Ferienprogramm im Stauferklinikum

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wenn das Spiel nun keines wäre, Lorena hätte gestern ein Leben retten können. Sie und viele andere Kinder vorzubereiten auf einen Notfall, ist den Fachkräften im Rettungswesen so wichtig, dass sie immer wieder neu Zeit und Mühe investieren.

Donnerstag, 01. August 2013
Andreas Krapohl
129 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND /​MUTLANGEN. Finn ist ein alter Hase; er hat im Kindergarten schon mal den Verletzten gespielt. Im Gegensatz zu einigen anderen ist er also nicht enttäuscht, dass er nicht die Hauptrolle spielt im kleinen Unfalldrama am alten Hubschrauberlandeplatz. Beim Kinderferienprogramm des Stauferklinikums ist die Opfer-​Rolle so begehrt, dass Lose gezogen werden – an diesem Tag ist es Laura bestimmt, so zu tun als sei sie vom Baum gefallen, „richtig schlimm“. Sie soll sich auf den Boden legen, sagen die Umstehenden, nachdem sie beratschlagt haben, was zu tun ist. Die Kleine kann noch nicht lesen, aber sie kann sich problemlos all die ausgedachten Verletzungen und Schmerzen merken, die mehr erforderlich machen als ein Pflaster und ein Trostwort.
Die Fachkräfte Ursula Drah, Dagmar Kolodziej, Gudrun Gairing von der Stabsstelle Innerbetriebliche Fortbildung, und Gabriele Büchner-​Olbers, Öffentlichkeitsarbeit, nehmen sich ihrer jungen Gäste an und kitzeln die richtigen Antworten aus ihnen heraus. Weiterspielen oder nach Hause gehen ist sicher nicht empfehlenswert, wenn eine Freundin verletzt auf dem Boden liegt. Nachdem ihr so übel ist, sollte sie auch nichts trinken; statt dessen drehen ihr die Freunde behutsam den Kopf etwas zur Seite. Lauras Mama anrufen ist eine gute Idee; ein Telefon findet sich garantiert im nächstgelegenen Haus oder indem ein Auto angehalten wird – vom Gehweg aus versteht sich. Pascal zückt ein imaginäres Handy; weil sein großer Bruder ein echtes hat, ist er der Fachmann in der Runde. Ansonsten weiß er nicht so richtig, wo Wirklichkeit aufhört und das Spiel beginnt: „Hier“ antwortet er auf die Frage der Mama – von Felix sehr souverän gespielt –, wo der Unfall denn passiert sei, und er präzisiert dann: „Hier. Im Wald halt“. So geht das nicht, wissen die anderen, die detaillierte Angaben machen, und die auch finden, „der Notarzt“ müsste informiert werden. Es ist dann Carlotta, die weiß, dass die 112 gewählt werden muss, und Lorena, die tatsächlich den Mut aufbringt, in der Rettungsleitstelle anzurufen: „Vorwahl braucht man keine.“ Dort ist man über den Vorgang informiert, lässt die Kleine aber dennoch ihren Namen wiederholen, den des Unfallopfers, den Unfallhergang und die Ortsbeschreibung. Weil’s halt doch kein echter Notfall ist, dauert es an diesem offenbar etwas hektischen Nachmittag länger, bis Hilfe eintrifft. In dieser Zeit sind Bienenstiche und Gegenmaßnahmen bei Allergien Thema. „Am besten man bleibt gechillt“, also ruhig – darauf einigen sich die Kinder.
Was dann mit Blaulicht eintrifft, ist kein gewöhnlicher Rettungswagen, sondern der große „Storchenwagen“, in dem die Beatmungsmaschine und mehr Ausstattung speziell für Babys Platz finden. Bei dieser Gelegenheit freilich hat der Slogan „alles für die Kleinen“ eine ganz andere Bedeutung: Wiederum gehen Fachkräfte mit großer Geduld auf die kleinen Gäste ein, die das Stauferklinikum samt Ambulanz auf den Spuren der Patientin Laura gründlich kennenlernen und jede Scheu verlieren sollen. Nach diesem Tag, so das erklärte Ziel, werden sie alle in der Lage sein, im Notfall richtig zu reagieren und Hilfe zu holen.