Emotionaler Blaulichtgottesdienst der Polizei und aller Gmünder Hilfsorganisationen im und am Gmünder Münster

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Ein gutes Gefühl: Die Schutzengel sind immer unter uns, rund um die Uhr und sieben Tage die Woche einsatzbereit. Rund 2000 Frauen und Männer alleine im Raum Gmünd sind in ihren Hilfsorganisationen im christlichem Sinne ehrenamtliche Mitarbeiter Gottes. Das war die Botschaft des Blaulichtgottesdienstes soeben (Sonntagebend) im Münster und auch auf dem Münsterplatz.

Sonntag, 16. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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Es war auch eine Stunde des Abschieds von Notfallseelsorger Michael Benner. Der katholische Pfarrer tritt eine neue Stelle am Bodensee an. Auch sein evangelischer Amtsbruder und „Kamerad“ Michael Gseller, so wurde gestern angedeutet, will sich als zwischenzeitlicher Pfarramtspensionär zurück ziehen: Es war sein letzter Blaulichtgottesdienst.
Der Begründer dieser ökumenisch geprägten Tradition, Polizeioberrat Helmut Argauer, trat neben dem eindrucksvoll aufspielenden Polizeiorchester Ostalb, mit seiner Gitarre zum Abschluss der Feier ganz alleine ans Mikrofon, um Pfarrer Benner einen gleichermaßen bescheidenen wie herzlichen Dankes-​Song zu widmen. Es kam wiederholt zum Ausdruck: Beide Notfallseelorger haben über viele Jahre hinweg einen wichtigen Dienst im Hintergrund geleistet, der nie große Schlagzeilen gemacht hat, dennoch viele Angehörige und auch Blaulichtengel nach furchtbaren Ereignissen aus dem Einsatzalltag der Hilfsorganisationen wieder aufgerichtet hat.
Von Engeln, die schützen und auch Helfer wieder aufrichten
„You rise me up“ stand dann auch gleich passend als feierliche Melodie, vorgetragen vom Polizeiorchester, am Beginn der Blaulichtgottesdienstes. Einleitende Worte kamen von Vertretern der freiwilligen Helfer-​Organisationen und auch der von der Polizei, wie z.B. „Stell Dir vor, Du wirst vermisst, und keiner sucht Dich?“ Die Antwort gab ein Blaulichtengel, der ganz vorne im Münster, im Kerzenlicht stand, mithin im Blickpunkt stand.
Die beiden Pfarrer Gseller und Benner beschrieben die Beamten der Polizei und die vielen Mitglieder der ehrenamtlich geprägten Hilfsorganisationen als jene Engel, die „täglich unter uns sind“. Jederzeit kann ein Funkspruch oder das Signal ihres „Piepsers“ sie zu Einsätzen rufen, bei denen es um Leben und Tod gehen kann. „Sie sind im Geist und im Auftrag Gottes unterwegs.“ Leider sei es so, dass Polizisten oft gar nicht als Blaulichtengel wahrgenommen werden, vielmehr übelst beschimpft und bedroht werden. Da sei auch die sprichwörtlichen Tugenden der Engelsgeduld oder der Engelszunge gefragt, ebenso bei Rettungsdiensten, Feuerwehr, THW, Bergwacht, Rettungshundestaffeln, DLRG usw. wenn komplexe Einsätze und Bedrohungen mit der Klugheit und der erhabenen Gelassenheit von Schutzengeln gelöst werden müssen. Die Bevölkerung nehme oft nicht so richtig wahr, dass sie von so vielen guten ehrenamtlichen und auch hauptamtlichen Mächten der Hilfsorganisationen und der Polizei umgeben sei. Andererseits begeben sich auch die Helfer tagtäglich in gefährliche, leidvolle und seelische Grenzsituationen, wo sie selbst ganz dringend auf hilfreiche und ratgebende Schutzengel angewiesen seien. Wohl jeder Rettungsdienstler oder Feuerwehrangehöriger habe schon mal die Erfahrung gemacht: „Das hätte auch schief gehen können!“ Auch deswegen sei man heute zusammengekommen, um für diese Kraft Gottes und seiner oft sinnbildlichen und allgegenwärtigen Schutzengel zu danken.
Zum Abschluss ergriffen auch Oberbürgermeister Richard Arnold und Landrat Klaus Pavel das Wort. Sie dankten dem Gmünder Polizeichef Helmut Argauer und forderten ihn auf, die Tradition dieser Blaulichtgottesdienste weiterzuführen.
Oberbürgermeister Arnold erinnerte, dass Polizei und vor allem die ehrenamtlich strukturierten Hilfsorganisationen in diesem besonderen Gmünder Gartenschau-​Jahr enorm viel dazu beigetragen hätten, dass dieses Großereignis mit rund zwei Millionen Gästen ohne nennenswerte Zwischenfälle oder Unfälle über die Bühne gehen konnte. „Sie vertreten die großartigsten Werte unserer Zeit“, so wandte sich Landrat Klaus Pavel an die große Blaulicht-​Gemeinde im Heilig-​Kreuz-​Münster. Dass Menschen sich in freiwilligen Organisationen bereit erklären, mit Technik, Können und Einfühlungsvermögen einfach da zu sein, wenn Mitbürger oder — Beispiel Hochwasserkatastrophen — ganze Regionen in Not geraten, sei ein wunderbares Zeichen und Zeugnis gelebten christlichen Schutzengel-​Tuns.
Es wurde sehr feierlich und emotional, als sich die Kirchenbesucher hinaus auf den Münsterplatz begaben, wo in einem großen Halbrund von Einsatzfahrzeugen ein Kreuz aufgestellt war. Hunderte Kerzen wurden aufgestellt. Und Dutzende Blaulichter flackerten zum „Vater unser“ und zum „Großen Gott wir loben Dich“, dargeboten vom Polizeiorchester Ostalb, zum Finale auf.