Kinder wählen Spielplatzgestaltung. Aktion Gmünd organisiert die Kinderwahl 2013 – Gmünd zog mit; Kreis und Land blockierten

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Kinder dürfen wählen, wie der Sommerspielplatz auf dem Marktplatz nächstes Jahr aussehen soll. Bunt bebildert gibt es drei Vorschläge zum Motto: „Die Wildnis des Dschungels“, „Unser Spielgarten auf der Landesgartenschau“ oder „Feen und Kobolde“. Wohl jedes Kind im Gmünder Raum wird 2014 mindestens einmal sehen, wie dieses Thema, umgesetzt wurde. Bei der Umsetzung dieses Projekts gab es Hindernisse.

Mittwoch, 11. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
138 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt).Stefan Kugler ist der Mann, der die Kinderwahl vorgeschlagen hat. Seine Idee wurde mittlerweile von der Kinderkommission des Deutschen Bundestages empfohlen. Die Aktion Familie war sofort sehr angetan, wie die Sprecherinnen und Sprecher gestern mitteilten: „Wir müssen ja nicht immer das Rad neu erfinden.“ Parallel zur Bundestagswahl wollte man also in einigen ausgesuchten Wahllokalen eine Kinderwahl durchführen; im Hauptamt der Stadtverwaltung wurde ein entsprechender Antrag gestellt. Peter Arnold, Renate Simblet und Stephan Spiegel vom Aktionsbündnis erklärten gestern, die Stadtverwaltung und insbesondere Helmut Ott, Hauptamtschef und städtischer Wahlleiter, habe sehr positiv reagiert, und auch die angesprochenen Wahlvorstände hätten nichts als Zustimmung signalisiert. „In Gmünd gibt es ein neues Denken“, freut sich Peter Arnold: Nichts werde einfach nur deshalb abgelehnt, weil’s neu sei. Die Spielplatzgestaltung überhaupt erst zu ermöglichen war ein entscheidender Beitrag; das Garten– und Friedhofsamt habe bei der Ideenfindung geholfen und Unterstützung bei der Umsetzung zugesagt. Ganz anders wohl die Reaktion auf Kreis– und Landesebene. Die baden-​württembergische Landeswahlleiterin Christiane Friedrich schrieb, es seien Störungen des Wahlbetriebs zu befürchten: „Der Wahlvorstand hat sich auf die ihm bei der Bundestagswahl obliegenden Aufgaben zu konzentrieren, die Wahlberechtigten müssen im Wahlraum ungestört ihr Wahlrecht ausüben können. Damit nicht vereinbar ist eine Funktion des Wahlraums auch als ‘Kinderspielzimmer’“; sie teile, erklärt Friedrich, die Bedenken Peters Stenzels vom Kommunalamt des Ostalbkreises „hinsichtlich des Anliegens der Stadt Schwäbisch Gmünd“. Die Mitglieder der Aktion Familie nennen dies frustrierend und stellen die damit verbundene Einstellung zu Kindern und zu Kinderrechtswahlen in Frage. Lange wurde freilich nicht lamentiert, streichen wollte man das Projekt nämlich in keinem Fall. „Plan B“ kommt auch ohne die Bedenkenträger aus: Kinder sollten in jedem Fall wählen dürfen. Renate Simblet: „Ein Kind muss wissen, dass es Einfluss hat und etwas bewirken oder verändern kann, wenn es wählen geht.“ Ganz langsam würden die Grundschüler so an die Wahlen und an ein Demokratieverständnis herangeführt, das wohl doch nicht selbstverständlich sei. Als Bürgerin, meint Simblet, lasse sie sich nicht bevormunden und von Bürokratie ausbremsen. Die echte Kinderwahl ist noch lange nicht vom Tisch; sie ist jetzt für die Gemeinderatswahl 2014 vorgesehen. Um ihr Anliegen zu vertreten, können sich Groß und Klein, Eltern, Kinder und Vertreter der Aktion Familie, einen Besuch bei Christine Friedrich vorstellen. In der Woche vor der Bundestagswahl wird an einigen Schulen gewählt; die Stimmzettel werden in hübsch anzusehende Wahlurnen eingeworfen, die die a.l.s.o. eigens für die Aktion Familie anfertigt. Die Eltern sind bereits informiert über diesen Versuch, „die erwachsenen Wähler von Morgen an das Thema Wahlen und die Bedeutung von Wahlen heranzuführen“. Bunte Wahlurnen auf den Schulhöfen Mit dabei sind die großen Schule. Die Friedensschule beteiligt sich mit den Klassen eins bis fünf und 200 Kindern, ebenso die Rauchbeinschule (170) und die Mozartschule (160). Die Eichenrainschule ist ist mit 150 Grundschülern dabei, die Klösterleschule mit 370, die Grundschule Hardt mit 160 Kindern und die Herlikofer Theodor-​Heuss-​Schule mit 140. Vom 16. bis 20 September können sie alle im Laufe eines Vormittags auf dem Schulhof zum allerersten Mal wählen gehen.