Führung an Mariä Himmelfahrt durch die Madonnen-​Ausstellung

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Passend zum Fest Mariä Himmelfahrt führte Museumsleiterin Dr. Monika Boosen gestern Abend durch die Madonnen-​Ausstellung im Museum im Prediger; das Interesse war riesig.

Freitag, 16. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Die Besucherschar entsprach derer, wie man sie meist sonntags bei Führungen im Museum zu sehen bekommt – es schien, dass das Bedürfnis, sich an Mariä Himmelfahrt mit dem Wirken der Mutter Jesu auseinanderzusetzen, noch größer war als sonst.
Boosen erklärte die vielen verschiedenen Mariendarstellungen aus acht Jahrhunderten und allein mit Blick auf die Thronende, die Stehende, die Mutter, die Gekrönte und die Sterbende bekam man ganz automatisch auch Einblick in das Leben Marias. Eine Frau, die, wie Boosen sagte, seit Jahrhunderten in Gmünd präsent sei. Mit ein Grund, weshalb die Sammlung im Museum nur um wenige Leihgaben ergänzt werden musste.
Boosen führte beginnend bei der Ikone Maria Theotokos (um 1900) durch die Ausstellung, die noch bis zum 13. Oktober zu sehen ist. Und schon jetzt hofft die Museumsleiterin, dass sich für alle Madonnen auch im Anschluss an die Ausstellung ein passender Standort findet. So auch für das Kultbild der Ausstellung – die Madonna aus Sandstein aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bis 1972 blickte sie ja als Pfeilermadonna der Johanniskirche in Richtung Heilig-​Kreuz-​Münster, wo sie – im Vorgängerbau – ihren Platz hatte.
Der Wandel der Mariendarstellungen im Laufe der Zeit zeigte sich unter anderem an den Darstellungen der Thronenden Madonna. Dies zeigte Boosen bei einer Darstellung aus dem 13. Jahrhundert, wo eine nicht mehr ganz so steife Haltung zu erkennen ist. Auch an anderer Stelle war der Wandel der Kunst zu erkennen. So verwies Boosen auf den Blick des Jesuskindes bei der stehenden Madonna. Dieser ist sowohl dem Betrachter als auch der Mutter zugewandt. Wohingegen, so führte sie aus, in der Romanik der Blick des Jesuskindes stets dem Betrachter zugewandt gewesen sei.
Viel Platz für Gedanken bot den Ausstellungsbesuchern ein sehr kleines Gemälde von Joos van Cleve, der um 1520 eine Frau gemalt hatte, die ein Baby stillt (Öl auf Holz). Dass es sich hierbei um Maria und ihren Sohn handelt, ist nicht zu erkennen – auf einen Heiligenschein hat van Cleve hier verzichtet. Doch Boosen verwies darauf, dass der Künstler durchweg Mariendarstellungen gemalt hatte und sprach von einem Bild, das im Museum als die intimste und innigste Darstellung von Maria und ihrem Sohn gelte.
Auch erfuhren die Besucher, was es damit auf sich hat, dass sich das Jesuskind mal auf dem rechten Arm und ein anderes Mal auf dem linken Arm an die Mutter schmiegt. Boosen erklärte dies mit dem jeweiligen Standort am Altar.
Gestaunt wurde auch, als die Museumsleiterin bei einem Bild aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf die Gmünder Mikrographen zu sprechen kam. Johann Philipp Püchler hatte nicht nur eine Madonna mit Kind gemalt, sondern mittels der Kleinschreibekunst für die passende Haarpracht gesorgt, was nur aus nächster Nähe zu sehen ist – einige Ausstellungsbesucher verharrten für wenige Minuten vor dem Bild. Und staunten. Von der Verkündigung, der Geburt und Anbetung und weiteren Schwerpunkten der Ausstellung ging es gegen Ende dann um Tod und Trauer, was natürlich ebenfalls bildlich kenntlich gemacht wurde – Maria war nicht mehr länger die Junge und Strahlende, sondern eine ältere Frau voll Trauer und Tränen.
Und nicht zuletzt war es dann das Gemälde von Johann Georg Strobel, das am gestrigen Tag Mariä Himmelfahrt die Blicke auf sich zog. Auf einer Leinwand hatte er mit Öl dieses für Katholiken sehr bedeutende Ereignis festgehalten.

Die Öffnungszeiten des Museum im Prediger: Dienstag, Mittwoch, Freitag: 14 bis 17 Uhr; Donnerstag: 14 bis 19 Uhr; Samstag, Sonntag, Feiertage: elf bis 17 Uhr, montags geschlossen.