„Von Elternglück und strahlenden Sternen“: Kinder– und Jugendpsychologe Dr. Thomas Fuchs hilft Eltern und der Aktion „Gmünder machen Wünsche wahr“

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Dass eine „Schulung“ so unterhaltsam sein kann: Psychologe Thomas Fuchs ließ am Montag Abend laut lachen, viel lächeln und nicht zuletzt einiges überdenken. Der Gmünder bat zur Premiere seines Vortrags „Von Elternglück und strahlenden Sternen“ in den Prediger.

Montag, 10. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Sein Honorar für diese Elternausbildung der etwas anderen Art spendet Dr. Fuchs dem Projekt „Gmünder machen Wünsche wahr“ und dem Weihnachtswunschbaum der Aktion Familie. Dafür gab’s von Koordinatorin Bärbel Blaue ein herzliches Dankeschön.
Als Fuchs Geduld, Disziplin, Fähigkeit zum Verzicht und Konsequenz als Schlüsselbegriffe nannte, „das Wichtigste ist die Liebe“, sagte er nichts wirklich Neues. Aber er arbeitete Studien und zum teil hochkomplexe jüngere Theorien leicht verständlich auf – damit oft genug Binsenweisheiten bestätigend, die Generationen überdauert haben. Erreichbare Ziele setzen, ist ein Tipp: Scharf kritisierte Fuchs ein Denken, das nur die höchsten Bildungsabschlüsse gelten lässt und das er in der Praxis nicht wiederfinde; Personalverantwortliche interessierten sich weniger für die Mathenote als dafür, ob die Auszubildenden Autorität akzeptierten. „Kein Kind ist dazu da, uns glücklich zu machen“, so eine Aussage – wie sollten Kinder schaffen, was ihren Eltern selbst nicht möglich sei. Eigene Unsicherheiten dürften nicht mit dem verwechselt werden, was der Weg des Kindes sei. Weiter sieht Fuchs die Zeit als größtes Geschenk für Kinder. Dringend empfohlen wurde, einige wenige Familienregeln aufzustellen – alles fair und positiv zu formulieren, freundlich miteinander umzugehen etwa. Würden diese Regeln missachtet, müsse sofort und entschieden reagiert werden – zur Not mit einer „Auszeit im Gästeklo oder im Elternschlafzimmer“. Wenn das Kind aufgehört habe, an die Tür zu trommeln, warteten Eltern am Besten so viele Minuten wie das Kind an Jahren zähle. Auch im größten Stress müssten diese wenigen Regeln eingehalten werden – nichts schlimmer als die so genannte intermittierende Verstärkung, wenn also aus Zeitmangel oder Unlust Ausnahmen gemacht werden. Wenn sich im Kindesverhalten etwas ändern soll, so Dr. Fuchs, müssten sich auch die Eltern einiges bewusst machen. Tun, was sie sich vorgenommen haben, selbst Verzichtübungen leisten – „wer sich etwas vornimmt und das nicht einhält, verliert das Vertrauen in sich“.
So vieles kann schief gehen, so viele Probleme sind kaum zu vermeiden: Es kommt nur darauf, wie diese wahrgenommen werden. Mit der alten Redensart vom „Ach“, das unter jedem Dach zu finden ist, erzählte der Psychologe aus seinem Praxisalltag, lauter Beispiele, mit denen sich das Publikum – überwiegend waren Mütter gekommen – identifizieren konnte, oder über die zumindest befreiend gelacht wurde. Von Fehlern, die gemacht werden, war zu hören – wie etwa Kinder zu Nervensägen erzogen werden. „Versuchen Sie zu loben“, war ein zentraler Ratschlag; das Positive sei auch zu denken. Vielen helfe es, ein Glücks– oder Danketagebuch führen, oder sich zumindest die guten Momente vor Augen zu führen. Den „Saustall“, die „Katastrophe“ als mentales Fitnesscenter zu sehen und die „furchtbaren“ Kinder als strahlende Sterne, die sich eben ungünstig verhielten, helfe – zum eigenen Glück und dabei, diese strahlende Sterne zu glücklichen, lebenstauglichen Menschen zu machen.