Die mit dem großen Herz: Rosemarie Abele als Lebenshilfe-​Chefin verabschiedet

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Eine große Frau“, wurde sie genannt, zudem Chefin, Mutter, Herz und Gütesiegel der Gmünder Lebenshilfe. Nach 33 Jahren haben Freunde und Wegbegleiter Rosemarie Abel gestern mit einem großen, bunten, bewegenden Fest bei der Barmer GEK verabschiedet.

Donnerstag, 19. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt).
Dass es große Fußstapfen sind, in die er tritt, wurde gesagt, aber auch, dass er damit umgehen kann: Jörg Sadowski, der im Amt des Abele-​Nachfolgers begrüßt wurde, nahm Unmengen Energieriegel, Obst und Wein entgegen und führte gelassen und mit Humor durch diesen Abend, der nicht seiner war. Als Überraschungsgäste unterhielten „Freile Franz“ die Gäste; Peter „Freile“ Wiedmann war einst Mitarbeiter der Lebenshilfe. Das restliche Rahmenprogramm wurde vollständig von der Lebenshilfe bestritten, von der Theater– und von der Jazztanzgruppe etwa, die Rosemarie Abele in ihre Mitte nahm und herzte. Dass sie eine Vielgeliebte ist, wurde an keiner anderen Stelle des mehrstündigen Programm so deutlich.
Kai Narr, Regionalgeschäftsführer der Barmer GEK, erklärte, was die Lebenshilfe für die Menschen leiste, könne keine Krankenkasse, könne keine Institution in dieser Form leisten; der Selbsthilfegedanke sei aus dem Gesundheitssystem nicht wegzudenken. Günter Traub, Geschäftsbereichsleiter Soziales der Landkreisverwaltung, meinte er kenne gar nichts anderes als die Verbindung von Rose Abele und Lebenshilfe; es sei gut, dass dieses Wissen, diese Kompetenz künftig ehrenamtlich im Vorstand eingebracht werde. Bürgermeister Joachim Bläse ging auf die Verdienste Rosemarie Abeles ein, die ja unter anderem mit der Bürgermedaille der Stadt gewürdigt wurden. „Wir brauchen Sie noch“, erklärte er dann; immerhin stehe man noch ganz am Anfang wenn es darum gehe, den Alltag von Menschen mit Behinderung zu gestalten.
Bewegt und bewegend waren die Beiträge langjähriger Mitstreiter. Robert Antretter, Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und den Gmündern besonders verbunden, meinte, Abeles Beispiel trage dazu bei, dass in diesem Land niemals wieder Eltern ihre behinderten Kinder verstecken müssten. Sie habe sich an die Seite der Menschen mit Behinderung gestellt, dafür gesorgt, dass diejenigen in die Mitte genommen würden, bei denen nicht alles perfekt sei. „Der Mensch ist mehr als die Summe seiner genetischen Merkmale“. Nicht der, der nicht sehen könne, sei behindert, sondern der, der allen misstraue; nicht der, der keine Arme habe, sondern der, der das Umarmen verlerne. Behindert sei nicht, wer nicht sagen könne „ich liebe dich“, sondern derjenige, der nicht liebe.
Thomas Feistauer sprach für den Landesverband Baden-​Württemberg von der Lebensfreude, die Rosemarie Abele geschenkt habe, und von all denen, für die sie das Leben lebenswert gemacht habe. Inklusion und Teilhabe werde in Gmünd in weiten Teilen schon gelebt. Daniela Maschka-​Dengler, Vorstandmitglied, widmete sich dem Namen Rose, der Programm sei: „Dornen braucht man, wenn man sich einsetzt für die Menschen, die einem wichtig sind.“ Auch die einzelnen Buchstaben in „Rose“ gerieten bei ihr zu einer sehr warmherzigen Würdigung dieser „großen Frau“ mit dem „ganz, ganz großen Herzen“. Prof. Dr. Manfred Köhnlein sprach für den Beirat und die Stiftung Sterntaler und unterhielt mit einigen Anekdoten – wie alle an diesem Abend hatte er sich große Mühe gegeben mit seinem Geschenk an die „Mutter der Lebenshilfe“. Längst sei Rosemarie Abele für all die Menschen, die ihr Spenden anvertrauten, auch deren Gütesiegel und glaubwürdiges Synonym. Eigene Schmerzenserfahrungen habe sie umgewandelt in ein blühendes Lebenswerk: „Sie haben recht getan.“ Für den Heimbeirat sprach Manuel Betz; der Elternbeirat kam zu Wort, und auch Rose Abele wandte sich an die Gäste, die sie in den 33 Jahren als Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe und in 23 Jahren Geschäftsführung begleitet haben – etwa die Familie des ersten Vorsitzenden Bruno Christmann, der sein Amt 1980 krankheitsbedingt abgab.