Portal zu öffnen. Sage und schreibe 100 Tonnen Sandstein wurden schließlich in Handarbeit, also nur mit Eimern und Schubkarren, „aus dem Berg“ geholt. Die neuen Klausner vom Salvator tüftelten eine Lösung aus, wie eine Toilettenanlage in dieser sehr feuchten Höhle überhaupt gebaut und betrieben werden kann: In den Stollen hinein gemauert wurde nun eine massive Kabine mit einem schiefen Dach. Die Neigung führt das Tropf– und Sickerwasser seitlich in Hohlräume der Doppelwandkonstruktion ab. Im Boden befindet sich eine Drainage, die das Wasser vollends ins Freie leitet, so dass der Toilettenraum trocken bleibt
In dieser Konstruktion zeigt sich im Prinzip und Kleinformat nichts anderes, was bautechnisch und grundwasserdicht auch beim großen Gmünder Einhorn-​Tunnel umgesetzt wurde. So kam auch das Namensschild „Salvator-​Tunnel“ zustande, das die ehrenamtlichen Mineure stolz überm Bauportal angebracht hatten. St. Barbara, die Schutzheilige der Mineure und Bergleute, ist ja auch nicht weit, denn deren Skulptur gehört zum Figurenreichtum in der nahen Felsenkirche. Neben „Einhorn“ war auch „Salvator“ einer der Namensfavoriten bei der Taufe des neuen B-​29-​Tunnels, der in der Tiefe den Kreuzweg quert. Der Namensvorschlag wurde jedoch leider zugunsten des „Gmünder Einhorn-​Tunnel“ verworfen. So freuen sich die Salvator-​Freunde umso mehr, dass ihnen nun ein eigener Tunnel in Gestalt eines bergmännisch gebauten „stillen Örtchens“ gelungen ist, das gewiss noch viel Bewunderung finden wird.