Aufwändiges Sanierungsprojekt am Marktplatz ist angelaufen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Das umfangreichste Sanierungsprojekt der letzten Jahre im unmittelbaren Bereich des Gmünder Marktplatzes läuft jetzt auf Hochtouren. Das Besondere: Die Abbrucharbeiten dazu treten kaum in Erscheinung, weil sie überwiegend in Handarbeit hinter den Fassaden der Gebäudezeile erfolgen.

Mittwoch, 31. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
100 Sekunden Lesedauer

Es geht um den stark verschachtelten Gebäudekomplex Marktplatz 29 – 31, wobei der weitläufige Hinterhofbereich sich nach Osten bis zum Freudental und Marienheim zieht. Extrem schmale Gässchen erschließen dieses Quartier, dessen Grundrisse noch Zeugnis geben von der frühmittelalterlichen Struktur der Stauferstadt. Und in der Tat: Grundmauern und Kellergewölbe auf denen die Gebäude stehen, die ihr heutiges Aussehen im 19. Jahrhundert erhalten haben, zeigen eindeutige Merkmale romanischer Bautechnik.
Zwischendurch schlug in diesem Hinterhofbereich vor etwa 200 Jahren auch eines der Herzen der legendären Gmünder Gasthaus– und Brauereiherrlichkeit. Nach dem alten Brau– und Gasthaus des „Mohren“-Wirts ist dort auch das zugehörige Gässle benannt. Wirtschaft und Brauhaus befanden sich im langgezogenen Gebäude Marktplatz 31, wo ganz hinten am Marienheim sogar noch die Torumrisse der Remisen für die Pferdefuhrwerke zu erkennen sind. Alles in allem also eine Mischung aus Denkmal der Stauferstadt, Historie des Wandels und aus einem Hüttenwerk der Neuzeit. Eine enorme schwierige Sanierungsaufgabe, an der in den letzten Jahren schon etliche potenzielle Investoren, Architekten und Projektentwickler verzweifelt sind.
Doch nun der große Durch– bzw. Abbruch. Der erfolgt mit Fingerspitzengefühl, um die denkmalgeschützten Bauteile ebenso zu bewahren wie die Fassade direkt am Marktplatz. Die VGW hat sich zusammen mit Architekt Jochen Hermann dem Sanierungsfall Marktplatz 31 angenommen. Das Projekt steht unter guten Sternen, weil es bereits schon rege Nachfrage nach den attraktiven Stadtwohnungen gibt, die hier absolut zentral und doch überraschend ruhig entstehen werden. Im vorderen Bereich wird im Erdgeschoss sowie in der ersten Etage das Schuhhaus Werdich einziehen und hierbei sogar die reizvollen romanischen Bauteile in den Verkaufsraum integrieren. Die notwendigen Abbruch– oder besser gesagt Rückbauarbeiten können nicht einfach mit einem Bagger bewerkstelligt werden. In Handarbeit wird Stein für Stein, Balken für Balken abgetragen. Eine faszinierende Baustelle kündigt sich also an, die man in diesem Schwierigkeitsgrad schon lange nicht mehr zumindest im Marktplatz-​Bereich gesehen hat. Auch auf der anderen Seite des Mohrengässle (Marktplatz 29 und Freudental 8/​1) tut sich nun einiges. Der baufällige, nicht denkmalgeschützte Wohnturm am Freudental ist zwischenzeitlich abgerissen. Zum Vorschein kam dort ebenfalls ein mittelalterliches Kellergewölbe. Zu „95 Prozent sicher“ (Wirtschaftsbeauftragter Alexander Groll) ist auch für Marktplatz 29 eine attraktive Einzelhandelsnutzung. Über den aktuellen Verhandlungspartner dort wird noch Stillschweigen bewahrt. Man darf gespannt sein.