Einwohnerschwund, Überalterung und Wegzug der Jungen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die Fakten sind nicht gerade beruhigend: Seit Mitte der 90-​er Jahre hat Schwäbisch Gmünd 4000 Einwohner verloren, nach dem jüngsten Mikrozensus-​Ergebnis wohnen hier nur noch gut 58 000 Menschen. Zu beobachten ist weiterhin ein Aderlass in der Altersgruppe der 20– bis 25-​Jährigen und der 25– bis 35-​Jährigen.

Mittwoch, 18. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Von den Jungen verlassen viele die Stadt, um auswärts zu studieren – und kehren ihr nicht selten für immer den Rücken. Und die anderen suchen und finden Arbeitsplätze auswärts und ziehen weg. Gewinner sind die Ballungszentren: „Wir verlieren an Stuttgart“, sagte Bürgermeister Joachim Bläse am Mittwoch im Verwaltungsausschuss, „die Mittelzentren des ländlichen Raums sind die Verlierer des demographischen Wandels.“ Die kommende Überalterung werde auch nicht durch Zuwanderung aufgewogen.
Er stellte dem Gremium die Ergebnisse aus dem Workshop „Demographiesensible Kommunalpolitik“ vor, der Ende Februar im Prediger stattgefunden hatte. Stadtrat Kurt Weigand (CDU) bestätigte und erweiterte die Ausführungen Bläses.
Schwäbisch Gmünd, vielleicht ein schwacher Trost, steht nicht allein: 34 Kommunen hatten sich für die vom Sozialministerium zusammen mit der Bertelsmann-​Stiftung veranstalteten Arbeitstreffen beworben, 13 wurden ausgewählt, Gmünd war darunter – was, wie Weigand vermutete, darauf hindeute, dass „auch außerhalb von Gmünd der Eindruck besteht, dass wir dringenden Handlungsbedarf haben.“ Einige Konsequenzen will man schnell ziehen: „Wir müssen noch genauer fragen, wenn einer wegzieht, warum er wegzieht“, so Bläse. Alle Potenziale für den Arbeitsmarkt müssten genützt werden. Dafür soll die Beratung schwächerer und nicht ausreichend informierter Eltern optimiert werden, um die Fähigkeiten von Kindern zu erkennen. Hochschulen und Stadt sollen ins Gespräch miteinander kommen, und die Stadt soll eine aussagefähige Arbeitsmarkt– und Ausbildungsstatistik anlegen. Es brauche mehr praxisnahe und ortsbezogene Ausbildungen und Studiengänge. Ausreichend Arbeitsplätze müssen für die Berufsperspektive auch sein. Die CDU-​Fraktion, so Weigand, wollte daher ein weiteres Projekt: Nämlich dass die Stadt alle Anstrengungen unternimmt, neue Firmen und Arbeitgeber für Gmünd zu gewinnen. Gut leben können sollte man hier ebenfalls. Nicht zuletzt habe sich gezeigt, dass es zuwenig familienfreundliche Wohnungen in Gmünd gebe. „Wir brauchen jeden“, sagte Clemens Beil (SPD): Brigitte Abele (Grüne) fragte nach den Schulentwicklungs-​Plänen der Verwaltung. Joachim Bläse versprach rasch einen zeitlichen Fahrplan, schließlich müssten bis März 2014 Anträge gestellt werden.