Anerkennung für die Überplanung des Wohnens am Königsturm im Bau– und Umweltausschuss

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Zuweilen richtiggehende Begeisterung war zu spüren, als im Bau– und Umweltausschuss die Neukonzeption des ehemaligen Deyhle-​Areals mit der ehemaligen Silberwarenfabrik am Fuß des Königsturms vorgestellt wurde. Der Entwurf zeigt ein neues Quartier, dem anzusehen ist, dass es gemacht ist fürs alte Gmünd. Der Dank aller Fraktionen galt Robert Dinser, dem die neue Planung zu verdanken sei.

Mittwoch, 18. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Ein „Stauferquartier“ soll entstehen, das auf die Geschichte der Stadt Bezug nimmt. „Aus der städtebaulichen historischen Entwicklung heraus sollte etwas entstehen, etwas, das sich in die Umgebung einfügt“, fasste Architekt Thomas Müller bei seiner Präsentation den Auftrag zur Überarbeitung der Planung zusammen und freute sich über das nunmehr Gelungene. Baubürgermeister Julius Mihm meinte, er sei ein Verfechter des bisherigen Entwurfs gewesen: „Ich wollte Häuser und keine Luftschlösser haben.“ Nun aber freue er sich an der Perspektive, etwas zu bekommen, das der Stadt und ihren Bedürfnissen in dieser wichtigen Altstadtecke mehr entspreche, das belastbar sei und vor allem keine Durchschnittslösung. Dass die neue Planung, „Vision Robert Dinsers“ genannt, die einander immer wieder überlagernden historischen Entwicklungen der Umgebung zum Sprechen bringt, das war Konsens gestern Abend. Dinser hatte mit der entsprechenden Rückendeckung und eigenen Mitteln gemeinsam mit den Architekten Müller etwas erarbeitet, das, so der BUA einhellig, sehr viel respektvoller mit der Umgebung umgeht. So viel wie möglich wird erhalten; die Rechbergsche Scheuer etwa hat künftig als freistehendes Gebäude einen ganz anderen Stellenwert. Der Raum zwischen Fachwerkbauten und Königsturm ist nicht länger von Wohntürmen überschattet und der Eindruck, das Areal werde mit rund 50 Wohnungen „ausgemostet“, völlig verschwunden. Die „Soziale Manufaktur“, Kompetenzzentrum für bürgerschaftliches Engagement, schmiegt sich geradezu in die Hangkuhle und ist kaum höher als die Rosenstraße. Die neuen Gebäude greifen mit Schildmauer– und Staffelgiebel und winkelförmiger Anordnung durchgehend für die Altstadt belegte historische Bauformen auf; Julius Mihm sprach von charakteristischer Bauweise. Weltfremde, unwirtschaftliche Träumerei? Mitnichten, wie Thomas Müller aufzeigte. Die neue Planung ermöglicht ebenfalls zwischen 28 und 32 Wohnungen, davon 70 Prozent mit drei Zimmern; alle sind barrierefrei zugänglich, an eine über die Imhofstraße erreichbare Tiefgarage angebunden und mit Wohnbereich und Loggia auf den Innenhofbereich ausgerichtet. Da ist die unverminderte Investitionsbereitschaft des Projektentwicklers Schatz nicht verwunderlich – auch wenn gestern deutlich wurde, dass das gesamte Projekt durchaus auf dem Prüfstand stand, als im Dezember die Überplanung gefordert wurde „Manche glaubten, das wird nichts mehr“, freute sich Celestino Piazza (CDU). Er sei froh, dass die Notbremse gezogen und eine Planung ermöglicht wurde, die „einer mittelalterlichen Stadt würdig“ sei. Nicht nur, dass mittelalterliches Flair geschaffen werde: „Das gibt Wohnen für Jung und Alt in einem der letzten zentralen Bereiche.“ Mit Herz, Seele und Verstand habe Robert Dinser sich eingebracht, gab’s ein herzliches Dankeschön von Piazza und von allen weiteren Rednern. Konrad Sorg (SPD) war froh, dass es weitergeht, dass die Schatz-​Gruppe dabeigeblieben ist. Er verwies auf noch ausstehende Fraktionsberatungen und meinte, es gebe Stimmen, die auch in der Altstadt zeitgenössische Akzente befürworteten. Karl Miller (Grüne) schätzte den sozialen Aspekt und die Weiterentwicklung des historischen Holzplatzes: „Ein schöner Ansatz, eine interessante neue städtebauliche Entwicklung.“ Das fand auch Ullrich Dombrowski (FW/​FDP) und hoffte auf baldige Umsetzung. Zu wünschen wäre nur gewesen, dass sich Dinser früher eingebracht hätte. Grundsätzlich sei es sehr bedenklich, wenn ein Gemeinderatsbeschluss keine Beachtung finde. „Wenn wir einen Wettbewerb ausschreiben, müssen wir uns ans Ergebnis halten.“ OB Arnold dazu: „Gute Planungen müssen reifen.“ Um 540 000 Euro Fördermittel nicht zu verlieren, muss die Stadt bis 14. Oktober mit der Maßnahme begonnen haben. Die Vergabe der Abbrucharbeiten für 174 293 Euro an die Firma PST Augsburg wurde gestern vorberaten.