Rüstzeug für selbstständiges Leben

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Schon länger wurde seitens der Schüler der Schule für Hörgeschädigte St. Josef der Wunsch geäußert, nach dem Schulabschluss ein Berufliches Gymnasium besuchen zu können. Seit September besteht nun diese Möglichkeit – geschaffen wurde ein Berufliches Gymnasium mit sozialwissenschaftlichem Profil.

Dienstag, 22. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (nb). „Die organisatorischen Fragestellungen haben wir lösen können“, so der sichtlich erleichterte Schulleiter Alfred Hinderer gestern bei der Vorstellung des neuen Bildungsganges. Auch das umfangreiche Programm anlässlich der Feierstunde am kommenden Freitag macht auf die Besonderheit und auch das Alleinstellungsmerkmal des Beruflichen Gymnasiums mit sozialwissenschaftlichem Profil aufmerksam. Vertreter der Stadt, des Landkreises, des Schulamtes und des Landes werden vor Ort sein.
„Wir hoffen, dass das Angebot mittelfristig wächst“, so Schulleiter Hinderer, der sich zusammen mit seinem Kollegium ein vollausgebautes Gymnasium zum Ziel gesetzt hat. So ist vorgesehen, ein inklusives Angebot zu schaffen, bei dem gut Hörende und Hörgeschädigte gemeinsam unterrichtet werden. Ein bislang weitgehend unbekanntes Modell. Dass einzelne hörgeschädigte Schüler an regulären Schulen in eine Klasse integriert werden, ist nichts Neues. An der Schule für Hörgeschädigte soll hingegen – voraussichtlich ab kommendem Schuljahr – eine „umgekehrte Inklusion“ stattfinden und eine Klasse zu gleichen Teilen aus gut hörenden und hörgeschädigten Schülern bestehen. Die erste elfte Klasse, die seit September in der Katharinenstraße unterrichtet wird, besteht aus sieben Schülern (der Klassenteiler an einer Schule für Hörgeschädigte liegt bei zehn Schülern). Eine kleine Klassengröße gilt als Voraussetzung für den Erfolg eines schwerhörigen Kindes. Mit Inbetriebnahme des neuen Bildungsganges an der Schule St. Josef wurden auch sieben Gymnasiallehrer eingestellt, die von Sonderpädagogen unterstützt werden. Alfred Hinderer spricht von einer langen und guten Vorbereitung und einer guten Kooperation zum Ministerium und dem Schulträger. Nun freut er sich, dass mittelfristig etwas Wertvolles für die Kinder geschaffen werden kann und ihnen damit die Möglichkeit gegeben wird, aktiv am Leben teilzuhaben. „Wir wollen den Kindern das Rüstzeug geben, damit sie ein selbstständiges Leben führen können“, so Hinderer.
Die sieben Schüler der elften Klasse haben die Chance schnell erkannt und gehen mit sehr großem Enthusiasmus ans Werk, wie der Rektor erfreut berichtet.