Weihnachtsfeier im „Limit“ — jener Einrichtung, die Wege aus der Sucht und der Straffälligkeit eröffnet

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wege aus der Sucht, Wege aus derStraffälligkeit, sind immer Wege ins Leben. Bei der Weihnachtsfeier gestern im „Limit“, Kontakt– und Anlaufstelle im Milchgässle, wurden diese Wegeaufgezeigt – voll neuer Hoffnung.

Dienstag, 24. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Keiner hat gesagt, dass es einfach ist. Wie schwer es ist, den Weg aus der Drogenabhängigkeit zu finden, könne niemand erahnen, der nicht selbst betroffen sei, räumte Bürgermeister Bläse gestern ein. Aber er machte deutlich, dass die Stadt niemanden aufgeben und zurücklassen wolle. „Es gibt Menschen, die für Sie da sind“, appellierte er, „wenn Sie die Kraft haben, greifen Sie zu“. Gmünd werde auch weiterhin nach Kräften für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen. Auch wenn der Jahreswechsel eine schwierige Zeit sei – vielfaches Nicken im Kreis seiner Zuhörerinnen und Zuhörer – wünschte er Zuversicht. Sein Dank galt allen, die mithelfen – den Mitarbeitern um Dieter Strobel, Heike Taglang, Antje Hammann und Sybille Roth, sowie dem Vorstand um Peter Schuon. Auch überbrachte er Anerkennung des OB in Form einer Spende. Wie die anderen Ehrengäste – Michael Lang, Amtsgerichtsdirektor in Aalen, Gemeinderätin Susanne Lutz und H.-P. Reuter vom Sozialamt, „bester aller Mitarbeiter“ genannt, – sang und feierte Bläse bei der Klientenweihnachtsfeier mit.
„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben“ – mit diesem Humboldt-​Zitat nannte Dieter Strobel, geschäftsführender Vorstand der Sozialberatung e.V., Verbindungen und Begegnung „Kern unseres Tuns auf unterschiedlichen Ebenen“. Bei allen Schwierigkeiten seien es Begegnungen, die Hoffnung, ja Gewissheit nährten, dass neue Lebensorientierung möglich sei. Sucht, wie jede Krankheit, sei ein sehr komplexes Geschehen. Die Hoffnung auf Linderung, auf Besserung, sei verbunden mit dem Begreifen, dass Krankheit ein Signal des Körpers und der Seele sei. Veränderung brauche immer Mut, Kraft und die Überzeugung, dass sich der Weg zur Veränderung lohnt. Mut und Kraft geben, das sei das eigentliche Anliegen der Sozialberatung im „Limit“, ihrer „Anlaufstelle für Drogengebraucher“. Weihnachten stehe nicht nur für ein Fest der Liebe und Besinnung sondern auch für die Hoffnung. So düster, bezog sich Strobel lächelnd auf ein von ihm oft und gerne benutztes Bild, könne die Welt sich gar nicht darstellen, dass sich nicht irgendwo ein Licht auftue. Diesen Glauben müssten sich Menschen gegenseitig geben – dann sei zwar keine problemlose, aber eben eine hellere Zukunft möglich. „Wir freuen uns über alle, die ein Licht anzünden“, so Strobel, und natürlich über alle, die „der Sucht mit ihren schwierigen und hässlichen Seiten den Rücken kehren“. Sport könne dabei helfen, Besinnung, die spezifische Frauenarbeit. Die beiden Suchthelfer Ines Dilli und Daniel Baier haben damit auch 2013 wieder Betroffene begleitet, auch die, die über die ambulante Therapie „Clean Start“ neu ins Limit gekommen sind – wo sie sich gut aufgenommen fühlen, wo es in erster Linie um Überlebenshilfe und existentielle Grundversorgung geht, aber eben auch um Impulse für eine andere Freizeit– und letztendlich auch Lebensgestaltung.
Erschwerend kommen laut Strobel als ausgewiesenem Experten für diejenigen, die in der Sucht gefangen sind, fehlende Arbeit, Perspektiven, Beziehungen hinzu. Der „arbeitsfeldübergreifenden Vernetzung“ komme deshalb immer größere Bedeutung zu. Grundsätzlich müsse Sucht und Straffälligkeit in sehr unterschiedlichen Ausprägungen begegnet werden. Peter Schuon, Vorsitzender des erweiterten Vorstands, meinte, Klienten und Mitarbeiter hätten alle dasselbe Ziel: Allen, die dies wollten und brauchten, in ihrer Problematik Hilfe anzubieten. Vor allem bereite das Engagement der Mitarbeiter Freude, die weit übers übliche Maß hinaus „von ihrer eigenen Substanz so viel zur Verfügung stellen wie’s irgend geht“. „Wir feiern nicht uns heute“, so Schuon weiter, sondern die Gemeinschaft. Auch er wünschte sich, dass viele annehmen, was der Verein an Hilfen bereitstelle.
Eine ganze Reihe von Gmünder Betrieben bis hin zu KSK und Weleda hat geholfen, Gisela Wischata, die Aids-​Hilfe, das Jugendhaus, Wolfram Kaier von der Aids– und Drogenseelsorge: So gab es für alle, die sich am Limit-​Weihnachtsquiz beteiligten, ein Päckchen – weil sich die Kinder gar so sehr auf ein Geschenk freuten, wurden sie vorher beschenkt.