Ozapft is: Angezapft und abgehört und untätig

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Ein Thema ist angekommen in der Gesellschaft, wenn die ersten Witze kursieren. Eine Karikatur zeigt Obama in Lederhosn, der keinen Schlegel in der Hand hat, den Zapfhahn ins Fass zu treiben, sondern ein Datenkabel: „Ozapft is“.

Mittwoch, 10. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
58 Sekunden Lesedauer

Eine Bildergeschichte vermittelt, dass das Telefonat unter Liebenden nie wieder dasselbe sein wird, ist es doch am Schluss der US-​Präsident, der ungeduldig wird und statt anzüglichen Geplänkels deutliche Worte verlangt. Nicht nur im Spaß ist der Abhörskandal Thema. Wer sich umhört in der Stadt, begegnet parteienübergreifend Empörung. Bei der von PH-​Studierenden organisierten Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl gab es dieser Tage nur eine Meinung: „Das geht nicht.“ Norbert Barthle versicherte, die CDU werde den Vorgang sicher nicht akzeptieren: „Das wird politische Konsequenzen haben.“ Gerade unter Freunden sei das das nicht hinnehmbar. Christian Lange ging noch weiter und meinte mit Blick auf Obamas sorgsam inszenierten Auftritt in Berlin, unter Freunden die Jacke auszuziehen, reiche einfach nicht aus. Volkes Stimme war und ist zu hören. Und jede Menge Lippenbekenntnisse zu nicht verhandelbaren Grundrechten, zur Freiheit, die mit weniger Sicherheit nicht zu teuer erkauft ist und zu all dem, was hierzulande zur Aufarbeitung von Diktatur erarbeitet wurde. Allein. Es schert sich keine Sau darum, und die Regierung selbst in ihrem offiziellen Auftreten schon gar nicht. Der „große Bruder“ hat den Daumen auch auf der Wirtschaft. Und so werden halt Witze erzählt. Lustig ist das nicht. bt