Kommentar zur Kinderwahl

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Herrschaftszeiten. Wenn da ein paar Steppkes voller Stolz ihr Kreuz machen dürfen wie die Großen, ist das nicht der Untergang des Abendlandes, sondern ein kleiner, feiner Versuch, diesem eine Zukunft zu sichern. Kommentar von Birgit Trinkle

Mittwoch, 11. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die Aktion Familie hatte alles geplant und alles vorbereitet, um eine völlig unproblematische Kinderwahl am Tag der Bundestagswahl durchführen zu können. Rechtliche Bedenken waren ausgeräumt, jeder Grund, die Wahl anzufechten, und wirklich jede Störung vermeidbar; Kreis– und Landeswahlleiterin hätten ohne weiteres ein Ausweichen auf die Flure oder auf ein anderes Wahl-​Zimmer zulassen können. Der schlichte Verweis aber, ein Wahlraum sei kein Kinderspielzimmer, ist nichts als genau die Art „Das haben wir ja noch nie gemacht“- Denken, die so viele so satt haben. Wenigstens in Gmünd rannte man der Aktion Familie zufolge offene Türen ein. Diese Wahl findet in jedem Fall statt, Bürokraten und Bedenkenträgern zum Trotz, jetzt eben in der großen Pause auf den Schulhöfen. Sie wird zweifelsohne entscheiden, ob Elfen und Trolle, der Dschungel oder Gartenschau-​Themen den Sommerspielplatz 2014 prägen – was mehr ist, als von manch anderen Wahlkampfinhalten gesagt werden kann. Sie ist die erste von vielen, die geplant sind, und sie wird dem Jungvolk hoffentlich bewusst machen, dass so ein Kreuzle einen Unterschied machen kann. Etwas das, Prognosen zur Wahlbeteiligung zufolge, in Vergessenheit gerät in diesem so nichtssagenden Wahlkampf. Vor allem Desinteresse, Politikmüdigkeit und Verdruss über Bürokratie schwächen hierzulande die Demokratie. Die Aktion Familie will gegensteuern: 2014 sollen Kinder auf jeden Fall dabei sein.