Waschbär-​Alarm für Schwäbisch Gmünd

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

In letzter Zeit werden immer häufiger Waschbären im gesamten Stadtgebiet und in allen Gmünder Stadtteilen gesichtet. Dem Ordnungsamt und auch der Straßenbauverwaltung werden zunehmend auch überfahrene Waschbären gemeldet.

Dienstag, 11. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
152 Sekunden Lesedauer

Probleme mit Waschbären haben derzeit Anwohner vor allem im Stadtteil Wetzgau-​Rehnenhof. Auch aus Wustenriet wurden in den letzten Wochen Waschbär-​Vorfälle gemeldet Wie die Anwohner berichten, wurde neben zudringlichem Verhalten auch beobachtet, wie Waschbären Rasenflächen von Grundstücken aufreißen, um offensichtlich an tierische Nahrung wie Engerlinge und Insektenraupen zu gelangen.
Zum vermehrten Auftreten von Waschbären gibt die Stadtverwaltung daher folgende Hinweise:
Der Waschbär ist ein bei uns ursprünglich nicht beheimatetes Wildtier, gehört zur Familie der Kleinbären, und kann bis zu zwölf Kilogramm schwer werden. Er ist sehr leicht an seiner auffälligen schwarz-​weißen Gesichtsmaske sowie am buschigen, schwarz-​grau geringelten Schwanz zu erkennen. Ausgewachsene Waschbären sind mit einer Schulterhöhe von circa 22 bis 30 Zentimeter größer als Hauskatzen. Waschbären sind Allesfresser und gute Kletterer. In der Regel sind sie nacht– und dämmerungsaktiv, wurden in der Stadt aber auch schon am helllichten Tag gesehen. Sie sind normalerweise nicht aggressiv, haben offensichtlich auch in der Stadt keine Scheu vor Menschen. . Sie können allerdings enorm zudringlich werden. So berichteten Bürger, dass vereinzelt Waschbären bei helllichtem Tag auf Terrassentische kletterten und sich an Resten der Kaffeetafel gütlich taten oder durch Katzenklappen ins Haus eindrangen und das für die Hauskatzen bereitgestellte Katzenfutter weggefressen hatten.
Normalerweise sind Früchte, Insekten und allerlei Kleingetier ihr Nahrungsspektrum. Nahrung finden sie im Überfluss in Gärten, durch Speisereste auf zugänglichen Komposthaufen oder in Biobeuteln, die häufig bereits am Vorabend zur Abfuhr auf die Straße gestellt werden.
Für die Kleinbären gibt es darüber hinaus eine große Anzahl von Schlafplätzen. Meist dienen alte Bäume, Gartenhäuschen, Schuppen, Garagen oder Dachböden als Schlaf– und Wurfplatz. Waschbären leben in der Stadt wie im Schlaraffenland, da sie zu allen Vorzügen auch noch vor Jägern ihre Ruhe haben. Waschbären dürfen in Deutschland zwar bejagt werden. Die Bejagung in innerörtlichen Bereichen ist für Jäger jedoch nur mit Genehmigung der Jagdbehörde mittels Lebendfangfallen möglich.
„Für eine spürbare Bestandsregulierung der Waschbären in der Stadt würden herkömmliche Bejagungsmaßnahmen ohnehin nicht ausreichen. Für eine wirkungsvolle Bestandsreduzierung — wie sie die Stadt etwa bei Ratten durchführt — stünden für den Waschbär zudem die gesetzlichen Vorgaben des Tierschutzgesetzes entgegen. Danach dürfen Wirbeltiere — und hierzu zählen neben Ratten auch die Waschbären — nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden“, so Rüdiger Maas vom städtischen Ordnungsamt, zuständig für die städtische Schädlingsbekämpfung. „Ein hoher Tierbestand für sich allein gesehen ist kein vernünftiger Grund, Tiere zu töten.“
Die Stadtverwaltung sieht derzeit keine Notwendigkeit, den Waschbären im innerörtlichen Bereich verstärkt nachzustellen. Vielmehr setzt sie auf die Aufklärung und auf das Bewusstsein der Bürger im Umgang mit den neuen tierischen Zuwanderern. Waschbären können unter Umständen Schäden an Gebäuden anrichten, wenn sie in Dachstühle oder Kamine eindringen. Der Zugang zu Dachböden erfolgt meist über Bäume und Äste am Haus, über Regenfallrohre, über Rankgerüste oder Rankpflanzen. Daher ist es sinnvoll, Äste in Hausnähe zu kürzen oder an Bäumen glatte Rutschmanschetten so anzubringen, dass die Tiere keinen Halt finden sowie bekannte Einschlupflöcher am Gebäude zu verschließen. Dies hilft zudem auch gegen die vielfach ungeliebten Marder.
Fachleute empfehlen, Waschbären keinesfalls zu füttern und potenzielle Futterquellen wie Bioabfälle, Reste in Futterschüsseln von Haustieren sowie Unterschlupfmöglichkeiten so gut es geht zu vermeiden oder zu beseitigen. Komposttierbare Abfälle sollten in Komposthaufen oder Behältern so deponiert werden, dass diese für Waschbären, Ratten und anderem unerwünschtem Getier nicht zugänglich sind. Bioabfälle sollten erst morgens am Tag der vorgesehenen Abfuhr an der Straße bereitgestellt werden.
Alles in allem sollten sich die Bürger mit neuen tierischen Zuwanderern anpassen und gewisse Regeln beachten, so wie sie es bisher bei den Schwänen oder neuerdings den ebenfalls kürzlich zugewanderten Nilgänsen im Remspark tun.