Hochfest Mariä Himmelfahrt mit rund tausend Gläubigen auf dem Hohenrechberg /​Domkapitular Thomas Weißhaar predigte

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Das älteste und höchste Marienfest wurde wie seit Menschengedenken auf dem Hohenrechberg gefeiert – mit wegweisenden Predigtworten und mit unterschiedlichsten Kräuter– und Blumengebinden, die zur Weihe auf den Berg getragen wurden.

Donnerstag, 15. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). „Sonnenumglänzete, Sternenbekränzte, Leuchte und Trost auf der nächtlichen Fahrt“ klingt’s weit übern Berg. Rund tausend Gläubige haben sich an diesem ältesten und höchsten Marienfest zusammengefunden, die „wunderschön prächtige, hohe und mächtige, liebreich holdselige himmlische Frau“ zu ehren. Pfarrer Klaus Stegmaier begrüßte die Schar derer, die – zum Teil bereits in hohem Alter oder unter Schmerzen – den Wallfahrtsweg hoch zur „Schönen Maria von Rechberg“ auf sich genommen hatten, Herzstück des Hochaltars, mit dem segenspendenden Kind auf dem Schoß, das Szepter in der Hand. Viele trugen Kräuterbüschel, große und kleine, mit drei, vier oder gleich zwei Dutzend und von Königskerzen gekrönten verschiedenen Pflanzen. Diese Büschel wurden später nach altem Brauch geweiht. Begleitet von Geistlichen aus mehreren Nationen stand Domkapitular Thomas Weißhaar aus Rottenburg dem Gottesdienst vor. Nach dem Evangelium (Lk 1, 39) „Der Mächtige hat Großes an mit getan“, widmete sich Weißhaar in seiner Predigt zunächst einem Gedicht „Zum Tode eines Freundes“, das er in einem Buch für Jugendliche gefunden habe („das beste, was wir tun können“). Am „Ausgestrecktsein“ zwischen Trauer und Verlust, der Aufgabe, die Anliegen und die Erinnerung an diesen Menschen weiterzutragen und nicht zuletzt der christlichen Hoffnung auf ein Wiedersehen zerbreche in nicht wenigen Menschen der Glaube. Das sei auch im Jahr 1950 die Situation vieler gewesen, die nach dem Schrecken des Krieges und der Vernichtung so vieler Unschuldiger weiterleben mussten, auch mit dem Wissen, dass es kein Grab gab, an das sie gehen konnten, dass sie nicht wussten, wo Angehörige begraben lagen oder auf welche Weise ein Leben im Konzentrationslager beendet wurde. Mitten hinein in die Trauer, in die Suche nach einem Weg in die Zukunft, habe Papst Pius XII. das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet. „Nicht um mit einem weiteren Mariendogma die konfessionellen Gräben zu vertiefen, nicht um von den Problemen und Fragen der Menschen abzulenken“, so der Geistliche – vielmehr setze dieses Dogma der Trauer und den Fragen nach dem Sinn des Leides und des Sterbens die christliche Hoffnung auf Auferstehung entgegen. Den zerbrochenen Hoffnungen so vieler sei damit nicht nur eine besondere Auszeichnung der Gottesmutter entgegen gehalten worden, sondern „die Zukunft, die Gott für uns alle bereit hält“, Zukunft, die auf einen Gotte vertrauen lasse, der sich den Anfragen der Menschen stelle, der vielleicht in seiner Liebe selbst die Antwort auf die Fragen so vieler Menschen sei.
Papst Benedikt hat, so erinnerte der Domkapitular, vor einigen Jahren ausgeführt, das Dogma besage nur, dass in Maria das, was Taufe an uns allen wirke, nämlich das Wohnen mit Gott im Himmel („Gott ist der Himmel“), voll eingelöst sei: Bei ihr sei die Taufe zu ihrer vollen Wirkung gekommen: „Bei uns ist dieses Mitsein mit Christus, das Auferstandensein noch brüchig, sehr unfähig. Bei ihr nicht.“ Maria sei in die volle Gemeinschaft mit Christus eingegangen, und zu dieser Gemeinschaft gehöre eine neue Leiblichkeit, die wir uns nicht vorstellen könnten: „Das Wesentliche an diesem Dogma ist, dass Maria ganz bei Gott ist.“ Diese wahrhaft frohe Botschaft, die Wahrheit des Glaubens, müsse zu den Menschen getragen werden, die trauerten und ohne Hoffnung seien.
In den Fürbitten beteten die Gläubigen unter anderem für all diejenigen, „die in Not sind und ein schweres Kreuz zu tragen haben“, denen die Sorge für andere Menschen anvertraut ist und die untröstlich sind über den Tod eines lieben Menschen. Das erweiterte Bläserensemble des Musikvereins Wißgoldingen umrahmte den Gottesdienst.