Gmünder Gemeinderat segnet Kindergartenbedarfsplanung in leicht veränderter Form ab

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

In leicht veränderter Form hat der Schwäbisch Gmünder Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung die vergangene Woche im Sozial– und Verwaltungsausschuss ausführlich diskutierte Kindergartenbedarfsplanung abgesegnet. Die Änderung bezog sich auf das seit dieser Diskussion von mehreren Seiten kritisch hinterfragte Modellprojekt einer Innenstadt-​Kleinkinder-​Tagesstätte in Zusammenarbeit mit dem türkischen Verein Yunus Emre.

Donnerstag, 18. April 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (ml). Erster Bürgermeister Joachim Bläse hatte zum Auftakt betont, dass sich die Bedeutung des Themas Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren grundsätzlich geändert habe. Vor allem im Hinblick darauf, dass man sich nicht mehr auf die über Dreijährigen beschränken könne.
Die Stadt Gmünd, so Bläse, werde den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für ein Drittel der über Einjährigen zum 1. August erfüllen. Dazu habe man viele Herausforderungen bewältigen müssen. So zahlten größere Städte wegen der schwierigen Personalsituation neuen Fachkräften inzwischen „Kopfprämien“. In Schwäbisch Gmünd habe man zum Glück das Institut St. Loreto mit seinen vielen Absolventinnen und Absolventen. Deshalb hätten die jüngsten Stellenausschreibungen auch eine gute Resonanz erfahren.
Bläse wies anerkennend darauf hin, dass das Land die Zuschüsse in diesem Bereich deutlich erhöht habe. Man komme trotzdem nicht um die Feststellung herum, dass der von der Stadt zu tragende Abmangel wachse. Die Betreuungsformen, so Bläse weiter, wolle man am Bedarf der Eltern orientiert weiterentwickeln.
Eine besondere Situation stellte der Erste Bürgermeister in Bezug auf die Innenstadt fest. Die – auch im Hinblick auf die Sprachförderung – eigentlich gewünschte Durchmischung erweise sich angesichts der starken Präsenz türkischer Familien als schwierig. Deshalb habe man sich entschlossen, neue Ansätze zu entwickeln.
Zum einen plane man für die Kita Marienheim ein pädagogisch und auch gesellschafts– und bildungspolitisch sehr interessantes Eltern-​Mentoren-​Modell (Kinder– und Familienbildung/​KiFa). Beim KiFa-​Programm handele es sich um ein Modell, bei dem Elternmitwirkung, Elternbildung, Sprachentwicklung/​Sprachförderung, Vernetzung von Hilfen, Qualifizierung von Fachkräften und Mentorinnen bedarfsgerecht und ganzheitlich miteinander verbunden werden.
Außerdem denke man gemeinsam mit dem türkischen Verein Yunus Emre über ein innovatives Angebot der Sprachförderung bzw. zur Mehrsprachigkeit nach. Das Pilotprojekt würde pädagogisch in Kooperation mit der PH Schwäbisch Gmünd und dem Institut Sankt Loreto durchgeführt. Seit der Vorstellung dieses Plans in der vergangenen Woche habe er von vielen Seiten Interessensbekundungen zur Mitarbeit erhalten. Die wolle man natürlich nicht zurückweisen, zumal das Programm ja nicht morgen beginnen sollte. Man nehme es deshalb aus dem Beschlussvorschlag heraus und werde es besonders auch mit dem Integrationsbeirat weiterentwickeln, bevor man damit wieder auf den Gemeinderat zukomme.
Wie schon im Ausschuss sprach Stadtrat Konrad von Streit (SPD) das Thema möglicher Betreuungszeiten zwischen 17 und 7 Uhr an. Die SPD mache es zum Antrag, den Bedarf an solcher Betreuung bei den Eltern zu ermitteln. Bürgermeister Bläse erwiderte, dass im Kinderhaus „Kunterbunt“ bereits ein Randzeiten-​Angebot entwickelt werde.
Elmar Hägele (Grüne) unterstützte den Antrag der SPD. In einem Zwischenruf verwies Stadträtin Heidi Preibisch (FW/​FDP) auf Kassiererinnen, die teils bis 22 Uhr arbeiten müssten und deshalb entsprechenden Bedarf hätten. Das konterte Thomas Kaiser (CDU) mit der Feststellung, dass nicht einmal Jugendliche in der Ausbildung im Dreischicht-​Betrieb arbeiten dürften – viel weniger dürfe man das Kindern zumuten.
Am Ende musste Hauptamtsleiter Helmut Ott zweimal durchzählen, bis das knappe Ergebnis feststand: Der SPD-​Antrag wurde mit 22:23 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. Das von der Verwaltung eingebrachte Gesamtpaket zur Kindergartenbedarfsplanung fand anschließend dagegen die einhellige Zustimmung des Gremiums.